Protest an Pipeline-Frachter gegen Mega-Gasprojekt
RWE unterstützt umweltschädliches Riesen Gasprojekt – das wollen Greenpeace-Aktive nicht hinnehmen.
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Es ist ein sonniger Donnerstagmorgen, an dem die vier kleinen Schlauchboote vorsichtig ins Wasser gelassen werden und mit Bannern und Farbe bewaffnet auf den ca. 200 Meter langen Frachter zusteuern. Auf der Weser am Brakener Hafen unweit von Bremerhaven ist an diesem Tag wenig los, und so gelangen die Boote unbemerkt an ihr Ziel. Jetzt muss alles ganz schnell gehen: Während die Greenpeace-Aktivist:innen von zwei Booten aus eine Botschaft an die Seite des Frachters malen, klettern die anderen geschwind auf die Pier und setzen sich auf die dort gelagerten Pipelinerohre. Vier winzige Boote mit einer riesigen Botschaft: Das Meer ist kein Industriegebiet.
Die Aktiven protestieren, weil dieser Frachter Pipelinerohre nach Australien bringen will. Rohre, die für ein geplantes Gasbohrprojekt vor der Küste Westaustraliens und den damit verbundenen Bau einer 430 km langen Pipeline genutzt werden sollen. Bei dem LNG-Gas-Projekt an der australischen Westküste wollen die deutschen Unternehmen RWE und Uniper zusammen mit dem australischen Energiekonzern Woodside Energy Trading Singapore Gas fördern. Die deutsche Firma Europipe liefert die dafür benötigten Rohre: Insgesamt 300.000 Tonnen. „Die Erschließung neuer Gasfelder bringt keinen Nutzen in der aktuellen Energieversorgung“, sagt Greenpeace-Meeresexperte Manfred Santen. „Verlegung und Betrieb der Pipeline zerstören wertvolle Meeresgebiete. Neue Mega-Gasprojekte tragen weltweit zur Klimakrise bei – unter Beteiligung deutscher Konzerne wie RWE und Uniper.”
Aktive protestieren auf den Pipeline-Rohren
Deswegen sind die Aktivist:innen hier. An die Bordwand des Frachters „Emma Oldendorff“, der Rohre für den Bau der Pipeline liefert, haben sie in zwei-Meter-großen Buchstaben „No New Gas #RWExit“ gemalt. Zwar sind mit RWE und Uniper gleich zwei deutsche Konzerne beteiligt, doch RWE verkündet heute parallel seine Halbjahresbilanz mit einer Gewinnverdoppelung - Grund genug, das Augenmerk darauf zu richten, durch welche Naturzerstörung der Konzern unternehmerischen Erfolg hat.
Das tun die Aktiven. Und sie haben sich auf die Rohre gesetzt, um die weitere Verladung zu stören. Denn das Projekt stellt eine Bedrohung für die besonders artenreiche und empfindliche Unterwasserwelt Westaustraliens mit Korallenriffen und Seegraswiesen dar – dagegen protestieren die Aktivist:innen. Greenpeace Australia Pacific und Greenpeace Deutschland haben in den Studien “Bedrohte Meere durch Gasförderung” und “Die Risiken von Woodsides Gasbohrungen für bedrohte Wale” aufgezeigt, welche verheerenden Folgen die Gasförderung für die Meeresumwelt haben kann. Die Pipeline würde zum Beispiel direkt durch die Wanderroute von Buckelwalen sowie den geschützten Montebello Marine Park führen – ein wichtiges Brutgebiet von Meeresschildkröten.
Doch das nehmen die Konzerne offenbar achselzuckend in Kauf: RWE und Woodside haben vereinbart, dass RWE ab 2025 sieben Jahre lang jährlich 0,84 Millionen Tonnen LNG von Woodside beziehen wird. Uniper wird ab 2026 sogar 2 Millionen Tonnen LNG von Woodside beziehen. in drei Jahren, in vier Jahren: Die Zahlen zeigen deutlich, wie wenig das Projekt Antworten auf aktuelle Gasfragen geben kann.
RWE verkündet Krisengewinne und hält trotzdem an fossilem Geschäftsmodell fest
RWE hat heute in seiner Halbjahresbilanz mitgeteilt, dass für das erste Halbjahr 2022 ein Gewinn vor Steuern von mehr als 5 Milliarden Euro zu erwarten ist. Grund sind die wegen des Ukraine-Krieges stark gestiegenen Preise auf dem Energiemarkt. „RWE verdient am Ukrainekrieg und heizt mit seinem Geschäft die globale Klima- und Biodiversitätskrise weiter an“, sagt Santen. „Anstatt nun mit aller Kraft die Erneuerbaren Energien auszubauen, investiert RWE lieber in klimaschädliche LNG-Projekte, die artenreiche Meeresgebiete zerstören.“
Greenpeace hat erst vor wenigen Wochen eine Studie zu geplanten LNG-Überkapazitäten vorgelegt. Russisches Gas fällt weg und muss ersetzt werden - doch die Planungen der Konzerne schießen über dieses Ziel hinaus. Und enthalten die entsprechenden Budgets der dringend benötigten Energiewende vor.