LNG - sechs Mythen zu Flüssiggasterminals
- Hintergrund
Alle reden über LNG und mobile Flüssiggasterminals als Lösung der Gaskrise - doch was stimmt, und was ist ein Mythos?
Die Abkürzung LNG steht für „Liquefied Natural Gas“, also verflüssigtes Erdgas. Durch die Verflüssigung kann LNG weltweit überall hin geliefert werden. Auch dorthin, wo es keine Pipelines gibt. Fossiles Gas wird verflüssigt, indem es auf -163 Grad Celsius abgekühlt wird. Die EU bezieht Flüssigerdgas vor allem aus den USA, Katar, Nigeria, Russland und Algerien.
Bei LNG aus den USA und Australien handelt es sich oft um Fracking-Gas. Das ist aufgrund von Leckagen noch klimaschädlicher als konventionelles, fossiles Gas. LNG mit hohem Fracking-Anteil aus den USA ist über sechsmal und aus Australien rund 7,5-mal klimaschädlicher als Pipeline-Gas aus Norwegen.
Rund 400 LNG-Tankschiff-Ladungen würde Deutschland benötigen, um das 2020 importierte Gas aus Russland mit Schiffen zu ersetzen. In Europa gibt es bereits 28 LNG-Terminals. Deutschland kann also kurzfristig fossiles Gas über Terminals in unseren Nachbarländern Frankreich, Niederlande, Belgien und Polen importieren. Wenn Deutschland konsequent Energie einspart und die Erneuerbaren ausbaut, werden weitere Terminals nicht benötigt.
In Deutschland gibt es noch keine LNG-Terminals. Die Bundesregierung plant bis zu sieben neue Terminals, mit einer Kapazität von 70 Prozent des deutschen Gasverbrauchs. Mit ihnen droht die Gefahr eines fossilen Lock-ins. Das heißt, mit der Infrastruktur machen wir uns von fossilem Gas abhängig und müssen es weiter verbrennen.
30 Prozent des Erdgases in Deutschland verbrennen wir im Gebäudesektor. Obwohl wir technisch auch komplett ohne fossiles Gas Gebäudewärme und Warmwasser bereitstellen können, haben wir in Deutschland im Jahr 2021 noch über 600.000 neue, klimaschädliche Gasheizungen verbaut.
So erzeugen wir Wärme ohne Öl und Gas: wir müssen jetzt umsteigen auf Wärmepumpen mit Ökostrom, erneuerbare Wärmenetze und unsere Häuser mit ökologischen Dämmstoffen sanieren. Bis 2035 kann Deutschland Gebäudewärme komplett fossilfrei bereitstellen.
Mehr Infos gefällig?
Mit dem Greenpeace-Newsletter bleiben Sie immer auf dem neusten Stand. Wir informieren regelmäßig zu aktuellen Kampagnen, Mitmachaktionen und laden zu Veranstaltungen ein. Nichts verpassen und direkt anmelden!
Zum Newsletter anmeldenSechs Mythen zu flüssigem Erdgas (LNG)
Mythos: LNG hat eine gute Klimabilanz!
Fakt: Falsch! Klimafreundlich ist nur die Energieerzeugung aus Sonne, Wind und anderen Erneuerbaren. Bei Liquefied Natural Gas (LNG) aus den USA und Australien handelt es sich oft um Fracking-Gas, das noch klimaschädlicher ist als konventionelles Gas. LNG aus den USA ist über sechsmal und aus Australien rund 7,5-mal klimaschädlicher als fossiles Pipelinegas aus Norwegen.
Mythos: LNG kann kurzfristig russisches Gas ersetzen!
Fakt: Falsch! Technisch ist es quasi nicht machbar, die gesamten russischen Gasimporte durch LNG zu ersetzen. Rein rechnerisch benötigt man für den Ersatz in Deutschland rund 400 Tankschiff-Ladungen pro Jahr. LNG-Importe dürfen nur eine vorübergehende Notlösung bleiben.
Mythos: Mit LNG-Importen werden Menschenrechtsverletzungen reduziert!
Fakt: Importe fossiler Energieträger aus Russland müssen jetzt so schnell wie möglich gestoppt werden. Das LNG-Exportland Katar wird aber auch massiv kritisiert. Amnesty International beklagt Ausbeutung, Diskriminierung, fehlende Meinungsfreiheit in Verbindung mit der geplanten Fußballweltmeisterschaft. Im Human Freedom Index liegt Katar auf Platz 128.
Mythos: LNG ist eine wichtige Brückentechnologie hin zu Erneuerbaren!
Fakt: Falsch! Mit dem Bau von Terminals droht ein sogenannter fossiler Lock In: Es werden Anreize geschaffen, langfristig an fossilem Gas festzuhalten. Statt Milliarden in fossile Infrastrukturen zu stecken, müssen wir in klimafreundliche Alternativen investieren: Wind- und Solaranlagen, Wärmepumpen, erneuerbare Wärmenetze und ökologische Sanierung von Häusern.
Mythos: Wir brauchen eigene LNG-Terminals in Deutschland!
Fakt: Falsch! Wenn wir konsequent Energie einsparen und erneuerbare Energien ausbauen, werden weitere Terminals in Deutschland nicht benötigt. Es gibt bereits 28 Terminals in Europa. Über einige kann Deutschland LNG aus Nachbarländern importieren.
Mythos: Wir brauchen LNG, um zu heizen!
Fakt: Falsch! Wir brauchen Alternativen zu klimaschädlichen Gas- und Ölheizungen. Zum Beispiel Wärmepumpen. In Deutschland sind gerade einmal 1,3 Millionen Wärmepumpen im Einsatz. Zum Vergleich: Schweden mit rund zehn Millionen Einwohner:innen hat bereits zwei Millionen Wärmepumpen. 2021 wurden in Deutschland noch über 600.000 klimaschädliche Gasheizungen eingebaut.