EastMed-Pipeline erhöht Kriegsrisiko und heizt Klimakrise an
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Greenpeace-Aktivist:innen protestieren heute gegen die Unterstützung der EU-Kommission für die Gas-Pipeline EastMed. Diese kann Konflikte im Mittelmeerraum anheizen und gefährdet die EU-Klimaziele.
"Gas fuels war" - "Gas fördert Krieg" - steht auf dem Banneraufkleber, den die Greenpeace-Aktivist:innen am Hauptsitz der EU-Kommission in Brüssel angebracht haben. 20 Aktive, davon neun aus Deutschland, protestieren damit gegen die Unterstützung der Europäischen Kommission für den geplanten Bau der Gaspipeline "EastMed" und für den Frieden in der EU.
EastMed steht für ein stark diskutiertes Energieprojekt. Die Pipeline soll fossiles Gas von den neu erschlossenen Gasfeldern Israels und der Republik Zypern im östlichen Mittelmeer über Griechenland bis nach Italien transportieren. Mit einer geplanten Länge von 1900 Kilometern und einer Verlegung auf dem Meeresboden des Mittelmeeres auf bis zu 3000 Metern Tiefe wäre sie eine der längsten und die tiefste Pipeline der Welt.
Greenpeace Italien veröffentlichte dazu heute den Report "Timebomb", "Zeitbombe". Denn die Gas-Pipeline bringt sowohl geopolitische wie auch klimatische Risiken mit sich. So könnte der Bau bestehende Konflikte zwischen Griechenland, dem geteilten Zypern und der Türkei über Grenzziehungen und den Zugang zu fossilen Energieressourcen anheizen.
EastMed-Pipeline gefährdet den Frieden im Mittelmeer
Griechenland und die Türkei haben sich nie auf ihre jeweiligen ausschließlichen Wirtschaftszonen geeinigt, und beide Länder haben sich für militärische Abschreckung entschieden, um ihre jeweiligen Ansprüche durchzusetzen. Tatsächlich liefe die Route des griechisch-zypriotischen Abschnitts der Pipeline durch umstrittene Meereszonen. Der Bau würde den Seegrenzstreit zwischen Griechenland und der Türkei anheizen und könnte Griechenland begünstigen, wodurch der Zugang der Türkei zum östlichen Mittelmeer effektiv eingeschränkt würde.
Das Pipeline-Projekt könnte zudem den ungelösten Konflikt zwischen der Republik Zypern (RoC) und der Türkischen Republik Nordzypern (TRNC) um die Kontrolle über die Insel Zypern wieder aufheizen. Das Projekt käme ausschließlich der Republik Zypern zugute und festigte ihre maritimen Ansprüche. In den letzten Jahren haben Gasexplorationen zu erhöhten Spannungen zwischen beiden Ländern und einer verstärkten Militärpräsenz im Meeresgebiet geführt.
Wie der Angriff auf die Gaspipeline NordStream im Jahr 2022 gezeigt hat, kann die EastMed-Pipeline auch zu einem direkten militärischen Ziel werden. Allein die Absicht, die EastMed-Gas Pipeline zu bauen, trägt zur allgemeinen Unsicherheit in der Region bei, indem sie das Rüsten anheizt und dadurch das Risiko bewaffneter Auseinandersetzungen erhöht. Die Zahl der Militärübungen, die in direktem Zusammenhang mit dem Schutz der Seegrenzen stehen, hat zugenommen, ebenso wie die Zahl der Verteidigungsabkommen mit Drittstaaten. Greenpeace fordert daher: „Die Europäische Kommission darf keine weiteren Finanzmittel für den Bau der EastMed-Pipeline zur Verfügung stellen und sollte das Projekt von der Liste der strategischen Infrastrukturprojekte streichen", so Salge.
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HerunterladenGas-Pipeline EastMed verschärft Klimakrise
Die Europäische Kommission unterstützte die Machbarkeitsstudie der EastMed mit 35 Millionen Euro. Auch die jüngste Vorschlagsliste der "Project of Common Interest" (PCI), die von der EU-Kommission derzeit zusammengestellt wird, stuft die geschätzt sieben Milliarden Euro teure Rohrleitung als strategisches Energie-Infrastrukturprojekt für die EU ein. Die Machbarkeit der Pipeline hängt gemäß der Kommission davon ab, ob sie zur Erreichung der Ziele des Europäischen Green Deals beiträgt.
Der Transport und Verbrauch des von der EastMed beförderten fossilen Gases entspricht jährlich mehr als 27 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente, etwa so viel, wie Litauen und Estland jährlich gemeinsam emittieren. In den 21 Jahren zwischen der voraussichtlichen Fertigstellung der EastMed-Pipeline (2028) und 2050, dem Jahr, in dem die Europäische Union die Klimaneutralität anstrebt, würde die Pipeline 11,5 Prozent des verbleibenden CO2-Budgets ausmachen, das der gesamten Europäischen Union zur Verfügung steht, um innerhalb von 1,5 Grad zu bleiben.