Jetzt spenden
Drei junge Frauen stehen vor einem Solarpanel, dahinter dreht sich ein Windrad. Eine der Frauen zeigt auf die Anlagen.
Bente Stachowske / Greenpeace

Greenpeace-Studie zeigt, wie Deutschland Klimaabkommen von Paris umsetzen muss

Archiviert | Inhalt wird nicht mehr aktualisiert

Kohleausstieg bis 2025, 100 Prozent erneuerbarer Strom bis 2030, Reduktion der Treibhausgase auf null bis 2035: Es nicht nur ein Stück Papier, das 195 Länder vergangenen Dezember in Paris unterschrieben haben – es ein sportliches Programm. Ein Marathon im Sprinttempo, wenn man ehrlich ist. Das Problem: Bislang ist Deutschland nicht ehrlich.

Dabei hat sich auch Deutschland mit dem Klimaabkommen verpflichtet, die globale Erwärmung deutlich unter zwei Grad Celsius zu halten. Möglichst so deutlich, dass die Grenze von 1,5 Grad nicht überschritten wird. Denn ab dieser Temperaturgrenze wird es immer unwahrscheinlicher, dass die schon heute am meisten bedrohten kleinen Inselstaaten die Folgen des Klimawandels überstehen. Wie der Weg zu diesem langfristigen Ziel gestaltet wird, überlässt das Abkommen den Staaten selbst.

Schlüsselrolle Erneuerbare Energie

Wie das Industrieland Deutschland dazu beitragen kann, dieses Ziel zu erreichen, hat nun das NewClimate Institute im Auftrag von Greenpeace berechnet. Die Antwort könnte eindeutiger kaum ausfallen: Deutschland wird sehr schnell sehr viel mehr Ökostrom brauchen. Denn nicht nur der bisherige Strombedarf muss möglichst rasch komplett auf Erneuerbare umgestellt werden. Saubere Energie aus Wind- und Solaranlagen muss auch dafür sorgen, dass Sektoren wie Verkehr und Wärme mit E-Autos und Wärmepumpen klimaneutral werden. „Die Erneuerbaren Energien spielen die Schlüsselrolle in einer konsequenten Umsetzung der Pariser Klimaziele in Deutschland. Ihr Ausbau muss beschleunigt werden“, so Prof. Dr. Niklas Höhne, Studienautor und Leiter des NewClimate-Instituts.

Gabriel bremst

Eine Erkenntnis, die bei Sigmar Gabriel auch zwei Monate nach der Klimakonferenz noch nicht angekommen zu sein scheint. Statt den Ausbau der Erneuerbaren zu beschleunigen, strengt sich der Wirtschaftsminister an, die Energiewende zu bremsen. Während die Zeit für die Erneuerbaren drängt, experimentiert das Wirtschaftsministerium mit einem Ausschreibesystem, dessen Ausgang völlig offen ist. Und wie auf Zuruf des CDU-Wirtschaftsflügels enthält die jüngste Reform des EEGs viel zu niedrige Ausbauzielen, als dass sich damit das Pariser Klimaziel erreichen lassen würde.

Im deutschen Klimaschutz gibt es wenig Streber. Nahezu jeder Sektor könnte und müsste mehr tun. Doch die Bereiche Land- und Forstwirtschaft sowie Verkehr haben das traurige Kunststück vollbracht, im vergangenen Jahrzehnt nahezu nichts zum Klimaschutz beigetragen zu haben. Die Landwirtschaft an ökologischen Prinzipien auszurichten, Wirtschaftsdünger effizient zu nutzen, weniger Milch und Fleisch zu konsumieren – all das sind wichtige Hebel, um den Ausstoß von Treibhausgasen zu reduzieren. Doch jeder dieser Hebel wurde bislang bestenfalls zart berührt. Ernsthaft bewegt wurde keiner.

Motoren müssen CO2-neutral werden

Der Verkehrssektor hat gleich seit 1990 keinerlei Fortschritte beim CO2-sparen gemacht. Um das Klimaschutzziel von 1,5 Grad Celsius zu erreichen, müssen bis zum Jahr 2035 sämtliche Verbrennungsmotoren durch CO2-neutrale Technologien ersetzt werden. Die von der Bundesregierung beschlossenen Elektromobilitätsziele sehen 2030 gerade mal 14 Prozent des heutigen Fahrzeugbestands vor – und sind bislang trotzdem völlig utopisch. Die rasche Umstellung auf Erneuerbare Energien in der Stromproduktion ist auch hierfür von zentraler Bedeutung.

„Die schönste und friedvollste aller Revolutionen“ nannte Frankreichs Präsident Francois Hollande sichtlich euphorisiert das Ergebnis der Klimakonferenz in Paris. Und tatsächlich stellt die Einigung von 195 Staaten in Paris einen Meilenstein des Klimaschutzes dar. „Wenn Wirtschaftsminister Gabriel den Ausbau der Erneuerbaren allerdings jetzt bremst, dann reduziert er den historischen Moment Paris auf ein billiges Lippenbekenntnis“, bringt es Andree Böhling, Greenpeace- Energieexperte, auf den Punkt. Denn: „Auch Deutschland hat sich mit dem Abkommen zu mehr Klimaschutz verpflichtet.“

  • Der Arc de Triomphe aus der Vogelperspektive. Die Straße um den Bogen und die Routen

    Sonne für alle

    Überspringe die Bildergalerie
Ende der Gallerie
Klimaschutz in Deutschland nach dem Pariser Abkommen

Klimaschutz in Deutschland nach dem Pariser Abkommen

Anzahl Seiten: 25

Dateigröße: 862.2 KB

Herunterladen

Mehr zum Thema

Anlage für grünen Wasserstoff

Grüner Wasserstoff: keine Universallösung

Grüner Wasserstoff aus erneuerbarer Energie ist kein Allheilmittel in der Klimakrise – sondern eine knappe Ressource, die gezielt eingesetzt werden muss. Wo das sinnvoll ist - und wo nicht.

mehr erfahren über Grüner Wasserstoff: keine Universallösung
Windpark bei Altentreptow in Mecklenburg-Vorpommern

Windkraft

Windkraft – zweitliebste Energieform in Deutschland. Sie spielt beim grundlegenden Umbau der deutschen Energieversorgung sowohl an Land als auch auf dem Meer eine herausragende Rolle.

mehr erfahren über Windkraft
Licht fällt aus einem Dachfenster

Wärmewende

Auch Gebäudewärme muss schnell klimaneutral erzeugt werden, wollen wir die Klimaziele schaffen und unabhängig vom Import fossiler Energien werden. Eine Wärmewende muss her, und Greenpeace sagt, wie.

mehr erfahren über Wärmewende
Windpark at Haarberg

Wie viele Windräder gibt es in Bayern?

Bayern ist bei der Windenergie weiter Schlusslicht. Warum es so wenig Windkraft in Bayern gibt, weshalb und wo sie sinnvoll ist und wie Greenpeace Bayern Söder und Aiwanger auf die Finger schaut.

mehr erfahren über Wie viele Windräder gibt es in Bayern?
Wärmepumpe

Wärmepumpen: alles Wissenswerte

Wärmepumpen sind das A und O, um Heizen klimaneutral zu bekommen. Aber wie geht der Einbau? Was kostet das? Und ist so eine Wärmepumpe nicht laut? Hier finden Sie Antworten auf gängige Fragen.

mehr erfahren über Wärmepumpen: alles Wissenswerte
Sonnenblume und Windmühle in der Nähe von Wismar in Brandenburg.

Ökostromanbieter

Wie finde ich den richtigen Stromanbieter? Diese Frage stellen sich viele. Denn Stromgewinnung aus fossiler Energie schädigt das Klima und die Umwelt.

mehr erfahren über Ökostromanbieter