Jetzt spenden
Greenpeace-Aktivisten projizieren Protest ans AKW Jülich
Daniel Mueller / Greenpeace

Archiviert | Inhalt wird nicht mehr aktualisiert

Greenpeace hat ein juristisches Gutachten vorgelegt. Es belegt, dass die Verschickung der 152 hochradioaktiven Castoren in die US-Atomfabrik Savannah River Site gegen das Verbot verstößt, Atommüll ins Ausland zu bringen und wiederaufarbeiten zu lassen (§9a Abs.1 Satz 2 Atomgesetz).

Die abgebrannten Brennelemente aus kommerzieller Nutzung sollen nach Savannah River Site gebracht und dort wieder aufbereitet werden. Die Anlage gilt als einer der problematischsten Standorte. Denn der Reaktordruckbehälter ist einer der höchst kontaminierten Reaktoren weltweit. Die Belastung betrifft vor allem den Knochenkiller Strontium 90 Sr-90 und Kohlenstoff 14C-14. Dafür gibt es bislang kein Endlager und dieser strahlende Atommüll wird erst einmal 60 Jahre am Standort zwischengelagert.

Unter keinen Umständen

„Atommüllexport aus AKW Jülich – illegal“ projizierten in den frühen Morgenstunden Greenpeace-Aktivisten an das Reaktorgebäude in Jülich. Sie protestierten damit gegen den hochradioaktiven Mülltransport, denn „die Abschiebung wäre illegal und verantwortungslos. Er muss unter allen Umständen verhindert werden“, sagt Heinz Smital, Kernphysiker und Atomexperte von Greenpeace.

Die Bundesregierung machte sich bereits einer Pflichtverletzung schuldig, als eine offizielle Absichtserklärung an die USA ging. Denn nach Paragraph1 des Standortauswahlgesetzes ist Deutschland verpflichtet, für im Inland verursachten hochradioaktiven Atommüll einen nationalen Endlagerstandort zu finden. Das Bundesumweltministerium hätte der Absichtserklärung des illegalen Transportes widersprechen müssen, denn dies schafft einen gefährlichen Präzedenzfall und unterwandert die Suche nach einem deutschen Endlager für den eigenen verursachten Atommüll.

Die abgebrannten Brennelemente stammen aus dem AVR Hochtemperaturreaktor, der zur Stromproduktion, das heißt zur kommerziellen Nutzung und Entwicklung betrieben wurde. Er war zwar ein „Versuchsreaktor“ aber mit dem Ziel einen Reaktortyp weiterzuentwickeln, daher steht auch diese Entwicklung im Kontext kommerzieller Atomreaktoren. Das Bundesforschungsministerium gab ihn jedoch als „Forschungsreaktor“ aus. Im Verzeichnis für Forschungsreaktoren ist er allerdings nicht zu finden. Das hätte laut Verwaltungsanwalt Dr. Ulrich Wollenteit nicht passieren dürfen.

Des Weiteren missachtet der Transport die Atomrechtliche Verbringungsverordnung (AtAV). Und nach dem Atomgesetz (§4 Abs.2 Nr.6 AtG) darf das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) eine Transportgenehmigung nicht erteilen.

Entsorgungskonzept gefordert

Die Atomaufsicht Nordrhein-Westfalen verlangt die Räumung des Castor-Zwischenlagers. Bislang konnte sich das Forschungszentrum von einer Übergangsregelung zur nächsten hangeln. Die letzte Frist endete am 31. Juli 2014 und die Atomaussicht fordert bis Ende September ein detailliertes Entsorgungskonzept.

Das Forschungszentrum Jülich, als Betreiber des Zwischenlagers, hat sich nicht rechtzeitig und zielgerichtet um eine atomrechtliche Genehmigung bemüht, und die Atomaufsicht in NRW hat zu wenig unternommen um diesen genehmigungslosen Zustand abzuwenden. Dieses verantwortungslose Verhalten in der Vergangenheit darf jetzt nicht durch die Bundesregierung gedeckt werden.

„Dieser illegale Atomtransport zeigt die Krise, in der die deutschen Behörden bei der Entsorgung hochradioaktiven Atommülls stecken, man hofft Probleme würden nicht auftreten, statt an einem umfassenden Gesamtkonzept zu arbeiten“, so Smital. „Die Castoren müssen in Deutschland bleiben. Land und Bund haben ihre Verantwortung für den Atomstandort Jülich fahrlässig verschleppt. Das Bundesumweltministerium muss jetzt Verantwortung übernehmen und die Spekulationen über einen Export beenden.“

  • Atommüllexport aus AKW Jülich-illegal! Das steht auf dem Banner, den Greenpeace-Aktivisten vor dem Forschungszentrum in Jülich positionierten

    Hochgefährliche Angelegenheit

    Überspringe die Bildergalerie
Ende der Gallerie

Online-Mitmachaktion

https://act.greenpeace.de/eu-verbot-fossile-energien

Offener Brief: Neue fossile Energieprojekte in Europa verbieten

Wir alle müssen jetzt den klimatischen und ökologischen Notstand als die existenzielle Krise behandeln, die er ist. Unser Leben hängt davon ab. Deshalb fordern wir die EU-Institutionen dazu auf: Stoppt neue Öl- und Gasprojekte!

Jetzt unterzeichnen
0%
vom Ziel erreicht
0
haben mitgemacht
0%
Datum
Protesters holding yellow banner that says "defend the climate - not fussil fuels"

Mehr zum Thema

Großes gelbes X im Wald
  • 29.11.2024

Ein Wunder ist geschehen: Das Endlager Gorleben ist vom Tisch. Weil der Salzstock kein sicherer Platz für Atommüll ist. Persönliche Betrachtung eines unglaublichen Erfolgs - mit aktuellem Update.

mehr erfahren
Projektion zum Atomausstieg am AKW Isar 2
  • 16.08.2024

Atomkraft ist nicht nur riskant, sondern auch keine Lösung für die Energiekrise. Am 15. April 2023 wurden die deutschen Atomkraftwerke darum endgültig abgeschaltet, nun wurden Kühltürme gesprengt.

mehr erfahren
Atommeiler in Cattenom
  • 19.06.2024

Atomenergie ist ein volkswirtschaftliches Risiko, so eine aktuelle Greenpeace-Studie. Die Rechnung für unkontrollierte Kostensteigerungen und massive Verzögerungen begleichen die Steuerzahlenden.

mehr erfahren
Nuclear Action at EnBW in Germany
  • 24.05.2024

Tausende von Jahren sollte das „Versuchsendlager“ im ehemaligen Salzbergwerk Asse II sicher sein. Knapp vier Jahrzehnte später säuft es durch Wassereinbrüche ab, die Schachtanlage droht einzustürzen.

mehr erfahren
In einem Kindergarten liegen die Spielsachen so, wie sie nach der Katastrophe zurückgelassen wurden. Die Gasmaske eines Kindes neben einer Puppe ist nur ein weiteres grausames Paradoxon: Eine Woche vor dem Atomunfall wurden die Kinder darin geschult, die Sicherheitsausrüstung gegen die atomare Gefahr zu benutzen. Doch am Tag des Unfalls wurde auf Anweisung der Parteiführung keine einzige Gasmaske benutzt.
  • 26.04.2024

Am 26. April 1986 erschüttert eine Explosion das Atomkraftwerk Tschornobyl. Eine radioaktive Wolke verseucht die Region und zieht über Europa. Ursache sind menschliches Versagen und technische Mängel.

mehr erfahren
Greenpeace and BUND Naturschutz Celebrate Nuclear Phase-out in Munich
  • 12.04.2024

Vor einem Jahr ging das letzte AKW in Bayern vom Netz. Strom aus erneuerbaren Energien hat deutschlandweit Atomstrom ersetzt. Nur der Freistaat hinkt hinterher. Warum ist das so?

mehr erfahren