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Ein Satellitenbild zeigt die Schäden am Kernkraftwerk Fukushima I in der Präfektur Fukushima. Die Schäden wurden durch das Offshore-Erdbeben vom 11. März 2011 verursacht.
© DigitalGlobe / CC BY-NC-ND 2.0

Dienstag, 15 März 2011 in Fukushima

Chronologie des Atomunfalls in Fukushima: Hier die Lage am 15. März 2011 – Nach dem Unfall am 11. März ist es zu einer weiteren Explosion in Reaktor 2 und zwei Bränden in Reaktor 4 gekommen. Alle vier Reaktoren wurden heruntergefahren, die Strahlung steigt.

Timeline vom Dienstag, den 15. März 2011

23.30 Uhr: Der brennende Reaktor sei derzeit nicht zu betreten, berichtete der der Fernsehsender NHK. Weiter hieß es, dass um 6 Uhr Ortszeit (22 Uhr deutscher Zeit) 60 Kilometer entfernt von dem Krisen-AKW eine radioaktive Strahlung gemessen worden sei, die 500 Mal über den normalen Werten liege. Ob diese Gefahr in direktem Zusammenhang mit dem neuen Feuer steht, war zunächst nicht bekannt.

22.45 Uhr: Erneut bricht Feuer im Reaktorblock 4 aus meldet Reuters.

21.40 Uhr: Reuters meldet einen Riss im Dach des Reaktorblocks 4 von Fukushima 1.

21.40 Uhr: Nach dem schweren Erdbeben und dem Tsunami stellen mindestens sechs der 27 japanischen Erdölraffinerien ihre Arbeit ein. 31 Prozent der normalen Kapazität seien lahmgelegt, teilt die Internationale Energieagentur (IEA) mit. Ende 2010 verfügte Japan über Reserven von 590 Millionen Barrel Öl. Die japanische Regierung habe  der Ölindustrie vorübergehend gestattet, diese Reserven zu nutzen.

20.40 Uhr: Das US-amerikanische Institute for Science and International Security (ISIS) schlägt vor den Unfall in Fukushima 1 in Level 6 der internationalen Skala für Atomunfälle INES einzuordnen und hält es auch für möglich, dass er in Level 7 eingeordnet werden muss.

20.30 Uhr: In Fukushima 1 werden auch in den letzten beiden unbeschädigten Reaktoren Explosionen befürchtet. Die Betreiberfirma TEPCO zieht in Erwägung, Platten von den Meilern 5 und 6 zu entfernen, um dort mögliche Wasserstoff-Staus zu verhindern. Wasserstoff hatte in den Reaktoren 1, 2 und 3 zu Explosionen geführt.

18.35 Uhr: Polizei und Feuerwehr versuchen weiter, die Brennstäbe im Abklingbecken von Block 4 des Kernkraftwerks Fukushima I vom Boden aus zu kühlen, berichtet Kyodo unter Berufung auf Verteidigungsminister Kitazawa. Man bereite einen Militärhubschrauber vor, um Wasser aus der Luft abzuwerfen. Die Regierung habe aber beschlossen, vorerst abzuwarten, bis sich die Brennstäbe abgekühlt hätten. Das Risiko, diese bei dem Einsatz zu beschädigen und damit die Einsatzkräfte am Boden einer hohen Strahlenbelastung auszusetzen, sei zu hoch.

18:34 Uhr: Die sich in der Luft befindliche Radioaktivität kann Tokio erreichen, wie die US-Organisation Union for Concerned Scientists laut BBC mitteilte.

18:17 Uhr: Das AKW Isar 1 in Bayern soll bis heute 21 Uhr vom Netz - wird seit dem Vormittag heruntergefahren. Isar 1 ist seit 1979 in Betrieb und die älteste Atomanlage in der Eon-Kraftwerksfamilie.

17:03: Japans Premierminister meldet: Strahlung tritt aus vier Reaktoren in Fukushima 1 Daiichi aus. Die Evakuierungszone wird auf 30 km Radius ausgeweitet. Die Internationale Atomenergiebehörde geht von einem Schaden am Sicherheitsbehälter eines der Reaktoren in Fukushima I aus.

16:35 Uhr: Der Wind bläst radioaktive Partikel aktuell Richtung Pazifik, das meldet die UN's World Meteorological Organisation gegenüber der BBC.

16:09 Uhr: Betreiber TEPCO meldet, dass das Aufbewahrungsbecken für die verbrauchten Brennstäbe in Reaktor 4 von Fukushima 1 nicht mehr mit Wasser gefüllt werden können. Sie haben die japanische und US-Luftwaffe um Unterstützung gebeten: Der Plan ist, per Hubschrauber Wasser auf das Abklingbecken zu werfen.

15:32 Uhr: Der japanische atomare Notstand setzt in Deutschland einiges in Bewegung: Uraltmeiler Neckarwestheim 1 wird dauerhaft stillgelegt, sagt BaWüs Ministerpräsident Mappus im Stuttgarter Landtag. Der übereifrigste Verfechter der Atomkraft sagt einige Tage vor der Landtagswahl, es stelle sich die Frage der Verantwortbarkeit der Kernkraft.

13:24 Uhr: Die Strahlung im japanischen Kernkraftwerk in Fukushima ist weiter gestiegen. Die gemessenen Werte seien so hoch, dass das Personal nicht weiter in den Kontrollräumen des Reaktors bleiben könne, berichtet die japanische Nachrichtenagentur Kyodo.

13:02 Uhr: Die Explosion im Block 2 des Atomkraftwerk Fukushima I hat sich offenbar nach einem teilweise fehlgeschlagenen Notfallmanöver ereignet. Das erklärte Wolfgang Sandner, Präsident der Deutschen Physikalischen Gesellschaft, in einem Gespräch mit SPIEGEL ONLINE. Er berief sich dabei auf Informationen japanischer Kollegen. Demnach war das Trockenfallen des Reaktors eine bewusste Aktion. Sie sollte möglich machen, dass Meerwasser zur Kühlung über eine Feuerwehrleitung eingeleitet werden kann.

12:56 Uhr: Aktueller Stand in Reaktor 2 von Fukushima Daiichi: Die Brennstäbe hätten sechs Stunden lang völlig frei gelegen, berichtet der TV-Sender NHK unter Berufung auf die Betreibergesellschaft TEPCO. Es habe einen Druckabfall in dem Wasserbecken unterhalb des Reaktorkerns gegeben. Mittlerweile seien die Brennstäbe wieder zur Hälfte mit Wasser bedeckt. Es sei nicht auszuschließen, dass eine Kernschmelze eingesetzt habe und der Druckbehälter beschädigt sei. Die Explosion hatte sich am Montagabend um 22.10 (Dienstag 6.10 Uhr Ortszeit) ereignet.

12:20 Uhr: Die sieben ältesten AKWs werden während des Moratoriums von drei Monaten abgeschaltet. Und was kommt nach diesem Zeitraum?

12:00 Uhr: In der Wand von Reaktor 4 des Atomkraftwerks Fukushima Eins klaffen zwei acht Quadratmeter große Löcher. Das berichtet die Nachrichtenagentur Jiji Press unter Berufung auf die Nukleare Sicherheitsagentur des Industrieministeriums. TEPCO hatte den Behörden die Löcher in der Nordwestwand des Reaktors gemeldet.

10:06 Uhr: Der Wind dreht sich: Radioaktive Partikel drohen nach Tokio zu wehen. In Reaktor 4 von Fukushima Daiichi scheint das Wasser im Abklingbecken zu kochen; der Wasserstand geht zurück. Im Becken werden abgebrannte Brennstäbe aufbewahrt.

9.40 Uhr: Bezugnehmend auf Regierungssprecher Edano, schreibt spiegel.de, dass die Radioaktivitätswerte am AKW Fukushima 1 gesunken seien. So wurden am Haupttor um 6:30 Uhr (MEZ) etwa 0,6 Millisievert pro Stunde gemessen. Sechseinhalb Stunden zuvor seien es 11,9 Millisievert gewesen. Vor einigen Stunden war von der japanischen Regierung allerdings ein Strahlenwert von 400 Millisievert pro Stunde herausgegeben worden.

9:00 Uhr: Kyodo News meldet, dass es offenbar auch Probleme bei der Kühlung der Reaktoren 5 und 6 im AKW Fukushima 1 gibt.

8:50 Uhr: "Im Reaktorblock 4 des Unglückskraftwerks Fukushima 1 brannte nach Informationen der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA ein Becken mit gebrauchtem Brennstoff. Radioaktivität sei von dort direkt in die Atmosphäre entwichen, teilten japanische Behörden der Uno-Behörde am Dienstag mit. Nach Angaben der IAEA ist der Brand inzwischen gelöscht", berichtet spiegel.de.

8:20 Uhr: Spiegel.de schreibt: "Nach offiziellen Angaben ist die radioaktive Strahlung im Osten Russlands leicht gestiegen, bewegt sich aber noch innerhalb erlaubter Grenzwerte. In Wladiwostok, etwa 800 Kilometer nordwestlich vom AKW Fukushima, sei die Strahlung innerhalb von sechs Stunden um ein Mikroröntgen gestiegen."

6.15 Uhr: Spiegel.de meldet: "Der Betreiber TEPCO hat mitgeteilt, die vier Reaktoren im AKW Fukushima Daini (Fukushima 2) seien erfolgreich heruntergefahren worden. Die Kühlprobleme in der Anlage seien offenbar unter Kontrolle, berichtet der "Guardian"."

6.00 Uhr: 30 km um Fukushima wird eine Flugverbotszone eingerichtet. (Quelle: Kyodo)

5.00 Uhr: Leicht erhöhte Strahlenwerte in Tokio gemessen. Das AKW Fukushima 1 ist ca. 250 Kilometer von Tokio entfernt. Der Wind weht laut spiegel.de Richtung Tokio, soll sich aber im Laufe des Tages nach Westen drehen.

4:15 Uhr: Kyodo News meldet, dass der Brand in Reaktor 4 des AKW Fukushima 1 gelöscht sei.

3:45 Uhr: Stark erhöhte Strahlung laut Kyodo-News vor Reaktor 3 des AKW Fukushima 1: Sie übersteigt das 400-fache des jährlichen gesetzlichen Grenzwertes (1 Millisievert pro Jahr für Zivilpersonen). Zur Einordnung: In Deutschland würde ab einem Wert von 100 Millisievert pro Woche evakuiert werden.

3:20 Uhr: Premier Kan äußert sich zu Fukushima 1: weitere Strahlungslecks sind möglich, alle Menschen in einem Umkreis von 20 bis 30 km sollen in ihren Häusern bleiben.

3:10 Uhr: Feuer im Reaktor 4 des AKW Fukushima I.

2:35 Uhr: Widersprüchliche Aussagen, ob der Reaktordruckbehälter beschädigt ist oder nicht. Die Regierung sagte zunächst Ja, die Atombehörde etwas später Nein. Auch der Betreiber schließt solche Schäden aus (Spiegel online).

2:22 Uhr: Die radioaktive Strahlung am Reaktor 2 des Atomkraftwerks Fukushima I hat wieder abgenommen. Nach Angaben von TEPCO wurden am Kraftwerk etwas mehr als 2000 Mikrosievert gemessen (Tagesschau.de). Zum Zeitpunkt der Explosion soll Nordwind geherrscht haben. Dies würde bedeuten, dass radioaktive Teilchen nach Süden in Richtung Tokio gelangen konnten (SZ). Die japanische Hauptstadt liegt 260 Kilometer südwestlich von Fukushima-1.

1:45 Uhr: Bei der Explosion soll es sich laut japanischer Atombehörde um eine Wasserstoffexplosion gehandelt haben, der Betreiber TEPCO hält für möglich, dass die Reaktordruckkammer zerstört wurde.

0:55 Uhr: Südlich von Fukushima 1 ist nach der Explosion in Reaktor 2 erhöhte Strahlung gemessen worden. Ein Teil des Personals wurde aus der Anlage evakuiert. 50 Leute sind noch dort und versuchen, die Anlage stabil zu halten (Kyodo News, BBC).

0:15 Uhr: Im Reaktor 2 soll es eine Explosion gegeben haben.

Hier geht es zum vorigen Teil der Chronologie (Teil 4) 

Hier geht es zum nächsten Teil der Chronologie (Teil 6) 

Zur gesamten Chronologie:

Greenpeace-Strahlenmessung bei Fukushima 03/27/2011

Am 11. März 2011 erlitt Japan ein schweres Erdbeben, gefolgt von einem Tsunami und einem atomaren Unfall im Atomkraftwerk Fukushima. Diese Chronologie schildert den Ablauf der Atomkatastrophe.

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Online-Mitmachaktion

https://act.greenpeace.de/eu-verbot-fossile-energien

Offener Brief: Neue fossile Energieprojekte in Europa verbieten

Wir alle müssen jetzt den klimatischen und ökologischen Notstand als die existenzielle Krise behandeln, die er ist. Unser Leben hängt davon ab. Deshalb fordern wir die EU-Institutionen dazu auf: Stoppt neue Öl- und Gasprojekte!

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