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Mahnwache für die Opfer von Fukushima in Zürich
© Patrick Gutenberg / Ex-Press / Greenpeace

Montag, 14. März 2011 in Fukushima

Chronologie des Atomunfalls in Fukushima: Hier die Lage am 14. März 2011 – Nach dem Erdbeben am 11. März ist die Kühlung im AKW ausgefallen. Es besteht die Gefahr einer Kernschmelze.

Japan ist von einer schweren Naturkatastrophe getroffen worden. Erst erschüttert das schlimmste Erdbeben, das es je gab, das Land. Kurze Zeit später wurde die Küste im Nordosten Japans von einem Tsunami, einer bis zu zehn Meter hohen Flutwelle überrollt. Der Schock bei den Menschen sitzt tief und die Zerstörungen sind groß.

Fukushima am 14. März: Die Lage verschärft sich

Große Sorgen bereitet den Menschen das Atomkraftwerk Fukushima. Die japanischen AKW sind zwar erdbebensicher gebaut, aber einem Beben dieser Stärke sind sie offenbar nicht durchweg gewachsen. Im AKW Fukushima ist durch das Beben die Kühlung ausgefallen. In einem Atomkraftwerk wird die Wärme der Brennstäbe genutzt um Strom zu produzieren. Die Stromproduktion im AKW ist jetzt zwar abgeschaltet, aber die Kühlung ist weiterhin notwendig. Ein AKW lässt sich nicht ausschalten wie eine Lampe, sondern muss langsam heruntergefahren werden. Die Brennstäbe hören nicht sofort auf, Wärme zu entwickeln und so entsteht eine Nachwärme, die noch sehr stark werden kann. Fällt die Kühlung aus, dann besteht die Gefahr, dass die Brennstäbe so heiß werden, dass sie schmelzen. In diesem Fall spricht man von einer Kernschmelze. Dabei entsteht sehr viel Hitze und Druck.

Richtig gefährlich wird es für die Menschen und die Umwelt erst, wenn die Schutzmäntel im AKW der Hitze nicht mehr Stand halten und Radioaktivität in die Umwelt gelangen kann. Am Samstagmorgen ist die äußere Schutzhülle des Kraftwerks durch eine Explosion völlig zerstört worden. Die innere Schutzhülle um die Brennstäbe ist aber noch intakt und hält den Großteil der radioaktiven Strahlung zurück. Die Mitarbeitenden in Fukushima sind mit aller Kraft dabei, den Austritt radioaktiver Strahlung zu verhindern. Mit der Einleitung von Meerwasser in das Kraftwerk wollen sie die Brennstäbe vor dem Schmelzen schützen.

Weil jetzt schon in der Umgebung des Kraftwerkes eine zu hohe Belastung durch radioaktive Strahlung gemessen wird, hat die japanische Regierung angeordnet, vorsorglich die Menschen aus der Umgebung des Atomkraftwerks zu evakuieren. Mehr als 140.000 Menschen müssen ihre Häuser und ihren verbliebenen Besitz zurücklassen, damit sie nichts von der eventuell austretenden Radioaktivität abbekommen. Außerdem wird gemeldet, dass die japanische Regierung ein medizinisches Notfallteam in die Nähe des Kraftwerks geschickt hat. Ihre Aufgabe wird es sein, zu helfen, falls dort Menschen radioaktive Strahlung abbekommen. Zu dem Team gehören Mediziner:innen, Pflegepersonal und Fachleute für die Messung von Radioaktivität.

Die Menschen beginnen mit dem Aufräumen nach der Naturkatastrophe, aber ihre wirklichen Ausmaße sind noch nicht wirklich begreifbar. Auch die möglichen Folgen der Schäden im AKW Fukushima sind noch nicht abschließend erkennbar. Heinz Smital, der Atomexperte bei Greenpeace, sagt zu der Situation in Japan: "Die Folgen der Fukushima-Katastrophe sind im Moment nicht einschätzbar. Die Auswirkungen hängen von folgenden Faktoren ab: 1. von der Menge der radioaktiven Freisetzung und 2. den Wetterbedingungen, sprich der Windstärke, Windrichtung und den Niederschlägen. Wir bei Greenpeace hoffen alle, dass es so wenig Menschen wie möglich trifft."

Timeline vom Montag, den 14. März 2011 in Fukushima

23:47 Uhr: Ein BBC-Reporter berichtet von Untersuchungen in den Städten nahe Fukushima. Die Einwohner seien auf radioaktive Verseuchung getestet worden. Offiziellen Angaben zufolge wurde nur bei wenigen Menschen leicht erhöhte Radioaktivität festgestellt (Spiegel online).

23:15 Uhr: Schaden am Reaktordruckbehälter von Block 3 (MOX) festgestellt. Regierungssprecher Edano teilt mit, dass am Dienstagmorgen (japanischer Zeit) der Druck gesunken sei und Meerwasser in den Reaktor gepumpt worden sei. In Reaktor 2 soll es keinen starken Anstieg der Radioaktivität gegeben haben (BBC).

22.50 Uhr: Der japanische Ministerpräsident Naoto Kan hat persönlich die Einsatzleitung zur Bewältigung der Reaktorkrise übernommen. Er koordiniert ein neu eingerichtetes Krisenzentrum der Regierung und der Betreiberfirma (TEPCO  (Spiegel online). Die Lage in Reaktor 2 ist nach wie vor instabil (BBC).

22:40 Uhr: Der AKW-Betreiber TEPCO teilt mit, dass der Wasserstand im Reaktor vermutlich wegen eines Lecks nicht sofort auf die gewünschte Höhe gestiegen sei. Ein Behördenvertreter verneint trotzdem, dass ein kritisches Ereignis unmittelbar bevorstehen könnte (BBC).

22:30 Uhr: Wie verzweifelt in Fukushima 1 der Kampf gegen die drohende Kernschmelze ist, zitiert der Guardian (Quelle: New York Times): Sie sind in absoluter Panik.

21.22 Uhr: Die Techniker:innen fluten den Reaktorblock 2 mit Meerwasser (stern.de).

21.06 Ein Erdbeben der Stärke 4,1 erschüttert dem Fernsehsender NHK zufolge die Hauptstadt Tokio (n-tv).

20:20 Uhr: Die Techniker:innen haben wieder angefangen, Meerwasser in Reaktor 2 zu pumpen, nachdem ein Dampfdruckventil geöffnet worden war (Kyodo News).

19:45 Uhr: 3100 Mikrosievert am Haupttor von Fukushima 1. Das ist das Doppelte des zuvor gemessenen Maximums. Bei einer Röntgenaufnahme des Oberkörpers sind es rund 80 Mikrosievert (n-tv).

18:59 Uhr: Nach Angaben der IAEA läuft in Fukushima derzeit keine Kernschmelze ab (ZDF heute.de).

17:40 Uhr: In Reaktor 2 sei der Druck so groß, dass kein Wasser mehr reingepumpt werden könne, meldet ZDF heute.de. Das Druckventil lasse sich nicht öffnen.

17:35 Uhr: Greenpeace-Atomexperte Heinz Smital erklärt, der Reaktorkern sei so heiß, dass er viele Wochen lang das Potenzial habe, durchzuschmelzen. Es sei ein ständiges Ankämpfen. Wenn man die Sache aufgibt, ist in wenigen Stunden die Kernschmelze passiert.

17:32 Uhr: Die japanische Regierung hat 230.000 Dosen Jod an die Notunterkünfte in der Nähe von Fukushima 1 verteilt (IAEA).

16:55 Uhr: Die Radioaktivität in Fukushima 1 ist auf das Doppelte gestiegen (Kyodo News). Japan hat die IAEA um Hilfe gebeten (BBC). Hong Kong, Malaysia, die Philippinen, Singapur und Taiwan wollen aus Japan importierte Lebensmittel auf Strahlung untersuchen (AFP).

16:20 Uhr: Regierungssprecher Yukio Edano geht davon aus, dass sich im Reaktor 2 anders als in den Fukushima-1-Reaktoren 1 und 3 keine Explosion in Folge einer Anhäufung von Wasserstoff ereignen wird, berichteten japanische Medien. Die zwei Explosionen, die sich am Montag im Reaktor 3 ereignet hatten, hatten ein Loch in das Nachbargebäude gerissen, in dem Reaktor 2 untergebracht ist. Durch das Loch könnte der Wasserstoff entweichen, der bei einem weiteren kontrollierten Druckabbau entsteht, so dass das Risiko einer Explosion verringert würde.

16:05 Uhr: Der japanische Nuklearingenieur Masashi Goto erklärt, dass bei MOX-Brennstäben der Schmelzpunkt niedriger und daher die Gefahr einer Kernschmelze bei ausgefallener Kühlung größer sei als bei anderen Reaktoren. Bei einer Explosion könnte das Plutonium doppelt so weit verteilt werden (BBC). In allen drei Reaktoren des Standorts Fukushima 1 droht die Kernschmelze.

15:10 Uhr: Reaktor 2 in Fukushima 1 wird weiter mit Meerwasser zu kühlen versucht. Derweil scheint die Lage in Fukushima 2 (Daini) derzeit unter Kontrolle zu sein.

13:25 Uhr: Die New York Times berichtet, dass in Fukushima 1 möglicherweise über viele Monate Druck abgelassen, also Radioaktivität in die Umgebung abgelassen werden muss.

13:15 Uhr: In Reaktor 2 des AKW Fukushima 2 könnte die Kernschmelze bevorstehen (Kyodo News).

13:10 Uhr: Aus Reaktor 2 wurde Druck abgelassen (Kyodo News).

13:05 Uhr: Techniker:innen versuchen erneut, den Reaktor 2 mit Meerwasser zu kühlen (ZDF heute.de).

12:50 Uhr: Der Betreiber des AKW Tokai 2 (Japan Atomic Power) teilte mit, dass der Reaktor bis Dienstagmorgen sicher heruntergekühlt werden könne.

12:45 Uhr: Die New York Daily News berichtet, dass bei 17 Angehörigen der US-Navy, die vor Japan im Pazifik stationiert waren, erhöhte Strahlungswerte gemessen wurden.

12:20 Uhr: Die Lage im AKW Fukushima 1 spitzt sich dramatisch zu. Die Brennstäbe in Reaktor 2 liegen jetzt völlig frei, es droht eine Kernschmelze (Agentur Jiji unter Berufung auf den Betreiber TEPCO).

12:15 Uhr: Die Schweiz gibt ihre Atompläne auf (AFP).

12:10 Uhr: dpa: Bundesregierung erwägt Aussetzung der Laufzeitverlängerungen.

10:15 Uhr: Im Reaktor 2 des AKW Fukushima 1 sinkt der Kühlwasserstand. Er werde bald unter die Höhe der Brennstäbe absinken, sagte der japanische Regierungssprecher Yukio Edano.

9.30 Uhr: Die Einleitung von Meerwasser soll eine Überhitzung des Reaktors 2 im Kernkraftwerk Fukushima Eins verhindert haben, teilte die Betreiberfirma TEPCO mit. Die Temperatur im Reaktor sei auf unter 100 Grad Celsius abgesunken, berichtete die Nachrichtenagentur Jiji Press.

8.40 Uhr: Die Kühlung im Reaktor 2 des Kernkraftwerks Fukushima Eins fällt aus, der Kühlwasserstand sinkt. Der Wasserstand liegt allerdings noch oberhalb der Brennstäbe, berichtet die Nachrichtenagentur Kyodo. Dadurch sei zur Zeit die Gefahr einer Überhitzung noch gering. Regierungssprecher Yukio Edano sagt, die Einleitung von Meerwasser zur Kühlung werde vorbereitet.

07.54 Uhr: Im AKW Fukushima 1 funktioniert die Kühlung für den Reaktor 2 nicht mehr, so die Nachrichtenagentur Jiji, die die Information vom AKW-Betreiber TEPCO hat. Damit ist ein weiteres Kühlsystem ausgefallen.

05.52 Uhr: Regierungssprecher Edano teilt nach der Explosion mit, dass der Kontrollraum von Reaktor 3 unbeschädigt sei; die Strahlenwerte bleiben konstant, Eine neue Explosion hält er für unwahrscheinlich.

05.47 Uhr: Einordnung: Der Reaktor 3 in Fukushima wird mit sogenannten Mox-Brennelementen (Mischoxid-Brennelemente) betrieben. Diese enthalten Plutonium - das ist nicht nur hoch radioaktiv, sondern auch hochgiftig.

04.36 Uhr: Rund 240 Kilometer von der Anlage Fukushima 1 entfernt liegt Tokio. Dort hat der Gouverneur eine Strahlenmessung angeordnet. Aktuell zieht der Wind nicht ins Landesinnere, sodass radioaktive Elemente Richtung Pazifik geweht werden.

04.18 Uhr: Mehrere Arbeiter:innen sind bei der Explosion verletzt worden.

03.52 Uhr: Die japanischen Behörden bestätigen die Explosion. Ein Gebäude auf dem Gelände von Fukushima 1 soll eingestürzt sein. Die Reaktorhülle (Block 3) soll intakt sein.

03.52: Eine neue Tsunami-Warnung wurde ausgegeben. Die Bevölkerung an der Nordostküste soll sich an höher gelegene Orte begeben.

03:30 Uhr: NTV und Kyodo: Eine weitere Wasserstoffexplosion - diesmal in Reaktor 3?

02.40 Uhr: Die Tagesschau berichtet von einem starken Nachbeben der Stärke 6,2 in Tokio. Schäden seien noch nicht bekannt. Der japanische Regierungssprecher Naoto Kan schätzt die Lage um die Atomanlage Fukushima 1 als besorgniserregend ein. Kyodo meldet drei weitere Personen, die aufgrund von radioaktiver Belastung behandelt werden.

Hier geht es zum vorigen Teil der Chronologie (Teil 3) 

Hier geht es zum nächsten Teil der Chronologie (Teil 5)

Zur gesamten Chronologie:

Greenpeace-Strahlenmessung bei Fukushima 03/27/2011

Am 11. März 2011 erlitt Japan ein schweres Erdbeben, gefolgt von einem Tsunami und einem atomaren Unfall im Atomkraftwerk Fukushima. Diese Chronologie schildert den Ablauf der Atomkatastrophe.

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Online-Mitmachaktion

https://act.greenpeace.de/eu-verbot-fossile-energien

Offener Brief: Neue fossile Energieprojekte in Europa verbieten

Wir alle müssen jetzt den klimatischen und ökologischen Notstand als die existenzielle Krise behandeln, die er ist. Unser Leben hängt davon ab. Deshalb fordern wir die EU-Institutionen dazu auf: Stoppt neue Öl- und Gasprojekte!

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