31. März bis 5. April 2011 in Fukushima
- Ein Artikel von Sigrid Totz
- Nachricht
Am 31. März kam es im Nordosten Japans zu einem Nachbeben der Stärke 6. Sarkozy forderte bei seinem Besuch in Japan eine Atomkonferenz der G20, um über Sicherheitsstandards zu beraten. Am 1. April wurden noch immer 16.375 Menschen vermisst. Am 4. April stockte die EU ihre finanzielle Unterstützung für Japan. Tepco begann, radioaktives Wasser aus dem AKW Fukushima ins Meer abzulassen
Timeline Donnerstag, 31. März 2011
18:05 Uhr: Wie Kyodo nach Angaben der dpa berichtet, handelt es sich bei der Substanz im Grundwasser um Jod-131 in 10 000-fach erhöhter Konzentration.
17:33 Uhr: Im Grundwasser bei Reaktor 1 von Fukushima Daiichi ist eine radioaktive Substanz gefunden worden. Wie Tepco nach Angaben von Kyodo mitteilte, lag die Konzentration 10.000 Mal über dem Normalwert. Welche Substanz gemessen worden war, wurde nicht gesagt. (Kyodo)
16:48 Uhr: Die japanische Regierung erwägt eine Lockerung der Beschränkungen für Lebensmittellieferungen aus der Nähe der Anlage Fukushima Daiichi. Konkret handelt es sich dabei um Milch und Gemüse. Die Produkte müssten im Vorfeld dreimal auf radioaktive Kontamination getestet und als sicher befunden worden sein. Wie Kyodo berichtet, habe die Regierung mit dieser Idee auf Anfragen von ansässigen Landwirt:innen und örtlichen Behörden reagiert.
16:02 Uhr: Wegen der Strahlengefahr sind nach dem Erdbeben am 11. März noch bis zu 1000 Leichen nicht geborgen worden. Die Leichen in der Evakuierungszone rund um das AKW Fukushima Eins haben hohe Strahlendosen abbekommen.
Wie Kyodo schreibt, gibt es Befürchtungen, dass bei einer Bergung Gesundheitsgefahren für die Rettungsteams entstehen könnten. Auch besteht die Gefahr, dass bei einer anschließenden Einäscherung Partikel in die Luft oder bei einer Erdbestattung der Boden kontaminiert werden könnte.
15:30 Uhr: Wie der Fernsehsender NHK berichtet, hat Tepco nicht alle Arbeiter:innen im havarierten Kernkraftwerk Fukushima Eins mit einem Strahlenmessgerät ausgerüstet. Tepco sagte, das Erdbeben habe viele Strahlenmessgeräte zerstört. Arbeiter:innen, die ohne unterwegs gewesen wären, seien nur an Stellen mit geringer Strahlung eingesetzt worden. Alle Sicherheitsmaßnahmen würden eingehalten. Ein Arbeiter, der dafür verantwortlich war die Stromzufuhr wieder herzustellen, sagte, dass jeder von ihnen verschiedenen Strahlendosen ausgesetzt gewesen sei und er keine Ahnung habe, wieviel er selbst abbekommen hat. Die japanische Regierung verlangt von den Konzernen, dass allen Arbeiter:innen, die unter solchen Bedingungen arbeiten müsssen, ein entsprechendes Gerät zur Verfügung gestellt wird. (NHK)
14:54 Uhr: Am Donnerstag ist eine weitere deutsche Riesen-Pumpe nach Japan zum havarierten Atomkraftwerk Fukushima geschickt worden. Eine erste Pumpe ist schon seit mehr als einer Woche vor Ort im Einsatz. Die Geräte sollen bei der Kühlung des schwer beschädigten Atomkraftwerks helfen. Mit ihren 70 Meter langen Armen lässt sich Wasser von oben auf die Meiler spritzen. Wann die Pumpe einsatzbereit ist, war noch unklar, da sie erst zum Unglücksort gebracht werden und noch nachgerüstet werden muss.
13.58 Uhr: In Fukushima wird weiter daran gearbeitet, aus den Kellern der Atomanlage Daiichi das Wasser zu pumpen. Was mit dem kontaminierten Wasser geschehen soll ist weiterhin unklar. Es gibt zu wenige leere Tanks. Auch das kontaminierte Wasser, was in Tunneln direkt außerhalb von Reaktor 1 entdeckt worden war, wird zu beseitigen versucht. Hier will Tepco Kameras installieren mit deren Hilfe der Wasserstand beobachtet und ein Überlaufen verhindert werden soll, so der Sender NHK. (nhk)
12:30 Uhr: Der französische Präsident Sarkozy hat bei seinem Besuch in Japan eine Atomkonferenz der wichtigsten Industrie- und Schwellenländer (G20) in Paris gefordert. Die Atombehörden der G20 sollten über internationale Atomsicherheitsstandards beraten. Bei seinem Besuch hatte Sarkozy außerdem betont, dass die Atomenergie weiterhin eine wichtige Energiequelle bleiben würde.
09:45 Uhr: Die Evakuierungszone um das havarierte Atomkraftwerk Fukushima wird von der japanischen Regierung vorerst nicht ausgeweitet. Hierzu würde laut Regierungssprecher Edano im Moment keine Notwendigkeit bestehen. (n-tv)
09:28 Uhr: Ein Nachbeben der Stärke 6,0 hat am Donnerstag den Nordosten Japans erschüttert. Der Erdstoß war stark genug, um im 300 Kilometer entfernten Tokio die Hochhäuser ins Schwanken zu bringen. Die Behörden gaben laut Fernsehsender NHK keine Tsunamiwarnung heraus. Berichte über Schäden und Verletzte liegen keine vor.
08:57 Uhr: Es ist weiter unklar, woher die radioaktive Belastung im Meer vor der Atomruine in Fukushima stammt. 330 Meter entfernt von den Abwasserrohren der Reaktoren 1 bis 4 waren nach Angaben der Atomaufsichtsbehörde Jod-Partikel mit einer 4385-fach höheren Konzentration als erlaubt gemessen worden. Das Jod könnte nach Vermutung von Betreiber Tepco entweder aus den Reaktoren selbst oder von beschädigten Brennstäben in den Abklingbecken stammen. Bisher gibt es keine Bestätigung, dass die Strahlung aus den Abwasserrohren austritt. Die Atomaufsichtsbehörde will jetzt die Zahl der Messstellen im Meer erhöhen und das Grundwasser auf dem AKW-Gelände analysieren. (dpa)
Timeline Freitag, 1. April 2011
18:14 Uhr: Die Zahl der identifizierten Toten im Nordosten Japans hat sich auf 11.734 erhöht. Drei Wochen nach Erdbeben und Tsunami werden weiterhin 16.375 Menschen vermisst.
15:02 Uhr: Am Sonntag dreht der Wind in Japan wieder auf Nord bis Nordost. Damit könnten dann radioaktive Partikel aus dem havarierten Atomkraftwerk Fukushima in Richtung der Millionenmetropole geweht werden.
14:41 Uhr: Tepco hat auf Anordnung der Atomaufsichtsbehörde die Analyse des Grundwassers wiederholen müssen. Der Atomkonzern bestätigte in einer weiteren Untersuchung die voran gegangenen Messungen nach denen 10.000-fach erhöhte Werte Jod-131 gefunden worden waren. Tepco war zuvor wegen fehlerhafter Messungen und seiner (ungenügenden) Informationspolitik in Kritik geraten.
Timeline Montag, 4. April 2011
Zwei Greenpeace-Teams untersuchen die Gefährdung der Bevölkerung durch Radioaktivität. Sie sind vor allem nahe der Evakuierungszone um das AKW Fukushima unterwegs. Eines der Teams testet die Oberflächenkontaminierung und die Strahlung in Milch und Nahrungsmitteln.
Auch die japanische Regierung lässt die Radioaktivität messen. Doch ihre Strategie scheint zu lauten: Werte veröffentlichen, aber so, dass die Menschen nicht wirklich verstehen, welche Gefahr ihnen droht. So wusste die Besitzerin eines Gemüsegartens in Minamisoma, dass die Regierung seit dem 18. März Pflanzen in der Stadt Proben nimmt und testet. Über das Risiko für ihr angebautes Gemüse sei sie aber nicht informiert worden. Greenpeace fand in mehreren Gärten in Minamisoma Gemüse, das nicht mehr für den Verzehr geeignet ist.
Das Greenpeace-Team fand auch nahe Tsushima, 30 Kilometer von der Atomruine entfernt, Strahlung bis zu 47 Mikrosievert pro Stunde. Bei solchen Werten ist die erlaubte maximale Jahresdosis in weniger als 24 Stunden erreicht. Die Behörden hatten von 32,7 Mikrosievert pro Stunde gesprochen.
17:34 Uhr: Russland wird Japan mit einem Spezialschiff zur Entsorgung von Atommüll helfen. Die schwimmende Aufbereitungsanlage Landysch soll beim Abpumpen des radioaktiv verseuchten Wassers aus dem havarierten Atomkraftwerk Fukushima Eins helfen. Das Schiff war vor zehn Jahren von Japan finanziert worden, um den Abfall ausgemusterter russischer Atom-U-Boote unschädlich zu machen.
Ein Sprecher des Staatsunternehmens Rosatom sagte am Montag nach Angaben der Agentur Ria Nowosti, die Leihgabe sei ein symbolischer Akt. Man sei bereit seinen Freunden zu helfen, so wie sie einst geholfen hätten.
15:04 Uhr: Die EU hat ihre finanzielle Unterstützung für Japan auf mehr als 15 Millionen Euro aufgestockt. Mit dem Geld sollen 30.000 Menschen, die Erdbeben- und Tsunami zum Opfer fielen und derzeit in Notunterkünften leben, mit Nahrungsmitteln, Decken und Matratzen versorgt werden.
14:33 Uhr: Im Pazifik gefangener Fisch soll schon frühzeitig auf Radioaktivität untersucht werden. Das kündigte der Geschäftsführer des Bundesverbandes der deutschen Fischindustrie und des Fischhandels, Matthias Keller, am Montag in Hamburg an. Neben den staatlichen Grenzeingangskontrollen plane man, den angelandeten Fisch schon im Hafen zu untersuchen. Wie Keller mitteilte, solle durch zusätzliche Stichproben bei der Rohwarenkontrolle sichergestellt werden, dass nur gesundheitlich unbedenkliche Fische in den Handel gelangen.
12:55 Uhr: Die Betreiberfirma Tepco hat damit begonnen, am havarierten Atomkraftwerk Fukushima radioaktiv verseuchtes Wasser ins Meer abzuleiten. Insgesamt sollen 11 500 Tonnen kontrolliert abgelassen werden. Wie die japanische Agentur Kyodo berichtet, würden durch die Wassermassen die Arbeiten im Kraftwerk behindert. Laut Tepco strahle die Flüssigkeit nur schwach.
Timeline Dienstag, 5. April 2011
12:20 Uhr: In Fukushima wird weiterhin radioaktiv verseuchtes Wasser ins Meer gepumpt. Tepco will damit Platz schaffen, um in Tanks noch stärker verstrahltes Wasser speichern zu können.
Die Nachrichtenagentur Kyodo berichtete, dass bis Dienstagmittag (Ortszeit) rund 3430 Tonnen leicht belastetes Wasser in den Pazifik strömten. Insgesamt sollen 11.500 Tonnen abgelassen werden.
Die Helfer in Fukushima stehen vor einem Dilemma: Sie leiten Wasser zum Kühlen der Reaktoren in die Kraftwerksgebäude, wissen dann aber nicht, wohin damit. Die Behörden gehen davon aus, dass sich inzwischen 60.000 Tonnen radioaktiv verseuchtes Wasser im Keller der Reaktorgebäude sowie in unterirdischen Kanälen angesammelt hat. Das Wasser behindert das weitere Vorgehen der Arbeiter. (dpa/Welt online)