Freitag, 11. März 2011 in Fukushima
- Ein Artikel von Sigrid Totz
- Nachricht
Am 11. März 2011 ist Japan vom schlimmsten Erdbeben seiner Geschichte heimgesucht worden. Eine bis zu zehn Meter hohe Flutwelle überrollte die nordostjapanische Küste. Dadurch ausgelöst kam es zu einem atomaren Unfall im Atomkraftwerk Fukushima Daiichi. Diese Chronologie schildert den Ablauf der sich zuspitzenden nuklearen Katastrophe in den ersten Wochen nach dem Unfall.
23:45 - Greenpeace-Kernphysiker Heinz Smital: Die tausendfach erhöhte Strahlung deutet auf eine zumindest partielle Kernschmelze hin.
23:20 - Dramatische Lage in Fukushima. Im AKW steigt die Radioaktivität rapide an. Es droht eine Kernschmelze. Der japanische Premierminister Naoto Kan forderte die Menschen in einem Radius von 10 Kilometern um das Kraftwerk auf, sich in Sicherheit zu bringen. (Quelle: Spiegel online)
22:10 - IAEA: Nach Angaben japanischer Behörden ist eine mobile Stromversorgung beim AKW Fukushima 2 angekommen. In Block 1 steige der Druck im Reaktor-Containment. Die Behörden hätten beschlossen, Druck abzulassen. Der kontrolliert freigesetzte Dampf solle gefiltert werden, um Radioaktivität in der Anlage zu halten.
21.56 Uhr - FAZ online: Im japanischen Fukushima wächst die Angst vor einem atomaren Zwischenfall. Weil die Kühlung der Brennstäbe ausgefallen war, könnte der Druck das 2,1-fache dessen überstiegen haben, wofür das Turbinengebäude ausgelegt ist, teilte das japanische Handelsministerium mit. Dadurch droht im schlimmsten Fall eine Kernschmelze. Die Betreiberfirma Tokyo Electric Power Company (TEPCO) erwägt, den Druck abzulassen, weiß aber nicht, wie stark die radioaktive Strahlung im Inneren ist.
20:30 - Laut Mitteilung der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) wird immer noch versucht, die Notstromaggregate des AKW Fukushima Daiichi in Gang zu bringen.
19:55 - Welt online: Es werde erwogen, radioaktiven Dampf abzulassen, um den Druck in einem Reaktor zu senken, berichten japanische Nachrichtenagenturen unter Berufung auf den Minister Banri Kaieda. Ein geringfügiger Austritt von Radioaktivität aus dem AKW Fukushima sei möglich.
19:35 - Die japanische Regierung warnt laut Fernsehsender NHK vor einem weiteren Tsunami.
19:15 - Welt online: Im Erdbebengebiet im Nordosten von Japan wird auch die Wiederaufbereitungsanlage Rokkasho mit Notstrom gekühlt. Nach Aussage des international tätigen Atomexperten Mycle Schneider lägen dort rund 3000 Tonnen hochradioaktiver abgebrannter Brennstoff. Das entspreche etwa der Menge an Brennstoff, die in 25 bis 30 Atomreaktoren gelagert wird.
19:00 - Spiegel online berichtet, dass die Radioaktivität in einem Turbinengebäude des AKW Fukushima 1 steige. Zudem sei auch der Druck in einem der Reaktoren gestiegen. Japanischen Medienberichten zufolge werde derzeit überlegt, ein wenig Luft rauszulassen, um den Druck zu senken.
18:12 - Laut Spiegel online sollen die USA KÜhlmittel zum AKW Fukushima geliefert haben.
17:35 - ARD-Tagesschau aus Japan: Im Umkreis von zehn Kilometern um das AKW Fukushima sollen die Menschen ihre Wohnung nicht verlassen. Im Umkreis von drei Kilometern werden 6000 Menschen evakuiert.
17:03 Uhr - Laut ARD-Bericht ragen die Brennelemente des AKW Fukushima schon aus dem Kühlwasser. Der Wasserstand sei um zwei Meter gesunken. Die japanische Regierung ABC-Spezialisten auf den Weg geschickt, um Strahlungsmessungen durchzuführen.
16:03 Uhr - FAZ online: Die Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit (GRS) in Köln berichtet unter Berufung auf japanische Quellen, dass das Notkühlsystem des Atomkraftwerks Fukushima nur noch im Batteriebetrieb laufe. Die Batterien lieferten nur noch Energie für wenige Stunden. Im allerschlimmsten Fall drohe dann eine Kernschmelze.
Der Greenpeace-Kernphysiker Heinz Smital bezeichnet die Lage als sehr ernst, allerdings könne man die Situation nicht wirklich einschätzen. Es komme jetzt darauf an, ob es gelinge, die Kühlung in Gang zu bringen und ob die Radioaktivität, falls sie freigesetzt werde, innerhalb des Reaktors bleibe.
10:00 bis 16:00 Uhr - Zum Schutz der Bevölkerung vor einem möglichen atomaren Notfall wurde eine Sondereinheit ins Leben gerufen. Die vier Atomkraftwerke, die dem Epizentrum des Bebens am nächsten liegen, sind abgeschaltet. Im AKW Onagawa der Firma Tohoku Electric Power war Feuer in einem Turbinengebäude ausgebrochen. Der Brand soll inzwischen gelöscht sein.