Mahnmal im Wald: Die Beluga in Gorleben
Das Greenpeace-Schiff Beluga I findet seinen letzten Hafen in der Nähe des Atommüll-Zwischenlagers in Gorleben.
Das Schiff symbolisiert den Widerstand gegen die Atommüll-Politik der Bundesregierung.
- Hintergrund
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Nach Jahrzehnten im Einsatz gegen die Atomenergie führt die letzte Reise der MV Beluga I an jenen Ort, der symbolisch für den Kampf um ein sicheres Endlager steht. Das 26 Meter lange Schiff wird 2013 für die Reise zerlegt, ins Wendland transportiert und dort zwischen dem Salzbergwerk Gorleben und der mit 113 Castoren gefüllten Zwischenlagerhalle wieder aufgestellt. Die Aktion richtet sich gegen das geplante Endlagersuchgesetz, das Bundesumweltminister Peter Altmaier (CDU) im Mai 2013 in den Bundestag einbrachte.
Der Landkreis Lüchow-Dannenberg genehmigt diese Art des Dauerprotests zunächst nur für fünf Jahre. Im April 2014 wird endlich entschieden: Das Greenpeace-Schiff Beluga darf als „Mahnmal und Demonstrationsobjekt“ im Gorlebener Forst stehen bleiben.
Endlagersuchgesetz ist keine „weiße Landkarte“
Seit Jahren drängte Greenpeace auf einen Neuanfang in der Atommüll-Debatte. Im November 2012 hatte die Umweltorganisation einen Entwurf für ein Suchverfahren ohne Vorfestlegungen vorgestellt. Am von Altmaier geplanten Standortauswahlgesetz kritisiert Greenpeace, dass der geologisch ungeeignete Salzstock Gorleben hier wieder auftaucht: „Nach 35 Jahren Trickserei und Lügen drängt sich der Verdacht auf, dass die alte Fehlentscheidung Gorleben mit dem Altmaier-Auswahlverfahren lediglich rechtssicher gemacht werden soll“, sagt Greenpeace-Atomkampaigner Mathias Edler. Denn es nennt nur einen einzigen Standort direkt beim Namen: Gorleben. „Gorleben darf keine zweite Asse werden“, meint Mathias Edler. „Der enge Zeitplan für die Endlagersuche (sie soll bis 2031 beendet sein), der Ablauf sowie die ungeklärte Kostenfrage bergen die Gefahr, dass die Castoren am Ende doch wieder nach Gorleben rollen. – Weil dort die Erkundung ja schon fortgeschritten ist“, so der Atomkampaigner.
Aus diesem Grund weigern sich Greenpeace und andere Umweltverbände 2014, Teil der sogenannten Endlagerkommission zu werden, die bis Ende 2015 die Grundlagen für die Endlager-Suche erarbeiten soll.
Mängel des Salzstocks seit 1980 bekannt
Der Salzstock Gorleben wurde seit 1977 als einziger Standort für ein Endlager für hochradioaktive Abfälle vorgesehen. Schon 1980 stellten Geologen fest, dass ein abdichtendes Deckgebirge über großflächigen Teilen des Salzstocks fehlt. So kann Wasser eindringen und Radioaktivität an die Oberfläche gelangen. Zusätzlich befinden sich Gasvorkommen unter dem Salzstock. Anstatt den Standort aufzugeben, passte die Politik die Sicherheitskriterien an die Mängel des Salzstocks an.
Die Beluga und die Anti-Atombewegung
Das Greenpeace-Schiff Beluga I war in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder gegen die Atomindustrie im Einsatz: Vor Atomkraftwerken, bei Castortransporten und vor den Wiederaufbereitungsanlagen (WAA) im britischen Sellafield und französischen La Hague hatten Greenpeace-Aktivist:innen mit dem Schiff auf die Gefahren und die ungelöste Endlagerproblematik hingewiesen.
In Sellafield wurden atomare Abwässer einfach in die Irische See geleitet. „Die Beluga hat uns ermöglicht, vor Ort zu sein und die Atomindustrie mit ihrem dreckigen Geschäft zu konfrontieren“, betont Mathias Edler. Mit dem Labor an Bord konnte Greenpeace die radioaktiven Verschmutzungen durch die Wiederaufarbeitungsanlagen in Sellafield und La Hague nachweisen. Aufgrund dieser Messergebnisse stellte die Bundesregierung 2005 die Wiederaufarbeitung ein und verringerte damit die Menge des zurückkommenden Mülls für das Zwischenlager Gorleben.
Sieben Informationstafeln am Schiffsrumpf informieren Besucher:innen heute über den Widerstand gegen die Wiederaufarbeitung von Atommüll und den jahrzehntelangen Widerstand der Bürger:innen im Wendland gegen Gorleben als Endlager für Atommüll. Vielen unbekannt ist auch, wie umfangreich die Bürgerinitiative Lüchow-Dannenberg Anfang der 1980er-Jahre an Kauf und Umbau der Beluga I beteiligt war.
„Deshalb ist das Greenpeace-Schiff vor den Toren des Salzstocks in Gorleben nicht nur Mahnmal für bereits gemachte Fehler, sondern auch ein Protest dafür, aus diesen Fehlern zu lernen“, so Atomkampaigner Mathias Edler.
Greenpeace Konzept zu einem Endlagersuchverfahren
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