Bundesregierung will für das Risiko-AKW bürgen
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Urgewald und Greenpeace belegen mit einer heute vorgelegten Studie, dass das Vorhaben der Bundesregierung auf einer wackligen Grundlage steht. Die Sicherheitsanalyse, die für die Genehmigung des brasilianischen Atomkraftwerks herangezogen wurde, ist für dieses AKW unvollständig. Bekannte Risiken, wie Erdrutschgefahr und Terroranschläge, wurden nicht oder nur unzureichend beachtet.
Das Atomkraftwerk Angra 3 ist eine Gefahr für die Menschen in Brasilien, sagt Tobias Riedl, Atomexperte bei Greenpeace. Denn genehmigt wurde der Reaktor Angra 3 schon 1975 von der Militärregierung. 1984 wurde der Bau begonnen, aber zwei Jahre später wegen finanzieller Probleme wieder eingestellt. Jetzt soll das AKW mitsamt veralteter Technik doch noch fertig gestellt werden. Und Deutschland will kräftig mithelfen. 1,3 Milliarden Euro umfasst die Bürgschaft, die die schwarz-gelbe Regierung übernehmen will. Profitieren wird davon vor allem der französische Atomkonzern Areva.
Alles, was in Fukushima zur Katastrophe geführt hat, ist auch bei Angra 3 zu finden: falsche Annahmen, ein ungeeigneter Standort und veraltete Technik, sagt Barbara Happe, Brasilienexpertin von Urgewald. Ein solch gefährliches AKW zu unterstützen, ist verantwortungslos.
Angra 3 erfüllt die Anforderungen Brasiliens für den AKW-Neubau nicht
{image_r}In der vorgelegten Studie zeigt der brasilianische Gutachter Dr. Francisco Correa, dass die probabilistische Sicherheitsanalyse (PSA) nicht speziell für das AKW Angra 3 angefertigt wurde. Stattdessen hat der brasilianische Betreiber Eletronuclear das deutsche Atomkraftwerk Biblis B als Referenz genommen. Unterschiede in der Technik der beiden Reaktoren flossen nicht in die Bewertung ein - ebenso wenig wie die Daten des baugleichen AKW Angra 2.
Auch der Standort von Angra 3 erfüllt nicht die Anforderungen für den Neubau von Atomkraftwerken in Brasilien. Gleich gegen zwei Kriterien verstößt der Bau: Das AKW liegt in einer erdrutschgefährdeten Region und in der Nähe einer Stadt mit mehr als 50.000 Einwohnern.
Während in Deutschland der Atomausstieg nun endlich auf den Weg gebracht ist, geht die Bundesregierung im Ausland den alten Weg weiter. Wenn Merkel in ihrer Atompolitik glaubwürdig bleiben will, muss sie diesen Nukleardeal mit Brasilien stoppen, so Riedl.