Greenpeace-Umfrage zu Plastik in Kosmetik
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„Wer will sich schon Plastik ins Gesicht schmieren?“, fragten junge Greenpeace-Aktivisten im Herbst vergangenen Jahres bei einer Protestaktion an der Hamburger Binnenalster. Weniger rhetorisch verpackte das Umfrageinstitut Emnid das Anliegen Ende November. Die Meinungsforscher stellten 1011 Personen die Frage, wie sie feste und flüssige Kunststoffe in Kosmetik finden – und das sogar ganz buchstäblich: Können sie feststellen, ob ein Produkt Kunststoff enthält?
Im Auftrag von Greenpeace wollte Emnid von den Befragten unter anderem wissen: Wünschen Sie sich eine eindeutige Kennzeichnung für Plastik in Kosmetik? Sollten die Hersteller dieser Produkte auf Plastik in fester, flüssiger und anderer Form verzichten? Sollten sie vielleicht sogar gesetzlich dazu verpflichtet werden?
Die Ergebnisse der repräsentativen Umfrage sind nicht überraschend, dafür umso eindeutiger: Die breite Mehrheit der Deutschen, nämlich 83 Prozent, erwartet von den Kosmetikherstellern, dass sie auf Kunststoffe in fester, flüssiger oder anderer Form in ihren Produkten verzichten. Knapp drei Viertel befürworten sogar ein generelles Verbot von Plastik in Pflegeprodukten.
Die freiwillige Selbstverpflichtung bringt nichts
Von so einer Gesetzgebung will das Bundesumweltministerium bislang nichts wissen. Eine Kleine Anfrage der Bundestagsfraktion von Bündnis 90 / Die Grünen machte in der vergangenen Woche deutlich: Der sogenannte Kosmetikdialog zwischen Bundesregierung und Industrie, bei dem es unter anderem um einen freiwilligen Verzicht auf Mikroplastik in Kosmetikprodukten geht, ist lediglich eine Minimallösung – und bei weitem nicht ausreichend.
Flüssige, gel- und wachsartige Kunststoffe sind in dem löchrigen Regelwerk überhaupt nicht berücksichtigt, es gibt keine Verfahrensweise für die Importwaren internationaler Hersteller, der Zeitrahmen für die Umstellung ist zu weit gesteckt. „Bislang legen sich die Hersteller ihre freiwillige Selbstverpflichtung so aus, wie es ihnen am besten passt“, sagt Thilo Maack, Greenpeace-Experte für Meere.
Darum fordert Greenpeace eine umfassende gesetzliche Lösung für das Problem. Handelt die Regierung nicht, verschlechtert sich die Situation in den Meeren zusehends. Plastik in Kosmetik ist vor allem deswegen ein Problem, weil es über das Abwasser bis in die Ozeane gelangt. Dort lagern sich zum Beispiel an den Partikeln Schadstoffe an, die über die Nahrungskette zurück an Land gelangen: Greenpeace fand bereits belastetes Mikroplastik in Speisefischen.
Chemie-Kauderwelsch auf der Verpackung
An die Verantwortung der Verbraucher zu appellieren, ist hier nicht ausreichend: Dafür ist die Thematik häufig zu komplex. Drei Viertel der Befragten der Emnid-Umfrage wissen nicht, wie man anhand der Verpackung erkennt, ob ein Gel oder eine Lotion Plastik enthält. „Kein Wunder“, sagt Maack, „als Verbraucher müsste man Chemieexperte sein, um im Kleingedruckten die Kunststoffe herauszulesen.“
Bei ihrer Antwort auf die Kleine Anfrage der Grünen schützte die Bundesregierung Unwissenheit vor, was die Akzeptanz von Mikroplastik in der Bevölkerung angeht. Sie besäße dazu „keine Erkenntnisse“. Diese Wissenslücke konnte Greenpeace mit der Hilfe von Emnid immerhin schließen. Wenn die Regierung im Interesse ihrer Bürger handelt, muss sie Schritte einleiten, Plastik in Kosmetik endlich gesetzlich zu verbieten – gerade im Licht des unzureichenden Industriedeals.
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