Jetzt spenden
Greenpeace-Chemieexperte Manfred Santen bei Datennahme Raumluftmessung, dahinter Outdoorkleidung
Fred Dott / Greenpeace

Greenpeace-Messungen in Outdoor-Geschäften: Chemikalien in der Luft

Archiviert | Inhalt wird nicht mehr aktualisiert

Seit Jahren warnt Greenpeace vor gefährlichen Chemikalien in Outdoor-Kleidung. Zwischen 2011 und 2016 führte die Umweltschutzorganisation vier Produkttests an einschlägigen Marken durch, mit stets ernüchternden Ergebnissen: Bei allen großen Herstellern der Sparte fanden sich umwelt- und gesundheitsschädliche polyfluorierte Chemikalien, sogenannte PFC, in der Kleidung. Das trifft den Verbraucher, klar. Aber wie sieht es mit den Menschen aus, die ständig mit den Produkten von Mammut, The North Face oder Haglöfs hantieren müssen? Mit Raumlufttests prüfte Greenpeace nun, was die Verkäufer in Geschäften von Outdoor-Ausstattern täglich einatmen.

Dabei fanden Greenpeace-Aktivisten in Deutschland, der Schweiz, Italien, Schweden, Norwegen und Taiwan PFC-Konzentrationen, die bis zu 60-mal höher lagen als in Vergleichsräumen wie Büros oder Seminarsälen. Besonders schlecht schnitten die Räume des Ausrüsters Mammut ab: Im Flagship-Store in Wolfsburg wurde mit 197 Nanogramm pro Kubikmeter die höchste Konzentration an PFC in der Luft gemessen, gefolgt vom Ableger in Hannover mit 176 Nanogramm. Das ist erschreckend, aber keine Überraschung: Das Schweizer Unternehmen wird schon lange von Greenpeace zum Entgiften angehalten.

Was macht PFC gefährlich?

PFC sind extrem widerstandsfähig, was sie für die Outdoorbranche so interessant macht. Mit den Chemikalien werden Jacken, Schuhe und Handschuhe dauerhaft wasserdicht gemacht. Die künstlich hergestellte Verbindung zwischen Kohlenstoff und Fluor ist dabei so stark, dass sie sich nicht durch natürliche Abbauprozesse auflöst. Darum finden sich PFC-Moleküle mittlerweile über den ganzen Globus verteilt, durch Nahrung, Luft und Trinkwasser gelangen sie in den menschlichen Organismus. Im Blut können sich PFC zu perfluorierten Carbonsäuren abbauen, die nicht ausgeschieden werden und im Verdacht stehen, Krebs zu erregen.

„Mitarbeiter in Outdoor-Läden sind diesen gefährlichen Stoffen jeden Tag ausgesetzt“, sagt Manfred Santen, Greenpeace-Experte für Chemie. „Marktführer wie Mammut und The North Face müssen endlich konsequent entgiften.“ Einige Outdoor-Marken wie Rotauf und Páramo haben sich der Detox-Kampagne von Greenpeace bereits angeschlossen und stellen auf der heute startenden Messe für Outdoor-Ausrüstung in Friedrichshafen Funktionskleidung ohne PFC vor. Auch Vaude wird nun Mitglied der Detox-Bewegung: Der große deutsche Hersteller erklärte heute, bis 2018 auf alle PFC in der Produktion zu verzichten. Es geht also.

Doch noch kann der Großteil der Branche nicht vom Giftschrank lassen. Für die vorliegende Untersuchung führten Greenpeace-Aktivisten Luftmessungen in Geschäften der Outdoor-Marken Mammut, The North Face, Haglöfs und Norrona durch. Überall sind Mitarbeiter und Kunden schädlichen Chemikalien ausgesetzt: Im Vergleich zur Außenluft sind die PFC-Konzentrationen in Outdoor-Fachgeschäften etwa 1000-fach höher.

  • Luftmessapparaturen

    Geräte, die Luft holen

    Überspringe die Bildergalerie
  • Ansicht Kleiderstange Outdoorartikel

    Schlechte Noten

    Überspringe die Bildergalerie
Ende der Gallerie
Report: Es liegt was in der Luft

Report: Es liegt was in der Luft

Anzahl Seiten: 19

Dateigröße: 4.57 MB

Herunterladen
Datum
Müllhalde mit Kühen in Ghana

Mehr zum Thema

Surfer auf dem Meer hält ein Banner "Strong Plastics Treaty Now!"
  • 02.12.2024

Die Verhandlung zum UN-Plastikabkommen endete ohne finales Abkommen. Die Positionen lagen so weit auseinander, dass keine Einigung möglich war. Eine weitere Verhandlungsrunde ist nun erforderlich.

mehr erfahren
Greenpeace Aktive halten beim Make Something Day in Berlin Hände mit "Ressourcenschutz fürs Klima" hoch
  • 25.11.2024

Während der Handel in der Vorweihnachtszeit mit Rabattschlachten zum Massenkonsum ruft, treffen sich Menschen, die auf Reparieren, Selbermachen, Tauschen setzen statt auf Kaufen.

mehr erfahren
Robert Heigl im Gespräch vor einem Kasten mit NICHTS
  • 20.11.2024

Im November locken Black Friday und Cyber Monday mit Schnäppchen. Doch wie wäre es, sich NICHTS zu gönnen? Interview mit dem Künstler Robert Heigl über einen ungewöhnlichen Verkaufsraum.

mehr erfahren
Organic Vegetables at Market in Hamburg
  • 25.10.2024

Entdecken Sie sieben kreative Halloween-Ideen, die gruselig und nachhaltig zugleich sind. Von umweltfreundlicher Deko bis hin zu regionalen Snacks – feiern Sie Halloween ohne Kompromisse für die Umwelt!

mehr erfahren
Julios Kontchou untersucht Wasserproben
  • 18.09.2024

Wer verschmutzt den Rhein mit Mikroplastik? Erneut weist Greenpeace in Wasserproben Plastik nach – die Verschmutzung hat sogar zugenommen.

mehr erfahren
Das Bild einer mit Plastikmüll bedeckten Weltkugel, projiziert von Greenpeace Andino im Rahmen der Kampagne "Chile sin Plastics" (Chile ohne Plastik).
  • 01.08.2024

Am Erdüberlastungstag hat der Mensch sämtliche Ressourcen verbraucht, die der Planet in einem Jahr nachhaltig produzieren kann. Wie schaffen wir es wieder aus den Miesen?

mehr erfahren