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Die neuen Testergebnisse zeigen, dass Migros-Kinderjacken der Marke Trevolution alarmierende Mengen an umwelt- und gesundheitsschädlichen Giftstoffen enthalten. In Reißverschlussanhängern gefundene Schadstoffe wie Weichmacher (Phthalate) überschreiten auch den in Deutschland gültigen Grenzwert für Spielzeuge und Babyartikel um das 600-Fache. Solche Anhänger werden von Kindern gerne in den Mund genommen. Greenpeace fordert Migros auf, alle gefährlichen Chemikalien sofort aus Produkten und Produktionsketten zu verbannen und am globalen Detox-Lösungsprozess teilzunehmen.
„Migros gilt nach Coop als weltweit nachhaltigster Einzelhändler. Doch die Schadstoffe in den Kinderjacken zeigen, dass Migros ihre Textilproduktion nicht im Griff hat“, sagt Mirjam Kopp, Detox-Campaignerin von Greenpeace Schweiz.
In deutschen Migros-Geschäften werden zwar keine Kindertextilien verkauft – diese sind aber online bestellbar. Seit einigen Monaten verhandelt Greenpeace mit der Migros über einen Verzicht auf gefährliche Textilchemie. Bereits im Februar hatte die Umweltorganisation Schadstoffe in Migros-Kinderjacken nachgewiesen und vor dem Hauptsitz des Unternehmens gegen die giftigen Kleider protestiert. Migros nahm daraufhin lediglich eine Kinderregenjacke der Marke Trevolution aus den Regalen.
In einer neuen Laboranalyse von drei Kinderjacken (eine Regenjacke und zwei Softshelljacken) der Migros-Eigenmarke hat Greenpeace nun erneut giftige Chemikalien nachgewiesen. Die Textilien wurden in China produziert. Einige der Giftstoffe wie Nonylphenolethoxylate, perfluorierte Chemikalien und Weichmacher (Phthalate) sind hormonaktiv und fortpflanzungsgefährdend. Besonders Phthalate können das Hormonsystem stark beeinflussen und zu Unfruchtbarkeit oder Übergewicht führen. Sie sind häufig in menschlichem Gewebe zu finden, unter anderem im Blut, in der Muttermilch und als Stoffwechselprodukte im Urin.
Die Chemikalienfunde in den Migros-Kleidern stellen nicht nur ein Problem für die Verbraucher hierzulande dar: Sie sind auch ein Beleg dafür, dass Giftstoffe bei der Migros-Kleiderproduktion in China absichtlich eingesetzt werden – und dort die Flüsse verseuchen. In China hat die Verschmutzung von Gewässern und auch dem Trinkwasser dramatische Ausmaße angenommen .
Seit Juni 2012 bemüht sich Greenpeace intensiv, die Migros von einer giftfreien Textilienproduktion zu überzeugen. Doch der Großhändler verweist auf einen eigenen Eco-Standard, der im Jahr 2017 für alle Migros-Textilien gelten soll. Der Standard birgt nach Auffassung von Greenpeace jedoch erhebliche Mängel: Zentral ist das Fehlen eines nachvollziehbaren Maßnahmenkatalogs mit Zeitplan, insbesondere für die Eliminierung der drei gefährlichsten Chemikaliengruppen. Außerdem fehlen Angaben über die Veröffentlichung von Abwasserdaten der Migros-Fabriken in vorrangig asiatischen Produktionsländern. Das Textilunternehmen H&M, das sich zu den Detox-Kriterien von Greenpeace bekennt, hat diese Woche eine erste Lieferantenliste vorgelegt. Für Mirjam Kopp ist klar: „Migros soll endlich handeln und bei der globalen Detox-Lösung mitmachen statt Greenwashing zu betreiben.“
Die internationale Detox-Kampagne von Greenpeace hat bisher 17 Unternehmen – darunter Zara, H&M, C&A, Marks & Spencer, Adidas und Nike – von einer giftfreien Produktion überzeugt. Zusammen erzielen diese Unternehmen 168 Milliarden US-Dollar Umsatz beziehungsweise decken 13 Prozent des globalen Textil-, Bekleidungs- und Schuhwarenmarktes ab. Die Detox-Empfehlungen von Greenpeace sind auch in den aktuellen Fünf-Jahres-Plan des chinesischen Umweltministeriums eingeflossen. Unter anderem wird hier die Textilproduktion erstmals als eine der sieben wichtigsten Verschmutzungsindustrien genannt. Die von Greenpeace angeprangerte, in der chinesischen Textilindustrie flächendeckend eingesetzte und in Europa seit einigen Jahren weitgehend verbotene Chemikalie Nonylphenol(-ethoxylat) (NPE) wird auf die Schwarze Liste gesetzt.
Der Einsatz von umwelt- und gesundheitsschädlichen Chemikalien ist in der globalen Textilproduktion weit verbreitet. Mehrere Studien von Greenpeace haben dies aufgezeigt, wie beispielsweise der große Textilientest "Giftige Garne", für den 141 Kleidungsstücke von 20 internationalen Modemarken untersucht wurden. Verbraucher werden zu unwissenden Komplizen im Kreislauf der toxischen Wasserverschmutzung, wenn sie ihre neue Kleidung waschen. Ein Greenpeace-Test hat aufgezeigt, dass ein hoher Anteil der NPE-Rückstände in Kleidung bei der Haushaltswäsche herausgewaschen wird und auch in Gewässern der Schweiz und Deutschland feststellbar ist.