Engagiert und erfolgreich: die Greenpeace-Jugend-AGs
- Ein Artikel von Yasmin Janclaes
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Kreative Ideen für erfolgreiche Aktionen entwickeln – das ist die Arbeit der JAGs: Greenpeace-Jugendgruppen, in denen sich junge Menschen bundesweit für den Umweltschutz engagieren.
Graue Wolken verhängen den Himmel, als sich die Greenpeace-Jugendgruppe Hamburg vor der Zentralbibliothek der Hansestadt versammelt. Es ist ein frostiger Samstagvormittag, Passanten schlagen den Mantelkragen hoch und eilen hastig vorbei. Doch davon lassen sich die zehn Jugendlichen nicht beirren. Schnell ist ein Infostand aufgebaut - und das selbstgebastelte Highlight der Aktion: eine Tür aus Pappe, mit echter Klinke und Schlüsselloch zum Durchgucken. „TTIP“ prangt auf der Pforte und: „Hinter geschlossenen Türen herrscht keine Demokratie!“
Die Jugendlichen schwärmen aus und verteilen Flyer zu den Gefahren des Freihandelsabkommens mit den USA. Der 20-jährige Moreno spricht einen älteren Mann an, drückt ihm Info-Material in die Hand. Zwar möchte der Passant die Petition gegen TTIP erst mal nicht unterzeichnen, doch er unterhält sich lange und engagiert mit dem Abiturienten. Andere sind weniger diskussionsfreudig, wollen aber unbedingt unterschreiben. Moreno hat Spaß, auch beim Zuhören. „Viele haben richtig was zu erzählen“, freut er sich. Denn er weiß: Der Dialog ist enorm wichtig bei den Aktionen der Jaggies.
JAGs - aktiv für Umweltschutz seit 1995
Jaggies, das sind Jugendliche wie Moreno, die sich für Umweltschutz begeistern und Mitglied in einer der Greenpeace-Jugendgruppen sind. Seit 1995 engagieren sich bundesweit etwa 14- bis 20-Jährige in diesen Jugend-AGs, kurz JAGs. In insgesamt 54 deutschen Städten sind rund 860 junge Leute aktiv.
JAGs setzen sich für Themen von Greenpeace Deutschland ein und unterstützen laufende Kampagnen der Umweltschutzorganisation. Die Jugendlichen arbeiten dabei sehr eigenständig: Bei der Planung von Aktionen sind Kreativität und Engagement gefragt. Auf regionalen und bundesweiten Treffen (Jaggios) vernetzen sich die JAGs und veranstalten gemeinsam größere Aktionen. Um die Organisation dieser Treffen, neuer Aktionen und die Jahresplanung kümmert sich der JAG-Pool, ein Zusammenschluss von Jugendlichen unterschiedlicher Gruppen.
Unterstützung bekommen Jaggies von der Netzwerk-Betreuung in der Hamburger Greenpeace-Zentrale. Dort können sie Flyer und Infomaterial anfragen und ihre Aktionen anmelden.
„Schön, dass wir als Jugendliche wahrgenommen werden.“
Für die JAG Hamburg ist es die zweite eigene Aktion. Viele Jugendliche sind erst neu dazugekommen; die Gruppe steckt mit ihren Außeneinsätzen gewissermaßen noch in den Kinderschuhen. Im vergangenen Jahr protestierten sie in der Hamburger Innenstadt mit einem Marktstand gegen das Bienensterben. Ausgestellt wurde der klägliche Rest an Lebensmitteln, den es nach dem Aussterben der Bienen noch geben würde. Die Aktion hätten die Menschen damals sehr ernst genommen und das Gespräch mit den jungen Aktivisten gesucht, erinnert sich Moreno.
„Es ist schön, dass wir als Jugendliche wahrgenommen werden“, sagt er. Für den Umweltschutz begeistert er sich, seit im Schulunterricht der US-Dokumentarfilm „Eine unbequeme Wahrheit“ besprochen wurde. „Ich habe schlagartig erkannt: Das ist mein Ding und dafür möchte ich mich einsetzen.“ Zwischen Abitur und dem Beginn seiner Ausbildung hat Moreno nun noch Zeit. Die nutzt er, um sich in der Hamburger JAG zu engagieren. „Ich wollte unbedingt bei Greenpeace aktiv werden.“
Die Arbeit dort beeinflusst das eigene Leben, berichtet er. Sie vermittle Bewusstsein und Wertschätzung für „die Schönheit der Natur“. Der 20-Jährige ist motiviert und hofft, mit der Jugendgruppe Hamburg noch viele Kampagnen zu inszenieren.
Mit Enthusiasmus und Eisbär
JAG-Aktionen sind oft bunt, laut und Aufsehen erregend: Die Jugendlichen veranstalten Demonstrationen und Straßentheater, um auf Umweltbedrohungen aufmerksam zu machen. Ein lebensgroßer Eisbär ist dabei natürlich ein echter Hingucker – wie Anfang dieses Jahres bei der überregionalen Protestaktion zum Arktisschutz in München. „Paula“, wie das Bärenkostüm liebevoll genannt wird, kann nur durch die Gegend trotten, wenn sich zwei Jaggies unter die dicke Pelzschicht wagen.
Auch mit anderen Aktionen sorgten die Jugendlichen kürzlich für Aufsehen: Etwa in Hannover, wo sie in neonfarbenen Morphsuits gegen die Verwendung genmanipulierter Futtermittel bei McDonalds protestierten. Oder in Potsdam mit einer großen Demonstration gegen den Kohleabbau in der Lausitz.
Schietwetter, ein Gespenst und viele Unterschriften
JAG-Aktionen können aber auch still und informativ sein – so wie der TTIP-Infostand in Hamburg. Trotz des kalten Winterwetters sind die Menschen interessiert, wollen mehr wissen. Die Tür der Jaggies ist ein Blickfang: Ein roter Pfeil lockt Kinder an, neugierig durchs Schlüsselloch zu spähen. Dahinter ist ein kleiner Kasten angebracht – hier lauert das „Schreckgespenst TTIP“. Die Kinder freuen sich, als sie den gemalten Geist entdecken; indessen zücken die Eltern den Stift und setzen ihren Namen auf die Petitionsliste gegen das Freihandelsabkommen.
In wenigen Stunden haben die Jugendlichen dutzende Unterschriften gesammelt. Obwohl sie mit heftigem Wind kämpfen, der ihre Tür hin und her wirft. Abwechselnd stützen die Jaggies ihre Konstruktion, während der Regen die Pappe durchnässt. Dann fegt auf einmal eine Böe einen Stoß Info-Blätter davon und treibt sie über den Bibliotheksvorplatz, bis es einem Mädchen gelingt, das Material wieder einzufangen.
Irgendwann sind die Jugendlichen durchgefroren und müde, nicht alle halten bis zum Ende durch. Doch als sie die Aktion schließlich beenden, sind alle Jaggies zufrieden. Bis zum Schluss kommen Menschen zu ihrem Stand und wollen unterschreiben. Moreno würde am liebsten noch weitermachen. Doch bevor allen die Zehen abfrieren, wird abgebaut: mit dem Entschluss, weiter gegen TTIP mobil zu machen – und jede Menge weitere Aktionen für den Schutz der Umwelt zu planen.
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