Jetzt spenden
Britta Steffen und Greenpeace-Konsumexpertin Viola Wohlgemuth
Britta Radke / Greenpeace

Recht auf unverpacktes Einkaufen: Petitionsübergabe im Bundesumweltministerium

Unverpackt einkaufen ist in der Theorie relativ einfach, praktisch aber häufig unmöglich. Eigentlich spricht nichts dagegen, dass Lebensmittel in Mehrwegbehältern verkauft werden – Einwegplastik ist nicht auf magische Art und Weise hygienischer als wiederverwendbare Verpackungen. Trotzdem gibt es nach wie vor nicht genug Möglichkeiten, im Supermarkt um die Ecke komplett verpackungsfrei einzukaufen.

Denn ob Produkte ganz ohne Verpackung über die Theke verkauft werden dürfen, regeln die regionalen Ordnungsämter unterschiedlich. Viele Händler verweigern daher wegen unklarer Hygienevorschriften weiterhin den Verkauf loser Ware. Deswegen braucht es klare Richtlinien und Rechtssicherheit für den Lebensmittelhandel. Greenpeace fordert vom Bundesumweltministerium einheitliche Hygieneregeln – und damit das Recht auf unverpacktes Einkaufen. Mehr als 130.000 Menschen haben die Petition unterstützt. Eine Unterzeichnerin ist die deutsche Rekordschwimmerin Britta Steffen. Sie übergab die Unterschriften heute in Berlin an Staatssekretär Florian Pronold. 

“Genauso wie viele andere andere Menschen in Deutschland möchte ich gerne weniger Lebensmittel in Plastik einkaufen”, sagt Steffen. “Aber dafür braucht es eine bessere Gesetzgebung für den Handel, die Verantwortung kann nicht alleine bei den Kundinnen und Kunden liegen.” Die ehemalige Weltrekordhalterin über 50 Meter Freistil ist seit 2019 im Einsatz für das UN-Nachhaltigkeitsziel „Leben unter Wasser“.

Verpackungsgesetz greift zu kurz

In Deutschland fallen jährlich rund 20 Millionen Tonnen Verpackungsmüll an. Mit einem Pro-Kopf-Aufkommen von fast 40 Kilogramm Plastikmüll im Jahr belegt Deutschland im europäischen Vergleich den vierten Platz hinter Luxemburg, Irland und Estland. Unverpacktes Einkaufen ist in deutschen Supermärkten oder Restaurants bis heute nahezu unmöglich. Das neue Verpackungsgesetz, das seit 4. Juli gilt, verpflichtet Cafés und Restaurants lediglich, ab 2023 Speisen und Getränke zum Mitnehmen auch in Mehrwegverpackungen anzubieten oder das Einkaufen mit eigenen Behältern zu ermöglichen. Kostenfreie Einwegverpackungen bleiben weiterhin erlaubt.

Die Plastikindustrie nährt während der Coronakrise den Mythos, in Kunststoff eingeschweißte Lebensmittel seien hygienischer als unverpackte Ware. Dabei gibt es dafür keinen Grund. Eine Stellungnahme, die Greenpeace gemeinsam mit mehr als hundert internationalen Gesundheitsexpert*innen veröffentlicht hat, ist da eindeutig: “Unverpackt einkaufen ist auch in diesen Zeiten gesundheitlich unbedenklich, wenn Sie Obst und Gemüse wie gewohnt vorm Verzehr abwaschen.” 

“Gegen die Plastikkrise hilft nur eine bundesweit geltende Mehrwegpflicht mit einheitlichen Mehrwegbehältern, die von München bis Flensburg abgegeben werden können”, sagt Viola Wohlgemuth, Greenpeace-Expertin für Konsum und Kreislaufwirtschaft. Viele große Verursacher der Plastikkrise seien von dem neuen Verpackungsgesetz ausgenommen. Eine vertane Chance: „Auch Supermärkte müssen Einweg-Verpackungen drastisch reduzieren, Pfandsysteme ausbauen und auf flächendeckende Systeme zum unverpackten Einkaufen umstellen.” 

>>> Fordern Sie deshalb mit uns von der Bundesregierung, Abfallvermeidung klar an erste Stelle zu setzen: Mehrweg-Angebote und unverpacktes Einkaufen müssen in Deutschland zum Standard werden.

  • Viola Wohlgemuth, Britta Steffen und Staatssekretär Florian Pronold

    Vorm Bundesumweltministerium

    Überspringe die Bildergalerie
  • Deutsche Rekordschwimmerin Britta Steffen in Köln

    Greenpeace untersucht mit seinem Schiff Beluga II die Mikroplastikverschmutzung auf dem Rhein zwischen Duisburg und Koblenz in Deutschland. Mit An Bord: Rekordschwimmerin Britta Steffen.

    Überspringe die Bildergalerie
Ende der Gallerie
Datum
Müllhalde mit Kühen in Ghana

Mehr zum Thema

Zwei Jugendliche halten ein Pappschild "Say no to plastic, save the ocean" .
  • 25.11.2024

Eine historische Chance: Die Vereinten Nationen verhandeln über ein verbindliches globales Abkommen gegen Plastikverschmutzung.

mehr erfahren
Robert Heigl im Gespräch vor einem Kasten mit NICHTS
  • 20.11.2024

Im November locken Black Friday und Cyber Monday mit Schnäppchen. Doch wie wäre es, sich NICHTS zu gönnen? Interview mit dem Künstler Robert Heigl über einen ungewöhnlichen Verkaufsraum.

mehr erfahren
Organic Vegetables at Market in Hamburg
  • 25.10.2024

Entdecken Sie sieben kreative Halloween-Ideen, die gruselig und nachhaltig zugleich sind. Von umweltfreundlicher Deko bis hin zu regionalen Snacks – feiern Sie Halloween ohne Kompromisse für die Umwelt!

mehr erfahren
Julios Kontchou untersucht Wasserproben
  • 18.09.2024

Wer verschmutzt den Rhein mit Mikroplastik? Erneut weist Greenpeace in Wasserproben Plastik nach – die Verschmutzung hat sogar zugenommen.

mehr erfahren
Das Bild einer mit Plastikmüll bedeckten Weltkugel, projiziert von Greenpeace Andino im Rahmen der Kampagne "Chile sin Plastics" (Chile ohne Plastik).
  • 01.08.2024

Am Erdüberlastungstag hat der Mensch sämtliche Ressourcen verbraucht, die der Planet in einem Jahr nachhaltig produzieren kann. Wie schaffen wir es wieder aus den Miesen?

mehr erfahren
Detox Gruppenaktionstag zu Zara in Berlin im November 2012
  • 09.07.2024

Fast Fashion, also schnelle Mode, was ist das? Wer steckt dahinter und warum ist sie problematisch? Hier gibt es Antworten – auch zu den Alternativen.

mehr erfahren