Kurzlebige Mobiltelefone verschwenden Unmengen Rohstoffe
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Tonnenweise wertvolle Metalle schlummern in ausgemusterten Smartphones. Eine unverantwortliche Verschwendung: Ihre Gewinnung belastet Mensch und Umwelt in großem Maß.
Etwa 1000 Tonnen wertvolle Rohstoffe aus Mobiltelefonen landen jährlich im Müll – und das alleine in Deutschland. Um ein Gefühl für die Größenordnung zu kriegen: Das ist rund ein Zehntel des Gewichts des Eiffelturms. Dabei gehen unter anderem rund 20 Tonnen Kobalt, mehrere Tonnen Zinn, Wolfram und Silber verloren, so eine Studie des Freiburger Öko-Instituts, die von Greenpeace in Auftrag gegeben wurde.
Ein großer Teil der Materialien könnte recycelt wieder in neuen Produkten verwendet werden. Die Alternative ist, kaputte Geräte zu reparieren – oft müssen bloß wenige Verschleißteile ausgetauscht werden, um das Leben der Smartphones und Tablets um einige Zeit zu verlängern. Stattdessen werden für die nächste Gerätegeneration erneut Edelmetalle und Seltene Erden im selben Maßstab abgebaut. Das ist ein gewaltiges Umweltproblem: Bei der Gewinnung von Edelmetallen werden beispielsweise giftige Chemikalien verwendet. Gold wird zudem unter riesigem Energieaufwand gefördert: Für 100 Kilogramm müssen 100.000 Tonnen Gestein abgebaut werden.
Soziales Problem Smartphone
Die Verletzung von Menschenrechten ist ein anderes Problem. Die UN berichtet über Warlords, die sich über den Handel mit in der High-Tech-Branche gefragten Mineralien finanzieren. Zudem tragen die Produktion und Montage der Geräte häufig ausbeuterische Züge. „Hersteller wie Apple und Samsung verursachen mit kurzlebigen Elektrogeräten und unnötig schnellen Produktzyklen massive Umweltschäden und katastrophale Arbeitsbedingungen“, sagt Manfred Santen, Greenpeace-Experte für Elektronik.
Um aus dem immer schnelleren Kreislauf aus Entsorgung und Neukauf auszubrechen, bietet Greenpeace am kommenden Samstag, 12. November, in vielen deutschen Städten Repair-Cafés an. „Ein kaputtes Display oder ein defekter Akku sind kein Totalschaden für ein Smartphone“, sagt Santen. „Jede Reparatur verlängert die Lebensdauer eines Smartphones, schützt die Umwelt und spart wertvolle Rohstoffe.“
Deutschland ist Elektroschrott-Europameister
Gerade in Deutschland herrscht Aufklärungsbedarf: In Sachen Elektroschrott ist das Land Europameister. Pro Kopf und Jahr werfen die Deutschen 21,7 Kilogramm elektronische Geräte weg – und erreichen damit nicht ganz das Negativ-Niveau der USA mit 22,1 Kilo. Große Mengen davon werden illegal in Afrika oder China deponiert, wo der Elektroschrott Böden und Grundwasser verseucht.
Darum fordert Greenpeace von Herstellern eine modulare Bauweise ihrer Smartphones: Defekte Komponenten wie Kameras oder Akkus sollten leicht austauschbar sein, um die Geräte über lange Zeit nutzen zu können. Im Schnitt sind Smartphones hierzulande lediglich zwei bis drei Jahre im Gebrauch. Dadurch ist die Zahl der nicht mehr genutzten Altgeräte inzwischen auf 100 Millionen gestiegen. Nur ein Bruchteil davon wird ordnungsgemäß recycelt, viele liegen schlicht in irgendwelchen Schubladen.
Dabei wollen die meisten Verbraucher gar nicht einmal alle zwei Jahre ein neues Handy: Nach einer repräsentativen Greenpeace-Umfrage von August 2016 wünschen sich drei von fünf Befragten in Deutschland Mobiltelefone, die länger als bisher halten. Von den Herstellern bekommen sie die allerdings bislang nicht.