Jetzt spenden
Containerhafen
Shutterstock

Proteste gegen Handelsabkommen

Große Pläne der Europäischen Union: Mit dem Green Deal soll Europa zum ersten klimaneutralen Kontinent werden. Den Weg zu einer „sauberen, kreislauforientierten“ Wirtschaft will die EU dabei „gerecht und inklusiv“ gestalten. Absurderweise setzen sich die Verhandler:innen der EU-Kommission gleichzeitig für ein Handelsabkommen mit den Mercosur-Staaten Argentinien, Brasilien, Paraguay und Uruguay ein, das genau das Gegenteil ist: schmutzig und ungerecht.

Denn anstatt den Weg für ökologisches Wirtschaften zu ebnen, würde das Abkommen den Export von Autos und giftigen Pestiziden erleichtern. Außerdem sollen Zölle auf Agrarprodukte wie Rindfleisch gesenkt werden – Produkte, für die große Flächen des Amazonas-Regenwaldes abgeholzt und indigene Gemeinschaften vertrieben werden. Während große Konzerne wie Bayer als Gewinner hervorgehen würden, hätte das Abkommen zur Folge, dass die ökologische Landwirtschaft weiter an Wettbewerbsfähigkeit verlieren würde. 

Wachsende globale Ungerechtigkeit

Der wachsende Widerstand gegen Freihandelsabkommen wie TTIP, CETA und EU-Mercosur zeigt: Um Antworten auf globale Herausforderungen wie die Klimakrise und soziale Ungerechtigkeit zu finden, müssen sich die Spielregeln globalen Handelns grundlegend verändern. Von der fortschreitenden Liberalisierung des Handels profitieren vor allem große Konzerne, was bestehende Machtstrukturen weiter vertieft und zu einer ungleichen Ressourcenverteilung führt.

Statt einer bedingungslosen Marktöffnung, braucht es eine faire Handelspolitik mit dem Kernziel die Lebensgrundlagen aller Menschen im Einklang mit Umwelt und Natur zu sichern. Die soziale Frage ist dabei ebenso wichtig wie die ökologische. Für Simonetta Zarrilli, Leiterin des Programms für Handel, Gender und Entwicklung der Konferenz der Vereinten Nationen für Handel und Entwicklung (UNCTAD), betrifft die soziale Frage hauptsächlich die Frauen

Handel wurde lange als Schlüssel zur Armutsbekämpfung und Entwicklung gesehen – jedoch hat sich gezeigt, dass er einer der Hauptgründe für die wachsende globale Ungleichheit ist. Vor allem Frauen gehören zu denen, die von der Globalisierung abgehängt wurden. Zwar haben offene Märkte neue Beschäftigungsmöglichkeiten für Frauen geschaffen - Verbesserungen hinsichtlich Arbeitsbedingungen, Löhne und Aufstiegsmöglichkeiten blieben aber weitestgehend aus.

Um die Verbesserungen zu erreichen, fordert Greenpeace Handelsexperte Jürgen Knirsch: „Die EU muss sich für ein internationales Regelwerk starkmachen, das fairen und nachhaltigen Handel nicht länger als eine Nischenerscheinung behandelt, sondern zur Norm macht.” Die letzten Jahre haben gezeigt, dass die Welthandelsorganisation (WTO) nicht in der Lage ist dieses internationale Regelwerk so auszugestalten, das globale Gerechtigkeit und der Schutz von Menschenrechten, Arbeitsnormen und der Umwelt gewährleistet wird.

Europäische Probleme ins Ausland verlagern

“Als eine der größten Handelsmächte weltweit muss die EU die Errichtung einer internationalen Kontrollinstanz für fairen und ökologischen Handel vorantreiben und Verhandlungen rückwärtsgewandter Abkommen wie EU-Mercosur stoppen. Diese Instanz muss im UN-System angesiedelt sein, über transparente und demokratische Strukturen verfügen und einen Ausgleich aller Interessen von Geschlechtergerechtigkeit bis Klimaschutz ermöglichen”, so Knirsch. “Auf keinen Fall dürfen Importe, die mit Menschenrechtsverletzungen, Ausbeutung oder Naturzerstörung wie etwa Entwaldung in Verbindung stehen, auf dem europäischen Markt noch auf anderen Märkten landen.”

Sowohl für Deutschland als auch die EU gilt: Eine Verschärfung der eigenen Klimaziele darf nicht dazu führen, dass Naturzerstörung und die Ausbeutung von Menschen lediglich weiter in andere Länder verlagert werden. Der Übergang zu einem grünen und gerechten Wirtschaftssystem im Sinne des Green Deals kann nur gelingen, wenn die EU ihre globale Verantwortung wahrnimmt. Auch sogenannte externe Kosten, also die Folgen der EU-Handelspolitik in anderen Ländern, müssen in die Rechnung miteinfließen. Dazu gehören zum Beispiel EU-Importe von Gütern, für deren Produktion die Natur Schaden genommen hat. 

Greenpeace-Aktivisti demonstrieren vor dem EU-Rat in Brüssel

Nicht nur unmoralisch, sondern auch illegal! Greenpeace hat das EU-Mercosur-Abkommen unter die rechtliche Lupe nehmen lassen. Können wir den Giftvertrag jetzt endgültig stoppen?

mehr erfahren
Datum
Müllhalde mit Kühen in Ghana

Mehr zum Thema

Organic Vegetables at Market in Hamburg
  • 25.10.2024

Entdecken Sie sieben kreative Halloween-Ideen, die gruselig und nachhaltig zugleich sind. Von umweltfreundlicher Deko bis hin zu regionalen Snacks – feiern Sie Halloween ohne Kompromisse für die Umwelt!

mehr erfahren
Julios Kontchou untersucht Wasserproben
  • 18.09.2024

Wer verschmutzt den Rhein mit Mikroplastik? Erneut weist Greenpeace in Wasserproben Plastik nach – die Verschmutzung hat sogar zugenommen.

mehr erfahren
Das Bild einer mit Plastikmüll bedeckten Weltkugel, projiziert von Greenpeace Andino im Rahmen der Kampagne "Chile sin Plastics" (Chile ohne Plastik).
  • 01.08.2024

Am Erdüberlastungstag hat der Mensch sämtliche Ressourcen verbraucht, die der Planet in einem Jahr nachhaltig produzieren kann. Wie schaffen wir es wieder aus den Miesen?

mehr erfahren
Detox Gruppenaktionstag zu Zara in Berlin im November 2012
  • 09.07.2024

Fast Fashion, also schnelle Mode, was ist das? Wer steckt dahinter und warum ist sie problematisch? Hier gibt es Antworten – auch zu den Alternativen.

mehr erfahren
2010 World Cup in South Africa
  • 18.06.2024

Die Fußball-Europameisterschaft ist gestartet. 5 Tipps, wie wir die EM umweltfreundlich feiern können.

mehr erfahren
Aktivist:innen vorm Bundeskanzleramt
  • 24.05.2024

Das europäische Lieferkettengesetz wurde beschlossen, auch trotz der Enthaltung Deutschlands. Die EU hat damit gezeigt: Menschenrechte und Klimaschutz sind wichtiger als Profite von Unternehmen.

mehr erfahren