Apple, Faceboook und Google führend, Schlusslicht Amazon und Twitter
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Facebook, Google und Apple hängen Unternehmen wie Amazon Web Services oder Twitter ab. Letztere betreiben ihre Infrastruktur immer noch mit umweltbelastender Energie wie Kohle und Atomkraft. Das ist das Ergebnis des von Greenpeace veröffentlichten Cloud Computing Reports „Clicking Clean“. Wir sprechen mit Greenpeace Elektronikexpertin Claudia Sprinz über die Entwicklungen in der IT-Branche.
Online-Redaktion: Warum beschäftgt sich Greenpeace mit Cloud Computing?
Claudia Sprinz: Für viele Menschen wäre ein Leben ohne Internet kaum vorstellbar, es ist selbstverständlicher Teil unserer realen Welt geworden. Als Tim Berners-Lee HTML und das World Wide Web erfunden hat, konnte sich kaum jemand vorstellen, dass 20 Jahre später Milliarden Menschen via Internet verbunden sein würden. Das Internet ist ein weltumspannendes Netzwerk geworden.
Während früher die meisten Programme und Dienste auf den Endgeräten liefen, wurden in den letzten Jahren viele in die „virtuelle Wolke“ verlagert. Wann immer wir jemandem eine E-Mail oder eine Nachricht via Messenger senden, eine Statusmeldung auf Facebook schreiben, Musik downloaden oder ein Video auf YouTube ansehen, verbindet sich unser Endgerät mit dem Internet.
Es ist egal, ob wir ein Smartphone, einen Tablet Computer oder einen PC benutzen, unser Gerät verbindet sich automatisch mit dem Server, also einem sehr leistungsfähigen Computer, des Internet-Providers oder des Telekommunikationsanbieters. Dieser steht üblicherweise in einem Rechenzentrum und verbindet sich über enorm schnelle Datenleitungen mit anderen Servern in anderen Rechenzentren. Die Geschwindigkeit der weltweiten Datenströme ist dermaßen schnell, dass wir gar nicht bemerken, wenn ein Server am anderen Ende der Welt steht.
Die vielen Rechenzentren benötigen zum Betreiben ihrer Server natürlich Strom. Für Energieversorger sind Rechenzentren daher sehr beliebte Kunden. Sie müssen nämlich 24 Stunden täglich, 7 Tage die Woche mit Strom versorgt werden. Mittlerweile sind diese Mengen gigantisch groß. Wäre das Internet ein Land, so hätte es den weltweit sechstgrößten Stromverbrauch. Und auch in Zukunft ist mit einem weiteren Ansteigen zu rechnen.
Es ist natürlich ein großer Unterschied, ob diese enorme Mengen Strom mit Kohle- oder Atomkraftwerken oder durch Erneuerbare Energie produziert werden. Greenpeace versucht die weltweit führenden Informationstechnologie (IT)-Unternehmen, also jene, die mit dem Internet Geld verdienen, dazu zu motivieren, dem Beispiel von Apple, Facebook und Google zu folgen. Letztere haben bereits die Vorteile Erneuerbarer Energien erkannt, denn diese sind langfristig gesehen nicht nur umweltfreundlicher, sondern auch viel günstiger. IT-Konzerne können somit einen nützlichen Beitrag zur sogenannten Energierevolution leisten, also zur Umstellung auf Erneuerbare Energien, was vor allem in Ländern wie den USA oder China von großer Bedeutung ist.
Online-Redaktion: Was können IT-Unternehmen tun?
Claudia Sprinz: Egal, ob es sich um einen großen Konzern oder um einen kleinen regionalen Anbieter handelt, wir wünschen uns, dass diese langfristig auf Strom umsteigen, der zu 100 Prozent aus Erneuerbaren Energien stammt. Zudem wäre es wichtig, wenn sie sich zur Transparenz in Hinblick auf IT-Performance und Ressourcenverbrauch inklusive der Stromquelle verpflichteten, damit alle Anspruchsgruppen den Fortschritt zur Erreichung dieses Ziels nachvollziehen können.
Große Unternehmen sollten eine Strategie zur Erhöhung des Anteils des Stroms aus Erneuerbaren Energieträgern entwickeln. Das geht zum Beispiel durch einen Mix aus Beschaffung, Investitionen und Interessenvertretung. Wie der neue Greenpeace-Report "Clicking Clean" zeigt, konnte beispielsweise der größe Energieversorger der USA, Duke Energy, dazu motiviert werden, für seine Großkunden Erneuerbare Energie anzubieten. In Form von Interessenvertretungen könnten sowohl Energieversorger davon überzeugt werden, künftig mehr Strom aus Erneuerbaren Energieträgern anzubieten. Durch Lobbyarbeit könnten auch Politiker und Politikerinnen dazu motiviert werden, gesetzliche Rahmenbedingungen zur Umstellung auf Erneuerbare Energieträger zu schaffen.
Online-Redaktion: Sollte ich besser auf das Internet verzichten?
Claudia Sprinz: Das Internet ist für viele Menschen Teil ihres täglichen Lebens geworden. Auch Greenpeace nutzt die Vorteile der schnellen Information und Kommunikation. Wir empfehlen daher nicht auf das Internet zu verzichten, sondern vielmehr damit verantwortungsvoll umzugehen. Es liegt in der Entscheidung jedes und jeder Einzelnen wie man seine Freizeit verbringt. Beispielsweise kann ich anstelle stundenlang aus Langeweile im Web zu surfen, lieber einen Spaziergang machen, Freunde treffen, etwas basteln, musizieren oder Sport treiben.
Wie wir unsere Endgeräte verwenden, hat natürlich einen wesentlichen Einfluss auf den Stromverbrauch. Ich habe aber ein paar Tipps, um Strom und damit Geld zu sparen und gleichzeitig das Klima zu schützen:
- Nur gezielt online gehen, also nur dann, wenn wir mit jemandem kommunizieren oder Inhalte abrufen wollen und nicht aus „Langeweile“.
- Unnötiges Multitasking auch bei schnellen Computern vermeiden: Nur jene Programme geöffnet lassen, die man tatsächlich verwendet, die anderen abschalten.
- Ressourcenintensive Bildschirmschoner weglassen, anstelle dessen bei kurzer Abwesenheit den Bildschirm abschalten, bei längerer Abwesenheit den Computer ganz abdrehen und abschaltbare Steckerleiste nutzen.
- Die Energiesparfunktionen des Betriebssystems nutzen.
- Auch mobile Endgeräte über Nacht abschalten.
- Internet am Handy nicht standardmäßig aktiviert lassen, sondern nur aktivieren, wenn man es tatsächlich nutzt.