Feinstaub: Die Gefahr, die aus dem Drucker kommt
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Im Arbeitszimmer von Achim Stelting stapeln sich Studien, Berichte von Geschädigten, Schriftverkehr mit Behörden, Anträge, Widersprüche und Presseberichte. Auch seine eigene Leidensgeschichte hat er detailliert dokumentiert: 1990 bekam er chronisches Asthma. Wie sich schon bald herausstellen sollte, waren Tonerstäube aus Laserdruckern der Auslöser dafür. Die winzigen Partikel haben den ehemaligen Kriminalbeamten berufsunfähig gemacht (Greenpeace Magazin 2.10.) Seither ermittelt der Hamburger weiter, außer Dienst.
Weltweit belegen mittlerweile zahlreiche Studien, dass Emissionen von Laserdruckern und -kopierern Atemwege angreifen, allergische Reaktionen sowie zellschädigenden, oxidativen Stress auslösen und Lungenzellen sogar genetisch schädigen können. "Behörden wie das Umweltministerium oder das Bundesinstitut für Risikobewertung wiegeln immer noch ab, und die Hersteller weigern sich bis heute, ihre Geräte mit Filtern auszurüsten", empört sich Stelting.
Doch hinter den Kulissen bahnt sich ein Kurswechsel an: Fast alle Hersteller werben nun für die inzwischen genauso leistungsfähigen, ungefährlichen Tintenstrahldrucker. "Bye, bye Laser!" lautet zum Beispiel der Slogan von Epson. "Die kriegen wohl doch so langsam Angst vor Schadenersatzprozessen", vermutet Stelting. Allein in seinem Fall entstand für ihn und seinen Arbeitgeber ein Millionenschaden.
Weltweit sind schätzungsweise rund eine Milliarde Laserdrucker im Einsatz. Die Namen von fast 3000 Menschen, die an den Folgen der Druckeremissionen leiden, hat Steltings internationale Stiftung "Nano Control" bereits gesammelt. Immer mehr melden sich aus den USA und Asien. Viele Geschädigte arbeiten in Büros oder Behörden direkt neben Laserkopierern und -druckern. Die meisten klagen über Atemwegserkrankungen und chronische Erschöpfung. Was die Beschwerden hervorruft, ist bis heute ungeklärt. Im Verdacht stehen Feinstäube, flüchtige und metallische Nanoteilchen und Schadstoffe wie Organozinnverbindungen, Weichmacher sowie Flammschutzmittel, die beim Drucken als Gemisch freigesetzt werden. Pro ausgedruckter Seite hat das Bundesamt für Materialforschung bis zu 7,6 Milliarden Ultrafeinstaubpartikel gemessen.
"Wir kennen die Symptome und die Ursache, wissen aber nicht, was wo im Körper genau passiert", sagt der Ex-Polizist. "Seit Jahren fordern wir eine groß angelegte Studie über die Wirkmechanismen der Laserdrucker-Emissionen." Bislang gibt es eine solche Untersuchung nicht. An der Universität München sollen Forscher zwar nun herausfinden, was die Partikel im menschlichen Körper anrichten. Davon erhofft sich Stelting aber keinen Erkenntnisgewinn, denn Auftraggeber der Untersuchung ist die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung. Sie müsste als Pflichtversicherer Schäden regulieren und bestreitet seit Jahren die Risiken.
Dagegen reagierten erste Arbeitgeber mit konkreten Maßnahmen: Die Freiburger Stadtverwaltung und die Hamburger Polizei rüsten Filter nach, mustern ihre Laserdrucker aus oder verbannen sie wenigstens in separate, belüftete Räume. An sämtlichen Gerichten in Niedersachsen werden allein 4033 Laserdrucker verschrottet. Allesamt mit dem "Blauen Engel" ausgezeichnete Drucker des Typs Samsung ML 3471 ND. Anlass für den Rauswurf waren auffällige Häufungen von Krebserkrankungen und hohe Emissionswerte.
"Ich bin sicher, dass in zwei bis drei Jahren das Gros der Laserdrucker und -kopierer aus den Büros verschwunden sein wird", prognostiziert Stelting. Allerdings beunruhigt ihn die Kehrseite dieser Entwicklung: "Laserdrucker werden schon für knapp 60 Euro verscherbelt. Privatleute sollen sich die Restbestände jetzt wohl schön nach Hause holen", sagt Stelting. Auch wenn ihm bewusst ist, dass noch immer viele Menschen ahnungslos sind, will der Ex-Polizist den Einzug der Gefahrenquelle in Wohn- und Arbeitszimmer unbedingt verhindern. Denn die Spätfolgen der jahrelang eingeatmeten Partikel bereiten ihm große Sorgen: "Ich befürchte, dass sich die Emissionen aus den Lasergeräten eines Tages als noch schlimmer erweisen als Asbest."
(Autorin: Andrea Hösch)