Kauf-Nix-Tag: Greenpeace-Trash-Queen wirbt für bedachten Konsum
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Hoher Besuch in Hamburg: Zum Kauf-Nix-Tag kam die Greenpeace-Trash-Queen in die Innenstadt und setzte mit ihrem Outfit ein Zeichen gegen Fast-Fashion und Wegwerfkultur.
Am letzten Freitag im November wimmelt es in Hamburgs Haupteinkaufsstraße üblicherweise von tütenbeladenen Schnäppchenjägern im Kaufrausch. Dann ist nämlich Black Friday, der offizielle Beginn der Weihnachtssaison, an dem die Händler mit speziellen Sonderangeboten und Rabatten locken. Doch dieses Jahr hat sich auch eine entschiedene Gegnerin dieser Tradition unter die Passanten in der Mönckebergstraße gemischt: Die Greenpeace-Trash-Queen, nicht zu übersehen in ihrem Kleid mit meterlanger Schleppe aus… Ja, aus was eigentlich?
Auf den ersten Blick sind es sieben Meter Müll. Doch wer genauer hinsieht, erkennt vielleicht das gerade erst aussortierte T-Shirt oder das süße Sommerkleid, das man damals unbedingt haben musste, das nach zwei Wochen Urlaub aber ausgedient hatte. Denn das Outfit der Altkleider-Königin besteht vor allem aus Kleidung, die andere längst entsorgt haben. Damit unterstützt sie den Kauf-Nix-Tag, eine globale Initiative gegen übermäßigen Konsum, die seit 1992 den Gegenpol zum Black Friday bildet. Als Botschafterin für nachhaltigen Modekonsum repräsentiert die Trash-Queen außerdem die Greenpeace-Textilkampagne „Detox“, die sich für eine giftfreie Textilproduktion einsetzt.
Die Trends von heute sind der Müll von morgen
24 Stunden nichts kaufen – auch was Kleidung angeht, ist das für viele eine Herausforderung, vor allem am Schnäppchen-Freitag. Neue Klamotten zu shoppen ist inzwischen ebenso Routine wie der wöchentliche Lebensmittel-Großeinkauf. Das liegt vor allem an der rasant wachsenden Fast-Fashion-Industrie. Führende Modeketten wie Zara oder H&M wechseln ihre Kollektionen bis zu zwei Mal im Monat und unterbieten sich dabei gegenseitig im Preis. Der Treibstoff solcher Billigmode ist vor allem umweltschädlicher Polyester. Die Produktion der erdölbasierten Kunstfaser verursacht drei Mal so viele Treibhausgase wie die Verarbeitung von Baumwolle; zudem verschmutzen die Mikrofasern die Meere und gefährden deren Bewohner.
Mit Preis und Qualität sinkt auch die Lebensdauer der Textilien. Eine von Greenpeace in Auftrag gegebene Studie zeigt: Kleidung ist zur Wegwerfware geworden. Durchschnittlich 60 neue Kleidungsstücke kaufen die Deutschen jedes Jahr, viele davon werden nur wenige Male getragen. Um Platz für Neues zu schaffen, wird regelmäßig aussortiert. Jedes Jahr landen deswegen rund 1,3 Millionen Tonnen Kleidung in der Altkleidersammlung – ein Großteil davon ist noch gut tragbar, entspricht aber schlicht nicht mehr den aktuellen Trends. Das schlechte Gewissen lässt sich jedoch leicht beruhigen. Schließlich werden die Kleidungsstücke recycelt oder für einen guten Zweck gespendet – nicht wahr?
Endstation Altkleidertonne
Tatsächlich ist der Markt für Secondhand-Kleidung mehr als gesättigt – 4,3 Millionen Tonnen wurden allein 2014 exportiert, überwiegend in den globalen Süden. Altkleider aus Deutschland gehören dabei zu den Exportschlagern. Wer glaubt, den betroffenen Ländern damit einen Gefallen zu tun, irrt: Der Import geht zulasten der lokalen Textilproduktion und Wirtschaft. 42 Länder haben deswegen inzwischen Einfuhrbeschränkungen erlassen oder Altkleider-Importe vollständig verboten.
Auch Recycling verdient in der Textilbranche bislang kaum seinen Namen. Denn die aktuellen Verfahren zielen nicht auf die Wiedergewinnung von Fasern zur Herstellung neuer Kleidung ab – wegen des hohen Aufwands für Identifizierung und Trennung der Fasermixe ist das wirtschaftlich kaum rentabel. Stattdessen werden die alten Materialien geschreddert und beispielweise zu Putzlappen weiterverarbeitet – nur um dann wenig später doch auf dem Müll zu landen. „Schnelllebige Modetrends führen zu riesigen Mengen Textilmüll“, sagt Alexandra Perschau, Greenpeace-Expertin für Textilien. „Wir kaufen und entsorgen Kleidung in einem Tempo, das der Planet nicht aushält.“
Raus aus dem Konsumrausch
Um eine Abkehr von Fast-Fashion und Wegwerfkultur zu bewirken, reicht ein Konsum-Fastentag natürlich nicht aus. Wer Umwelt und Ressourcen schonen will, sollte auch an den übrigen 364 Tagen im Jahr sein Konsumverhalten überdenken. Dabei muss nicht jeder der Trash-Queen nacheifern und seine Kleidung aus gebrauchten Stofffetzen und Altkleiderresten zusammenstellen. Nachhaltige Alternativen zum ständigen Neukauf gibt es viele, von Reparatur über Kleidertausch bis hin zu Upcycling. Langfristig hilft jedoch nur eine strenge Konsum-Diät getreu dem Motto „weniger ist mehr“. Denn die Industrie richtet sich vor allem nach einem: dem Verbraucher.