Mammut soll entgiften
Greenpeace fordert Mammut erneut zu Verhandlungen auf
Greenpeace-Aktivisten haben an der Fassade des Mammut-Hauptsitzes in der Schweiz ein Basislager installiert. Dort wollen sie mit dem Konzern über die Entgiftung seiner Produktion verhandeln.
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UPDATE 18.02.2016: Die 15 Greenpeace-Aktivisten, die seit gestern in den frühen Morgenstunden auf dem Mammut-Hauptsitz im schweizerischen Seon protestierten, haben ihr Basislager gestern Abend bereits wieder abgebaut und sich für den Moment zurückgezogen. Ihre Aktion ist erfolgreich beendet: Nach nur 12 Stunden Protest hat Mammut erneuten Verhandlungen zugestimmt. Greenpeace und Mammut wollen nun ein Gespräch darüber vereinbaren, wie die Schweizer Outdoor-Firma die hochproblematischen PFC aus ihrer Produktionskette verbannen kann.
Normalerweise nutzen Bergsteiger sogenannte Portaledges um in Felswänden zu biwakieren. Seit heute Morgen hängt so eine Plattform an der Fassade des Mammut-Hauptsitzes im schweizerischen Seon. In einer nächtlichen Aktion haben 15 Greenpeace-Aktivisten aus sechs Ländern dort ein freischwebendes Basislager installiert. Dort oben wollen sie nun Kaffee kochen, Kuchen backen und den Konzern zu Verhandlungen über die Entgiftung der Mammut-Produktionskette einladen. Sie sind gewillt zu bleiben – bis am mitgebrachten Verhandlungstisch eine gemeinsame Lösung gefunden ist.
Bereits im Januar fand Greenpeace bei einem Outdoor-Produkttest in mehreren Kleidungsstücken von Mammut per- und polyfluorierte Chemikalien (PFC). Unter anderem wies der Test in einem Mammut-Schuh und einem Rucksack die inzwischen als giftig eingestufte Perfluoroctansäure (PFOA) nach. Aber auch andere PFC stehen unter Verdacht, krebserregend zu sein oder die Fortpflanzung zu beeinträchtigen.
PFC werden durch natürliche Prozesse kaum abgebaut. Einmal in der Umwelt freigesetzt, verteilen sie sich überall auf dem Globus. Bei Probenahmen von Schnee und Wasser im Jahr 2015 fanden Greenpeace-Expeditionen in den entlegensten Ecken der Welt Spuren der Chemikalien. Sogar im Trinkwasser und im Blut sind die schädlichen Stoffe nachweisbar. Dennoch weigert sich Mammut bisher seine Produktionskette konsequent zu entgiften.
Mammut lebt für die Natur? Auf ihre Kosten!
Dabei stellt sich Mammut als Produzent von Outdoor-Kleidung und -Ausrüstung als sehr naturverbunden dar. Der Firmen-Slogan „Mammut lebt von und für die Natur“ steht im krassen Widerspruch zu der Verwendung von schädlichen PFC durch den Konzern. Trotz mehrerer Gespräche mit Greenpeace und weltweiter Proteste gegen den Hersteller will der Outdoor-Riese nicht auf PFC verzichten. Deswegen fordern die Aktivisten mit dem Basislager in Seon die Mammut-Chefs erneut zu Verhandlungen auf. Der Konzern soll ein Detox-Abkommen zur Eliminierung von PFC aus der ganzen Produktionskette unterzeichnen und als einer der größten Produzenten in der Outdoor-Branche mit gutem Beispiel für andere Marken vorangehen.
Denn es geht auch ohne PFC: Die britische Outdoor Marke Páramo produziert beispielsweise bereits seit Jahren ohne die Schadstoffe. Erst vor kurzem bestieg der italienische Profi-Kletterer David Bacci in komplett PFC-freier Kleidung den argentinischen Cerro Torre, der unter Bergsteigern als einer der schwierigsten Gipfel der Welt gilt – und blieb dabei in PFC-freier Kleidung trocken und warm.
Detox-Anführer oder Umweltzerstörer?
Neben dem Verhandlungstisch auf dem Portaledge sollen weitere Aktivitäten, etwa eine PFC-Infoshow, vor dem Haupteingang der Mammut-Zentrale stattfinden. Die Angestellten des Konzerns sind eingeladen, bei einem Teller Suppe über die Detox-Kampagne und die Forderungen der Greenpeace-Aktivisten zu diskutieren.
„Will Mammut ein Marktführer in der Outdoor-Branche bleiben, muss der Konzern neue Wege gehen und Alternativen für Produktionsabläufe, die Mensch und Natur schaden, finden“, sagt Julia Bangerter, Leiterin der Detox-Kampagne von Greenpeace Schweiz. „PFC-Chemikalien haben in der Natur, in der Nahrung und im Trinkwasser nichts zu suchen.“