Unermüdlicher Einsatz für den Spessart
- Ein Artikel von Leonie Saleth
- Im Gespräch
Der Naturpark Spessart in Nordwest-Bayern ist einer der größten zusammenhängenden Laubmischwälder Deutschlands. Weite Teile stehen als Flora-Fauna-Habitat-Gebiet (FFH) unter Schutz.
Von Orchideen und Vögeln bis zu Fledermäusen, Kleinsäugern und Libellen: Michael Kunkel kennt sich nicht nur mit den Bäumen, sondern auch den anderen Lebewesen des Spessarts bestens aus. Als Mitgründer der Bürgerbewegung „Freunde des Spessarts“ macht er sich für mehr Waldschutz stark. Schon vor zehn Jahren setzte er sich mit Greenpeace für den Erhalt wertvoller Buchenwälder ein. Im Interview erzählt er von seinem Engagement, politischen Hürden und Forderungen für die Zukunft.
Greenpeace: Du lebst seit Deiner Geburt im Spessart und kennst den Wald in- und auswendig. Was fasziniert Dich an ihm?
Michael Kunkel: Mich faszinieren die großen Wälder unmittelbar vor meiner Haustür, insbesondere die alten Laubwälder des Hochspessarts mit ihrem herausragenden Artenreichtum. Mit dem Beobachten und Entdecken von Pflanzen und Tieren verbinden mich Kindheitserlebnisse, die mein Leben geprägt haben.
Greenpeace: Weite Teile des Spessarts stehen als FFH-Gebiet unter Schutz, trotzdem wird der Großteil der Fläche bewirtschaftet. Wie wirkt sich das auf den Wald aus?
Michael Kunkel: Für öffentliche FFH-Gebiete geben die zuständigen Behörden Erhaltungs- und teilweise auch Entwicklungsziele vor. Da das bayerische Landwirtschaftsministerium für das FFH-Gebiet des Spessarts keine Entwicklungsziele zur ökologischen Aufwertung festgelegt hat, darf die Forstwirtschaft das Gebiet weiter nutzen wie bisher. Für die Eichen-Nachzucht schlägt sie sogar wertvolle Buchenbestände kahl. Das Ministerium nutzt das riesige Potenzial für echte Verbesserungen also nicht.
Greenpeace: Gemeinsam mit Greenpeace hast Du dich schon vor zehn Jahren für einen besseren Schutz von Buchenwäldern und später für die Errichtung eines Nationalparks im Spessart eingesetzt. Was hat sich seither getan?
Michael Kunkel: Nach dem Scheitern des Nationalparks haben wir zusammen mit Naturschutzverbänden ein Schutzgebietskonzept für eine Fläche von 9000 Hektar entwickelt und den politisch Verantwortlichen vorgelegt. Das Ministerium hat dieses Projekt nicht einmal diskutiert und letztlich abgelehnt. Zwar haben die Behörden über 180-jährige Buchen- und über 300-jährige Eichenwälder in sogenannte „Naturwälder“ überführt – diese standen aber bereits zuvor unter Schutz. Faktisch gab es dadurch also keinen einzigen Hektar Zugewinn an Schutzgebieten.
Greenpeace: Was fordern die Freunde des Spessarts von der Bayerischen Staatsregierung?
Wir fordern einen Einschlagstopp bei den über 140-jährigen Buchenbeständen. Auch auf den bewirtschafteten Flächen sollen Laubwälder bedeutend älter werden dürfen. Generell brauchen wir mehr und vor allem größere nutzungsfreie Schutzgebiete. Im Staatswald des Spessarts sind das derzeit nur knapp fünf Prozent der Waldfläche. Das 10-Prozent-Ziel muss gerade in den Laubwäldern des Spessarts erreicht, am besten aber übertroffen werden. Am Ziel der Errichtung eines Nationalparks halten wir weiter fest.
Greenpeace: Welche Erfolge konntet Ihr bisher erzielen?
Michael Kunkel: Unser Erfolg besteht vor allem darin, das Bewusstsein für die ökologische Bedeutung unserer Wälder in der Öffentlichkeit wach zu halten und die Menschen für eigenes Engagement zu motivieren. Dafür organisieren wir Vorträge, Informationsstände, und Waldführungen und halten die Menschen über die Medien und mit unserer Internetseite auf dem Laufenden. Mit der Strategie „Kommunikation statt Konfrontation“ versuchen wir, mit Förster:innen und Politiker:innen ins Gespräch zu kommen und ein Umdenken zu bewirken.