Plastikmüll im Meer: Gefahr für Menschen und Tiere
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Muscheln, Bernstein, ein Fossil: Das könnten Funde eines Strandtages sein. Doch die Vermüllung der Meere trübt den Badespaß. Und sie bedroht Meeresbewohner und vergiftet unser Essen.
Jedes Jahr werden 311 Millionen Tonnen Plastik hergestellt. Das Erdölprodukt findet zunehmend Einzug in Insustrie und Privathaushalt - es ist billig, zu billig: Die Recyclingrate liegt weltweit bei wenigen Prozent.
Mindestens 150 Millionen Tonnen Müll haben sich Schätzungen zufolge bereits im Meer angesammelt - vermutlich sogar noch mehr. Er stammt aus dem Schiffsverkehr wenn beispielsweise Container oder Abfall über Bord gehen. Er wird über Flüsse angespült, wenn Autoreifen entsorgt werden. Er wird aber auch durch den Tourismus verursacht, wenn Schwimmflügel, Plastikgabeln oder kaputte Spielzeugbagger nicht wieder mitgenommen werden. An der Ostsee macht das laut Helcom-Bericht „Marine Litter in the Baltic Sea Region" vermutlich 60 Prozent des Mülls aus
Plastikmüll ist sehr langlebig, sagt Thilo Maack, Meeresbiologe bei Greenpeace. Er kann bis zu 450 Jahre im Meer herumtreiben. Dies stelle für viele Meerestiere, aber auch für uns Menschen, eine elementare Bedrohung dar. Meeressäuger beispielsweise verstricken sich in abgerissenen Fischernetzen. Fische und Vögel verwechseln den von Wellen zu kleinsten Partikeln zermahlenen Müll mit ihrer ursprünglichen Nahrung. Forscher fanden in 97 Prozent der Nordsee-Eissturmvögel rund 0,31 Gramm Plastikmüll im Magen. Hochgerechnet auf den Menschen ist das die Menge einer Brotdose - voll mit scharfkantigen Plastikresten. Oft verenden diese Tiere qualvoll, weil sich Plastik statt Nährstoffe im Magen befindet.
Der Müll verteilt sich über die Ozeane: Im Nord-Pazifik treibt ein gigantischer Müllteppich im Meer, der die Größe Zentraleuropas haben soll. Der Biologe Richard Thompson aus England behauptete gar auf Spiegel Online, dass das, was sich am Strand unter unseren nackten Füßen so angenehm anfühlt, zu einem nicht unbeträchtlichen Teil aus Kunststoff bestehen würde.
Plastikessen
Über die Nahrungskette landet der giftige Müll dann auf unserem Teller. Plastik hat die Eigenschaft, wie ein Schwamm giftige Substanzen wie DDT oder PCB zu speichern. So fanden Wissenschaftler: innen an Plastikpartikeln eine millionenfach höhere Konzentration an Dauergiften als im Meerwasser. Diese Gifte können hormonell bedingte Erkrankungen oder Krebs auslösen - ihr Einsatz ist seit Jahren durch die Stockholmer Konvention verboten.
Bereits kleinste Planktontierchen nehmen die im Meer umhertreibenden Plastikpartikel mit ihrer Nahrung auf. Plankton wiederum steht auf dem Speisezettel von Krebsen, die ihrerseits dann von größeren Fischen gefressen werden. Wenn nun ein Fisch, von uns lecker zubereitet, vorher vielleicht 50 oder 100 verseuchte kleinen Krebse vertilgt hat, ist das eine Menge Gift, das wir da verdauen müssen.
Und nun?
Fisch ist eine wichtige Proteinquelle, erklärt Maack. Daher ist es unerlässlich unsere Meere zu schützen. Bereits bestehende Regeln müssen umgesetzt werden. Dazu brauchen wir mehr Kontrollen auf See, in den Häfen, an Abwasserausflüssen und harte Strafen bei Vergehen. Auch jeder einzelne ist gefordert, weniger Müll zu produzieren und diesen sauber zu entsorgen. Und für den Strand gilt, mehr mitzunehmen als man hingeschleppt hat.
Diverse Fischende haben sich deshalb der NABU-Initiative „Fishing for Litter" angeschlossen. Das heißt, dass die gefischten Teppiche, Farbdosen oder Plastiktüten nicht wieder ins Meer geworfen, sondern an Land gebracht und ordnungsgemäß entsorgt werden. Nur so, sagen sie, können auch Generationen nach ihnen den Beruf weiter ausüben.