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Die erste Nachricht kam vor drei Wochen: Ende Oktober entzogen die panamaischen Behörden dem Versorgungsschiff der Waljäger, der Oriental Bluebird, die Flagge Panamas. Dem Schiffseigner wurde die höchstmögliche Geldstrafe von 10.000 US-Dollar auferlegt. Er hatte permanent gegen nationale und internationale Umweltgesetze verstoßen.
Die nächste Nachricht ist von dieser Woche: Das Yushin im Tokioter Einkaufsviertel Asakusa soll geschlossen werden. Das Yushin ist ein Feinschmeckerlokal und -geschäft für Liebhaber von Walfleisch. Es gilt als Flaggschiff der Walfangindustrie.
Die Meldung stammt vom japanischen Walforschungsinstitut (ICR) und der Firma Kyodo Senpaku, die die Walfangflotte betreibt. Als Grund für die Schließung nennen sie finanzielle Gründe. Kein Wunder: Walfleisch ist teuer und Walfleischliebhaber gibt es in Japan nicht viele. Der Fleischberg in den Lagerhallen wird immer höher.
Auch unter den Waljägern scheint es zu rumoren. Greenpeace liegen Informationen vor, denen zufolge die ersten Crewmitglieder abgesprungen sind. Damit würden die Schiffsbesatzungen zum ersten Mal nicht zu 100 Prozent aus Japanern bestehen. Ein Grund für die derzeitige Frustration könnte der Walfleischskandal vom Frühjahr 2008 sein.
Greenpeace hatte festgestellt, dass das angeblich zu wissenschaftlichen Zwecken erbeutete Walfleisch von Crewmitgliedern unter der Hand verkauft wurde. Ein Vorgehen, das offenbar seit Jahren gang und gäbe war. Alle Beteiligten, auch in der Firma Kyodo Senpaku, wussten und billigten es.
Zwei Greenpeace-Aktivisten, die eine Kiste mit solcher Schmugglerware sichergestellt und den Behörden übergeben hatten, wurden festgenommen. Sie stehen nun wegen Diebstahls unter Hausarrest. Im kommenden Frühjahr soll das Verfahren gegen sie eröffnet werden. Den beiden drohen zehn Jahre Haft. Ermittlungen gegen die Schmuggler wurden schon nach kurzer Zeit wieder eingestellt.
Der Fall der beiden angeklagten Greenpeace-Aktivisten hat international Aufsehen erregt und das ohnehin schlechte Image der japanischen Walfanglobby weiter geschädigt. Nicht nur Greenpeace, auch Amnesty International spricht von einem politisch motivierten Verfahren. Das Menschenrechtskomitee der Vereinten Nationen rügte die japanische Regierung für unangemessene Einschränkungen der freien Meinungsäußerung.
Vor diesem Hintergrund ist es nicht verwunderlich, dass das große Abschiedszeremoniell für die Walfangflotte im Heimathafen Shimonoseki diesmal ausfällt. Es heißt, die Flotte werde von einem anderen Hafen aus ins Südpolarmeer starten. Und nur die Familien der Crewmitglieder und einige Offizielle würden dabei sein.
Jetzt fehlt nur noch Konsequenz. Bettina Walter, Meeresbiologin bei Greenpeace: Das Walfleisch staut sich in den Lagerhallen und die Arbeiter laufen ihnen davon! Das japanische Walfangprogramm ist vollkommen unrentabel und auch innerhalb Japans immer unbeliebter. Wann sieht die japanische Regierung endlich ein, dass es Zeit ist, den Walfang zu beenden?