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Ein Schwarm Fische im Mittelmeer, Juni 1992
Udo Kefrig / Greenpeace

Roadmap to recovery: A Global Network of Marine Reserves - Deutsche Kurzfassung

Unsere Erde ist ein blauer Planet - nahezu drei Viertel der Erdoberfläche ist von Meeren bedeckt. Die Hohe See beginnt 200 Seemeilen von den Küsten entfernt und liegt außerhalb der nationalen Hoheitsgewässer. Sie bedeckt 64 Prozent der Meeres - und fast die Hälfte der Weltoberfläche. Die Hohe See gilt als weltweites Gemeingut und steht unter der Verwaltung des Seerechts der Vereinten Nationen. Jedoch ist sie der am wenigsten regulierte, kontrollierte und geschützte Raum der Welt. Die menschliche Nutzung nimmt mit rasanter Geschwindigkeit zu, so dass dringend Regelungen für ihren Schutz notwendig sind.

Das Problem: Leere Meere

Aktuelle Forschungen zeigen, dass große Raubfischbestände wie Thunfisch, Schwertfisch und Marlin durch die industrielle Fischerei in den letzten 50 Jahren um mindestens 90 Prozent reduziert worden sind. Einige Arten wie der Weißspitzen-Hochseehai (Carcharhinus longimanus) sind um den Faktor 100 oder sogar 1.000 dezimiert worden. Zudem werden durch die beim Fischfang verwendeten industriellen Methoden eine unermessliche Anzahl anderer Tierarten, wie vom Austerben bedrohte Vögel, Meeresschildkröten und Meeressäuger, getötet. In der Tiefsee zerstören schwere Grundschleppnetze Unterwasserberge (Seamounts), die über Tausende von Jahren entstanden sind und nach der menschlichen Zeitskala unwiederbringlich verloren sind. Viele dieser Fischereien sind illegal, unreguliert und undokumentiert.

Die Lösung: Marine Schutzgebiete

Dieser Report präsentiert einen Entwurf für ein globales Netzwerk von Meeresschutzgebieten auf der Hohen See. Meeresschutzgebiete sind Gebiete, in denen jegliche extraktive und zerstörerische menschliche Nutzung, wie Fischerei, Öl- und Gasförderung und Sand und Kiesabbau ausgeschlossen ist. Sie sind ein Schlüsselinstrument gegen den Verlust der marinen Artenvielfalt und für den Schutz der Meere und ihrer Lebewesen. Auch die Fischerei {image}profitiert von Meereschutzgebieten, in denen sich überfischte Bestände erholen und die Populationen wieder anwachsen können. Ein effektives Netzwerk von Meeresschutzgebieten muss groß genug sein, um Arten und ökologische Prozesse nachhaltig zu sichern und zu erhalten. Forschungen zeigen, dass der Schutz von 20 bis 50 Prozent der Meere die Erträge in der Fischerei maximieren kann. Es sollte ein Netzwerk von Schutzgebieten sein, welches das gesamte Spektrum von Tier- und Pflanzenarten repräsentiert, die auch in mehreren Schutzgebieten wieder vorkommen sollten. In Gebieten mit sehr beweglichen Arten und in besonders sensiblen Lebensräumen müssen größere Flächen geschützt werden. Damit Schutzgebiete langfristig lebensfähig sind, müssen ihre Populationen groß genug sein, um sich selbst fortpflanzen zu können oder sie müssen mit Populationen anderer Schutzgebiete innerhalb des Netzwerkes in Verbindung stehen können. Ziel der Studie von Prof. Callum Roberts von der Universität York (Großbritannien) war es, 40 Prozent aller Lebensräume und biogeografischen Zonen der Hohen See unter Schutz zu stellen. Zudem sind Gebiete mit einbezogen, die besonders wichtig für verschiedene Artengruppen sind. Das Ergebnis ist ein Vorschlag für ein repräsentatives Netzwerk von Meeresschutzgebieten, das den vollen Schutz für das gesamte Spektrum des Lebens auf der Hohen See gewährleistet.

Methoden

Zur Erarbeitung des Netzwerkes wurde biologisches, physikalisches und ozeanografisches Datenmaterial zusammengetragen. Ozeanografische Daten, wie Wassertemperaturgradienten und Auftriebsgebiete, zusammen mit Fischereidaten und Wanderungsbewegungen der marinen Großtierwelt (marine Megafauna), ermöglichten es, besonders bedeutsame Aktionsräume auf der Hohen See für große und gefährdete Arten zu lokalisieren – für Thunfische, Schwertfische, Marline, Albatrosse, Meeresschildkröten, Seehunde, Seelöwen und Pinguine. Hinzugefügt wurden Verbreitungskarten veschiedener Walarten. Um zu gewährleisten, dass die Vielfältigkeit der Lebensräume und ihre weltweiten Variationen repräsentativ im Netzwerk vertreten sind, wurden Daten über die Verteilung der biogeografischen Regionen, der Tiefseezonen, der Sedimenttypen des Meeresbodens und der Ozeangräben mit aufgenommen.

{image}Ein besonderes Augenmerk lag auf den empfindlichen Tiefsee-Lebensräumen. So wurden Karten der Verbreitung der Unterwasserberge (Seamounts) und des Tiefenprofils genutzt, um Gebiete ausfindig zu machen, die durch Grundschleppnetz- Fischerei extrem bedroht wären. Mit Hilfe von Daten über die Tiefenprofile wurde ebenfalls die Komplexität des Meeresboden erfasst und somit artenreiche Tiefseelebensräume identifiziert. Sämtliches Datenmaterial wurde mit Hilfe von geographischen Informationssystemen (GIS) aufbereitet und in einer kartographischen Abbildung von 5 Grad Länge mal 5 Grad Breite dargestellt. Dieser Maßstab orientiert sich an dem kleinsten realisierbaren Meeres-Schutzgebiet auf der Hohen See.

Mit dem Computerprogramm Marxan wurden Netzwerke entworfen, die das Minimum an Meeres-Schutzgebieten darstellen, die nötig sind, um die gesetzten Ziele zu erreichen. Der vorgestellte Entwurf beinhaltet 29 separate Meeres-Schutzgebiete, die zusammen 40,8 Prozent der Meeresoberfläche bedecken. Dieses Netzwerk erfüllt alle Ziele und ist repräsentativ für die Artenvielfalt auf der Hohen See. Es stellt Gebiete unter Schutz, die eine hohe Artenvielfalt aufweisen und eine hohe Dichte von Tieren und Pflanzen beherbergen. Weiterhin werden Gebiete geschützt, die besonders wertvoll oder bedroht sind durch aktuelle oder zukünftige menschliche Eingriffe wie Fischerei oder den Abbau des Meeresbodens. Sämtliche ermittelten Meeresschutzgebiete enthalten auf der Grundlage zugänglicher Daten Orte von hoher biologischer Bedeutung. Die Grenzziehungen der Meereschutzgebiete kann sich verschieben, sobald zusätzliches Datenmaterial verfügbar ist.

UN-Konvention über Biologische Vielfalt

Das UN-Übereinkommen über Biologische Vielfalt (CBD) hat sich zum Ziel gesetzt, das Artensterben bis 2010 deutlich zu reduzieren. Ein Netzwerk von Meeresschutzgebieten ist essenziell, um das vielfältige Leben auf der Hohen See zu bewahren und für uns und zukünftige Generationen zu erhalten.

Greenpeace fordert:

  • Ein Sofortverbot der Grundschleppnetz-Fischerei auf der Hohen See
  • Die Einrichtung eines Netzwerks von Meeresschutzgebieten durch das UN-Übereinkommen über Biologische Vielfalt (CBD).

V.i.S.d.P.: Dr. Iris Menn

Unten finden Sie die Links zur deutschen Zusammenfassung des Reports, der englischen Langfassung des Reports Roadmap to Recovery: A Global Network of Marine Reserves

  • Ein Walhai vor der westaustralischen Küste, Juni 1988

    Walhai

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  • Schildkröte im Great Barrier Reef, Australien 1998

    Schutzbedürftig

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  • Globale Karte der Meeresschutzgebiete

    Globale Karte der Meeresschutzgebiete

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Online-Mitmachaktion

https://act.greenpeace.de/protestmail-sos-aus-der-arktis

SOS aus der Arktis: Stoppt den Tiefseebergbau!

Die norwegische Regierung will in der Arktis als erstes Land der Welt mit dem Tiefseebergbau starten. Damit gefährdet sie das Wohlergehen der Meere und der Lebewesen, die dort leben. Wir müssen die Zerstörung der Tiefsee zur Ausbeutung des Meeresbodens verhindern, bevor es zu spät ist.

Protestmail senden
Datum
Walroß auf Eisscholle in der Arktis

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