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Eine Krabbe unter Wasser
© Uli Kunz / Greenpeace

Eingeschleppt und wohlgefühlt - ohne Folgen für Okösystem und Mensch?

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Pazifische Austern im Wattenmeer, Kamtschatka-Krabben in der Nordsee...

Täglich schippern rund 3.000 bis 4.000 Organismenarten im Ballastwasser der großen Cargo-Schiffe oder festsitzend an deren Außenhülle zwischen den Kontinenten der Welt hin und her! Seit Ende des 19. Jahrhunderts werden Schiffe mit Ballastwasser stabilisiert und bei leichter Ladung die Schraube dadurch unter Wasser gedrückt. Zehn Billionen Tonnen dieses Wassers werden jährlich weltweit transportiert.

Jede Art, die so an eine nicht-heimische Küste gelangt, hat potenziell die Möglichkeit, sich dort zu etablieren und eine eigene Population aufzubauen. Aber genauso ist damit das Potenzial vorhanden, die einheimischen Arten und das dortige Ökosystem nachhaltig zu verändern, ebenso wie die Fisch- und Aquakulturindustrie oder den Menschen.

In die Nordsee sind bislang 80 Arten eingeschleppt worden, wobei die Bandbreite von einzelligen Algen über Makroalgen bis zu Wirbellosen reicht. Die meisten der exotischen Wirbellosen, d.h. Krebse, Muscheln, Schnecken oder Borstenwürmer, stammen aus dem westlichen Atlantik. Die meisten Algen dagegen kommen aus dem Pazifik, und viele von ihnen wurden zusammen mit Austern eingeschleppt. Denn neben dem Schiffsverkehr werden auch durch Aquakulturen viele Arten in fremde Gebiete eingeführt. Dies geschieht teils unbewusst, teils jedoch werden sie bewusst ausgesetzt, wie die bereits erwähnte Pazifische Auster (Crassostrea gigas) in der Nordsee, oder die Kamtschatka Krabbe (Paralithodes camtschatica) in der Barentssee. Diese Krabbe mit einer Spannweite von bis zu 1,5 Metern gehört zu den teuersten Meeresfrüchten auf dem Markt. Sie wurde in den 60er Jahren ausgesetzt, und bisher zeigen sich keine negativen Auswirkungen auf das Ökosystem. Ihre rasante Ausbreitung durch Wanderung und Meeresströmung war allerdings nicht geplant. So können wir sie nun auch regelmäßig in der Nordsee finden!

Obgleich die Gesamtmenge eingeschleppter Arten in einigen Bereichen der Nordsee sehr hoch ist, scheint sich der Effekt auf das Ökosystem insgesamt auf das Hinzufügen neuer Arten zu beschränken, und verdrängt dabei die einheimische Fauna nicht. Die Nordsee besitzt offensichtlich einige Kapazität fremde Arten aufzunehmen.

Aber Vorsicht! Wie schon erwähnt besitzt jede neue Art das Potenzial, einen drastischen negativen ökologischen aber auch ökonomischen Einfluss hervorzurufen. So führte zum Beispiel die Einwanderung des Schiffsbohrwurms (Teredo navalis) 1995 an hölzernen Hafenanlagen in der Ostsee zu Schäden von bisher 20 Millionen Euro.

Um die Neuansiedlung exotischer Arten zu minimieren werden von führenden Wissenschaftlern und Umweltschützern die größtmöglichen Vorsichtsmaßnahmen gefordert. Eine vorausschauende Handlungsweise ist unabdingbar! Dazu muss ein weltweites Regelwerk zum Umgang mit Ballastwasser geschaffen werden, welches auch im Interesse der Internationalen Meereschutzorgansiation (IMO) liegt, die sich seit Anfang der 90er Jahre mit diesem Thema beschäftigt. Zu den einzuhaltenden Richtlinien muss dabei z.B. ein Wechsel des Ballastwassers auf hoher See außerhalb der Nordsee, Vermeiden von nächtlicher Ballastwasseraufnahme und das Verbot der Aufnahme in Gebieten mit toxischen Algen oder Krankheitserregern gehören. Essenziell bei allen Richtlinien ist eine gemeinsame Vorgehensweise aller Nachbarstaaten, um eine regionale Wettbewerbsverzerrung in der Schifffahrt zur vermeiden.

Ausgewählte Literatur:

Gollasch S. (2003) Einschleppung exotischer Arten mit Schiffen. In: Warnsignale aus Nordsee & Wattenmeer (Lozán et al.), Wissenschaftliche Auswertungen, Hamburg, 309-312.

Reise K, Gollasch S, Wolff WJ (1999) Introduced marine species of the North Sea coasts. Helgoländer Meeresuntersuchungen 52, 219-234.

V.i.S.d.P.: Dr. Iris Menn

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