Interview mit Casson Trenor
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Redaktion:Wann haben Sie angefangen, sich Sorgen über den Zustand unserer Ozeane zu machen?
Casson Trenor: Das war im Teenageralter: Ich wuchs in einer kleinen Stadt am Meer auf. Als ich klein war, ging ich oft zum Strand, um nach Muscheln zu graben und sie zuhause zu essen. Dieser Strand war ein wundervoller, idyllischer Ort. Als ich aufwuchs musste ich mit ansehen, wie er zugrunde gerichtet wurde. Abwässer, Bebauung und Verschmutzung machten aus ihm ein dreckiges Ödland.
Irgendwann entzündete dieser Verlust einen Funken in mir, ein Bedürfnis, den fortschreitenden Niedergang unserer Ozeane angesichts dessen was wir Fortschritt nennen aufzuhalten.
Redaktion: Bei Ihren vielen Reisen für den Schutz der Meere: Was hat Sie richtig wütend gemacht?
Ich habe in der Südsee gesehen, wie einem Wal eine Harpune mit einem Sprengkopf in den Schädel geschossen wurde. Das verändert einen. Mich hat es ganz gewiss verändert.
Redaktion: Sie haben das erste nachhaltige Sushi-Restaurant der Welt gegründet. Wie sind Sie auf die Idee gekommen, Ihre eigene umweltverträgliche Sushi-Bar zu eröffnen?
Casson Trenor: Ich liebe Sushi. Unglücklicherweise zerstört die konventionelle Sushi-Industrie durch gedankenloses und ausbeuterisches Verhalten unseren Planeten. Ich kam schlicht zu der Überzeugung, dass Sushi kein Teil des Problems sein muss. Richtig eingesetzt kann es sogar Teil der Lösung sein. Aus diesem Gedanken wurde die Idee für die Tataki Sushi Bar geboren.
Redaktion: Was ist in Ihrer Sushi-Bar anders als in konventionellen Sushi-Restaurants?
Casson Trenor: Wir bieten keine Produkte an, die die Gesundheit der Meere beeinträchtigen. Also keinen Blauflossenthun, keinen Aal, keinen in Fischfarmen gezogenen Lachs usw. - nichts was in einem Grundschleppnetz aus dem Wasser gezogen oder an einer Hochseelangleine gefangen wurde. Es gibt so viele nachhaltige Quellen für Sushi-Köche, es braucht nur ein bisschen Kreativität.
Wir versuchen außerdem so oft wie möglich lokale und saisonale Produkte zu verwenden. Außerdem bieten wir mehr vegane und vegetarische Sushi-Varianten an als die meisten anderen Sushi-Bars. Es geht ja nicht nur darum, besseren Fisch zu essen, sondern auch weniger Fisch zu essen. Der beste Weg, den Leuten dabei zu helfen ist es, Vegetarisches interessanter und leckerer zu machen.
Redaktion: Wie waren die Reaktionen der Menschen auf die Sushi-Bar? Gab es bei der Gründung 2008 viel positives oder auch kritisches Feedback?
Casson Trenor: Sowohl als auch. Viele Leute dachten, wir sind verrückt. Aber wir haben auch eine starke und treue Gruppe von Fans, die an uns geglaubt haben. Anfangs hatten wir Sorge, dass wir es nicht schaffen würden. Aber als wir dann nationale und internationale Presse bekamen, wurde uns klar, dass wir etwas Großes gestartet hatten und dass es nun kein Zurück mehr gibt.
Redaktion: Ganz kurz: Warum sollte man sich den neuen Film von Regisseur Mark S. Hall "Sushi - The Global Catch" ansehen?
Casson Trenor: Es ist entscheidend zu verstehen, wie wichtig die Wahl darüber ist, was wir jeden Tag essen. Halls Film setzt sich massiv dafür ein, den Zusammenhang zwischen der wachsenden Nachfrage nach Sushi und dem Niedergang des Blauflossenthuns und unserer Ozeane aufzuzeigen. Es gibt bessere Wege, Sushi zu machen und zu essen und wenn man den Menschen diese Informationen gibt, dann glaube ich, dass sie die richtige Wahl treffen werden. "Sushi - The Global Catch" liefert genau diese Informationen.
Beim Einkauf und im Restaurant die richtige Entscheidung treffen
Casson Trenor hat ein Buch darüber geschrieben, wie man als Verbraucher dazu beitragen kann, die Ozeane zu retten. Erfahren Sie mehr über das Buch Sustainable Sushi: A Guide to Saving the Oceans One Bite at a Time und Cassons 4-S-Regel, die hilft, beim Einkaufen den richtigen Fisch zu kaufen. Tipps dazu finden Sie auch im aktuellen Fischratgeber von Greenpeace.
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