EU-Fangquoten in der Ostsee: Rettungsschirm oder Gefahr für das Ökosystem?
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Die Ostsee steht vor einer Krise. Fischfangquoten sollen helfen, das Gleichgewicht im Meer zu bewahren, doch die Realität sieht oft anders aus. Politischer Druck und wirtschaftliche Interessen führen zu überhöhten Quoten – mit fatalen Folgen für das fragile Ökosystem. Besonders bedroht sind Dorsch und Hering, die einst die Lebensader der Ostsee bildeten. Was bedeuten die Fangquoten wirklich, und welche Fischarten sind am stärksten betroffen? Ein Blick auf die drängendsten Probleme und die Verantwortung, die wir jetzt übernehmen müssen.
Was sind Fischfangquoten in der Ostsee?
Fangquoten, auch bekannt als Total Allowable Catches (TACs), bestimmen, wie viel Fisch bestimmter Arten in einem festgelegten Zeitraum und Gebiet, wie zum Beispiel der westlichen Ostsee, gefangen werden darf. Diese Quoten legt die Europäische Union jährlich beispielsweise für die westliche Ostsee fest. Sie sind entscheidend, um den Kollaps der Fischbestände zu verhindern.
Indem sie den Fischfang begrenzen, sollen Fangquoten nicht nur die Bestände selbst, sondern auch das gesamte Nahrungsnetz im Meer schützen. Leider sind die Quoten häufig nicht ausreichend, um die Bestände nachhaltig zu sichern. Der politische Druck durch die Fischereiindustrie führt oft dazu, dass Politik höhere Quoten festlegt, als von der Wissenschaft empfohlen. Die Ostsee befindet sich in einem sehr schlechten Zustand, gleichzeitig sind viele Arten abhängig voneinander. Eine Überfischung bestimmter Fischarten, wie des Dorsches, kann daher gravierende Auswirkungen auf das ganze Ökosystem haben.
Die Fischfangquoten 2025
Am 22. Oktober 2024 hat der EU-Rat für Landwirtschaft und Fischerei die Fangquoten für die Ostsee für das kommende Jahr 2025 festgelegt. Obwohl die Minister:innen für den Dorsch in der westlichen Ostsee eine Reduktion des Beifangs beschlossen, bleibt die Lage kritisch: Die festgelegte Menge von 266 Tonnen, eine Verringerung um 22 %, reicht nicht aus, um die stark geschwächten Bestände zu sichern. Die Dorschpopulationen sind derart eingebrochen, dass sie sich trotz bereits gesenkter Fangquoten nicht erholen konnten – jede weitere Fischerei gefährdet ihr Überleben. Das könnte auch daran liegen, dass die Bestände jahrelang um rund 30 Prozent überschätzt wurden - und das ist nur ein Durchschnittswert. Noch alarmierender ist die Entscheidung, die Fangmenge für Hering in der zentralen Ostsee auf 83.881 Tonnen zu verdoppeln.
Welche Fische sind in der Ostsee betroffen?
In der Ostsee stehen vor allem Dorsch, Hering, Lachs und Scholle im Zentrum der Diskussion um die Fangquoten. Besonders besorgniserregend ist die Situation des westlichen Dorschbestands und des Herings. Beide Arten haben in den vergangenen Jahren massive Bestandsrückgänge erlitten durch Überfischung, Umweltveränderungen (beispielsweise eine erhöhte Wassertemperatur und Nährstoffzufuhr sowie sauerstoffarme Bereiche) und den allgemeinen schlechten Zustand des Ökosystems.
Fischfangquoten sind unverzichtbar, um die Fischbestände der Ostsee zu schützen und sollten eigentlich das marine Gleichgewicht bewahren. Doch solange die zuständigen Minister:innen die wissenschaftlichen Empfehlungen ignorieren und die Quoten zu hoch setzen, bleibt der Schutz unzureichend. Es liegt in der Verantwortung der Politik, langfristige Lösungen, etwa wirksame Schutzgebiete, umzusetzen, die nicht nur die Fischerei, sondern auch die Natur und damit das gesamte Ökosystem im Auge behalten. Nur so kann sie die Zukunft der Ostsee, ihre Erholung und Artenvielfalt sichern.
Hering – Der Silberstreif im Meer
Der Hering ist das Herz der Ostsee, ein wahres Gemeinschaftstier. Er bildet riesige, schimmernde Schwärme, die sich wie ein einzelner Organismus bewegen – ein faszinierendes Schauspiel. Der Hering ist nicht nur für Menschen ein wertvoller Fisch, sondern auch für zahlreiche Meeresbewohner. Doch sein Überleben hängt von unserer Bereitschaft ab, ihn nachhaltig zu schützen. Denn nicht nur die Überfischung setzt dem Hering zu, auch er leidet unter der Erhitzung der Meere. Denn er ist ein Wanderfisch, der weite Strecken zurücklegt, um zu seiner Nahrung zu gelangen. Seine Wanderungen sind saisonal und richten sich nach der Verfügbarkeit von Plankton, der Hauptnahrungsquelle des Herings. Im Frühjahr und Sommer zieht er oft in küstennahe Gewässer, wo das Plankton besonders reichlich vorhanden ist. Im Herbst und Winter wandert er wieder in tiefere, kühlere Regionen ab. Durch die Erwärmung des Meere, beginnen Heringe ihre Reise nun schon früher in die küstennahen Gewässer – nur leider wartet hier noch keine Nahrung auf ihn und die Tiere verhungern.
Scholle – Die Meisterin der Tarnung
Die Scholle, mit ihrem abgeflachten Körper und den beiden Augen auf einer Seite, ist eine wahre Meisterin der Tarnung. Sie lebt dicht am Meeresboden und passt sich geschickt dem Sand oder den Steinen an, um unsichtbar zu bleiben. Trotz ihrer auffälligen orangefarbenen Punkte kann sie sich mit ihrem flachen, asymmetrischen Körper perfekt an den sandigen Untergrund anpassen und ist dann kaum zu sehen. Als bodennahe Jägerin bringt sie Ruhe in das hektische Treiben der Ostsee. Doch auch sie ist auf unsere Rücksichtnahme angewiesen, damit ihre Population nicht abnimmt.
Dorsch – König der Tiefe
Der Dorsch ist ein heimlicher Herrscher der Ostsee. Mit seinem markanten Bartfaden unter dem Kinn streift er gemächlich über den Meeresboden, stets auf der Suche nach Beute. Doch er kann auch blitzschnell zuschlagen, wenn die Gelegenheit günstig ist. Als Raubfisch spielt er eine zentrale Rolle im Ökosystem, aber sein Thron wackelt: Überfischung und Umweltveränderungen haben den Dorschbestand drastisch schrumpfen lassen. Ohne klare Schutzmaßnahmen könnten wir bald einen der großen „Könige“ der Ostsee verlieren.