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Fischer steht vor einer Kühltruhe, in der gefrorene Thunfische gelagert werden.
Paul Hilton / Greenpeace

Greenpeace-Schiff dokumentiert Vergehen beim Thunfisch-Fang

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Ob in Dosen, als Sushi oder an der Frischtheke: Der Thunfisch ist einer der beliebtesten Speisefische der Deutschen. Über 1700 Gramm verzehrt jeder jährlich. Was die wenigsten wissen: Kauft man das Meerestier hierzulande, hat es schon eine weite Reise hinter sich. Die meisten Thunfische werden im weltweit größten und tiefsten Ozean gefangen, dem Pazifik. Dort betreiben internationale Firmen einen so intensiven und teilweise sogar kriminellen Fischfang, dass er nicht nur das Meer und die Thunfischbestände bedroht. Auch die Arbeiter, die auf den tausenden Schiffen beschäftigt sind, werden gnadenlos ausgebeutet.

Rainbow Warrior auf neuer Mission

Das Greenpeace-Schiff Rainbow Warrior hat sich deshalb von Neuseeland aus mit einer klaren Mission in Richtung Südpazifik aufgemacht: Kontakt mit Schiffen der internationalen Hochseefischerei aufnehmen und die schlimmsten Vergehen der Branche vor Ort dokumentieren.

Mit Hilfe von Forschern an Land und Helikoptern ortet die Rainbow Warrior derzeit industrielle Fischereifahrzeuge und kontaktiert sie per Funk. Häufig erfolgt gleich im Anschluss eine Einladung an Bord. „Da schauen wir uns dann Fangdokumente, Schiffslogbücher und die Tiefkühlräume zum Lagern der Fische an“, erklärt Russell Tamura, der als Aktivist bei Greenpeace Neuseeland die Expedition der Rainbow Warrior begleitet. „Außerdem reden wir mit der Crew über ihre Arbeitsbedingungen.“

Weißer Thunfisch bedroht

Ein besonderes Augenmerk gilt dabei dem Weißen Thunfisch. Nachdem andere Arten wie der Rote Thun fast schon ausgestorben sind, ist nun auch er bedroht. In den vergangenen Jahren schrumpfte sein Bestand laut aktueller Studie auf 40 Prozent der ursprünglichen Größe. 

Weiße Thunfische enden häufig in Supermarkt-Konservendosen. Sie werden mit kilometerlangen Langleinen gefangen. Mit dieser Art der Hochseefischerei erbeutet man nicht nur so viele Thunfische, dass sich der Bestand unmöglich regenerieren kann. Auch der Beifang ist enorm. „In den Tiefkühlräumen der Fangschiffe sahen wir Mondfische, Goldmakrelen, Schwertfische und sogar Haie“, so Tamura.

Industrielle Fischfangflotten aus China und Taiwan erbeuteten im Jahr 2013 die meisten Weißen Thunfische. Insgesamt ist die Branche aber sehr international. Gleiches gilt für die Besatzung, die an Bord der Schiffe arbeitet: Chinesen, Vietnamesen, Indonesier, Fidschianer – all diese Nationalitäten traf Tamura auf seiner bisherigen Reise. Im Gespräch mit einem Fischer erfuhr er schockierende Details seines Arbeitsalltages: „Der Mann erzählte mir, dass er pro Tag ungefähr 18 Stunden arbeitet – und dafür umgerechnet rund 12 Euro bekommt.“

Marode Schiffe – ausgebeutete Arbeiter

Diese Lebensbedingungen ertragen die Arbeiter häufig monatelang – ein Standard-Vertrag wird für zwei Jahre geschlossen. „Wenn jemand seinen Vertrag bricht, streicht man seine gesamte Bezahlung, und er kann ohne Heimreiseticket im nächsten Hafen ausgesetzt werden“, erklärt Tamura. Auch die Unterbringung der Arbeiter ist katastrophal: Bis zu acht Leute teilen sich einen Raum; einige haben weder Zugang zu Toiletten noch zu Duschen.

Dabei sind die Schiffe selten älter als fünf Jahre. Ein Zustand, den man ihnen nicht anmerkt: „Die Geländer an Bord sind oft verrostet, die Böden nass und voller Müll, und an offenen Leitungen hängen bergeweise Kleidungsstücke“, so Tamura. Denn die Fischerei-Unternehmen wollen mit den Schiffen, in die sie investiert haben, so viel wie möglich verdienen, solange es noch Weiße Thunfische gibt. Für Instandhaltungs- und Wartungsarbeiten bleibt da keine Zeit.

Industrieller Fischfang zerstört sich selbst

Seit den 1960er Jahren wurde der Thunfisch-Fang im Pazifik von Jahr zu Jahr intensiver. Internationale Fischereiflotten brachten nicht nur Überfischung, sondern auch Lohndumping, Korruption und Menschenhandel in die Südpazifik-Region. Doch nicht nur für die auf den Fischfang angewiesene lokale Bevölkerung ist es zunehmend unmöglich, ihre eigene Existenz zu sichern. Die Folgen der Überfischung sind auch in der Industrie ankommen. „Auf einem der Boote, die wir besucht haben, wurden die Leinen mehr als zwei Stunden lang eingeholt“, erinnert sich Tamura. „Gefangen haben sie am Ende exakt fünf Thunfische und sonst nichts.“

Greenpeace fordert deshalb im Interesse aller einen grundlegenden Wandel des industriellen Thunfisch-Fangs. Fischereiflotten aus anderen Regionen müssen sich aus dem Pazifik zurückziehen, damit die Bevölkerung mit schonenden Fangmethoden ihr Überleben sichern kann. Das gibt den Fischbeständen eine Chance, sich zu erholen, und schützt auch das Meer. „Dass Schiffe, Thunfischbestände und Menschen verschlissen werden, um möglichst schnell möglichst viel zu verdienen, ist für keinen gut“, betont Tamura. „Nicht für die Fischer, nicht für die Verbraucher und bestimmt nicht für das Meer, von dem wir doch alle abhängen.“

  • Arbeiter sortieren die gefangenen Weißen Thunfische.

    Ausgebeutet

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  • Ein scheinbar toter Hammerhai liegt auf dem Boden.

    Entsorgt

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  • Zwei Fischer liegen dicht aneinander gedrängt in ihrem engen Schlafraum.

    Auf engstem Raum

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  • Heruntergekommenes Schiffsdeck mit zu wenig Platz.

    Zu schnell, zu viel

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Gemeinnützigkeit von Greenpeace

Gemeinnützigkeit von Greenpeace

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