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Gestern legten die Fischereiminister der EU-Länder die Fangquoten für das kommende Jahr fest. Ergebnis der zweitägigen Verhandlungen: weniger Überfischung - allerdings oft mit anderen Quotenentscheidungen, als von den Wissenschaftlern des Rates für Meeresforschung gefordert.
„Das Resultat ist nicht so schlecht wie die Beschlüsse der Vergangenheit, aber noch längst nicht gut genug", sagt Greenpeace-Meeresbiologe Thilo Maack.
So hatten vor allem deutsche Verhandlungsführer bereits mit einem Beschluss vor einigen Wochen dafür gesorgt, dass die Fangquoten in der Ostsee-Dorschfischerei deutlich über den von Wissenschaftlern geforderten Mengen liegen. Von Quotenkürzungen beim Seelachsfang sind die deutschen Nordseefischer betroffen.
„Trotz der klaren Vorgaben der seit Januar 2014 reformierten Fischereipolitik hat bei einigen Quotenentscheidungen immer noch kurzfristiges Profitstreben den Vorrang", kritisiert Maack.
So etwa bei einigen Entscheidungen zur Grundschleppnetz-Fischerei von Seezungen im Ärmelkanal oder bei der Beifang intensiven Paellakrebs-Fischerei westlich von Irland. Dort wird deutlich von der wissenschaftlichen Vorgabe für Fangmengen abgewichen.
Greenpeace dokumentiert Überischung im Ärmelkanal
Während sich die Fischereiminister auf die Verhandlungen vorbereiteten, dokumentierten Greenpeace-Aktivisten die letzten diesjährigen Fahrten der europäischen Industriefang-Flotte im englischen Kanal. Dort stellen die Mega-Trawler den riesigen Heringsschwärmen nach, die zum Laichen in das Gewässer ziehen. Bis zu 250 Tonnen fangen einzelne Schiffe in einer Viertelstunde – mehr als das Fünffache der Jahresquote einzelner Ostseeheringsfischer.
Dabei gehen den Industrieschiffen auch Riesenhaie, Robben oder sogar Pilotwale in die Netze; zudem kippen sie riesige Mengen essbarer Fische aus ihrem Fang tot zurück ins Meer – bis zu 600 Tonnen während einer einzigen Fangreise, das belegen die Veröffentlichungen unabhängiger Beobachter niederländischer Institutionen.
Anlandegebot für Fisch schwer kontrollierbar
Ab 1. Januar 2015 soll für die oberflächennahen Schwarmfischerei nun ein Anlandegebot gelten, so ein Beschluss der Fischereiminister. Das bedeutet, dass die Schiffe ihren gesamten Fang an Land bringen müssen. Da sie aber den größten Teil des Jahres in schwer kontrollierbaren Gewässern vor Westafrika, im nördlichen Atlantik oder Südpazifik verbringen, ist eine Durchsetzung dieser Maßnahme nur schwer vorstellbar.
Greenpeace fordert deshalb, dass die Schiffe unabhängige Beobachter an Bord haben müssen, die den Fang dokumentieren und Verstöße melden. Als weitere Kontrollmaßnahme ist Kameraüberwachung möglich. Gleichzeitig müssen kleinskalige und handwerkliche Küstenfischer größere Unterstützung durch die EU-Mitgliedsländer bekommen. Zurzeit verschwenden riesige Super-Trawler nicht nur enorme Mengen Speisefisch, sie bekommen außerdem auch die höchsten Fangquoten. Deshalb muss die Überfischung der Meere durch die Mega-Schiffe gestoppt werden.
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