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Anlass für die Beratungen in Brüssel war ein Vorschlag der EU-Kommission, die Tiefseefischerei um 30 Prozent zu reduzieren und die Fangquote zu halbieren. Auch der Internationalen Rat für Meeresforschung (ICES) forderte die Regierungen auf, den Kabeljaufang zu stoppen. In den letzten drei Jahrzehnten ist die Menge an fortpflanzungsfähigem Kabeljau um rund 90 Prozent zurückgegangen.
Trotz der drohenden Überfischung, konnten sich die EU-Fischereiminister nicht auf ausreichende Maßnahmen zum Schutz von Nord- und Ostsee einigen. Heute wird wieder deutlich, dass die EU derzeit nicht in der Lage ist, unsere Meere ausreichend zu schützen. Unterschiedliche Gremien entscheiden getrennt über die unterschiedlichen Formen der Meeresnutzung, über Fischerei, Schifffahrt oder die Ausbeutung der Öl- und Gasreserven. Dabei wird die Meeresumwelt immer den Kürzeren ziehen. Ändern kann sich das erst, wenn die Generaldirektion Umwelt als alleinige Instanz in allen Meeresbelangen entscheidet, kommentiert Thilo Maack, Fischerei-Experte von Greenpeace, die EU-Entscheidung.
Keine Fische: Leere Netze
Auch Fischer fürchten um ihre Existenz und Schuld trägt die europäische Fischereipolitik. Überhöhte Fangquoten haben dazu geführt, dass die Bestände mancher Speisefische dramatisch eingebrochen sind. Und wo keine Fische sind, können auch keine gefangen werden.
Wenige Schutzmaßnahmen wurden für die Ostsee getroffen. Die Minister einigten sich darauf, das Fangverbot in den Sommermonaten zu verlängern und wiesen kleine Schutzgebiete aus. Die Höchstfangmenge wurde geringfügig herabgesetzt.
Die so genannten Schutzmaßnahmen sind reine Augenwischerei. Die Beschlüsse werden auch im kommenden Jahr nichts zum dringend notwendigen Schutz von Kabeljau, Scholle und Seezunge beitragen. Wenn die Fischereiminister weiterhin die Forderungen von Wissenschaftlern ignorieren, wird sich die Fischerei in Nord- und Ostsee bald nicht mehr lohnen, stellt Maack fest.
In der Nordsee gab es keine Beschlüsse zum Schutz des Kabeljau. Die großen Fischereinationen, wie Großbritannien, Frankreich, Spanien und Portugal stellten sich gegen die ursprünglich von der EU-Kommission geplante Schutzzone. Die EU-Staaten einigten sich nur darauf, die monatlichen Fangtage in der Nordsee für den Kabeljau von zehn auf neun zu verringern.
Besonders an der Kabeljauquote zeigt sich, wie widersprüchlich die Politik ist. Die wissenschaftlichen Berater empfehlen dringend eine Schonfrist für die überfischten Bestände, um der Meeresumwelt zu helfen und langfristig die EU-Fischerei zu erhalten. Aber die Minister beschließen für die Nordsee eine Fangquote von 27.300 Tonnen. Außerdem haben sie es nicht geschafft, Schutzgebiete für die Nordsee auszuweisen. kritisiert Maack.
Schutzgebiete würden es Kabeljau und Co. ermöglichen, sich wieder zu erholen. Nur so könnten auch die nachfolgenden Fischergenerationen an Nord- und Ostseeküste mit stabilen Fischbeständen rechnen.(ang)
Weitere Informationen finden Sie auf unseren Seiten zu Schutzgebieten.