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Das Jahr 2012 könnte über die Zukunft der europäischen Fischbestände entscheiden. In diesem Jahr beschließt die EU ihre Maßnahmen für die Reform der Gemeinsamen Fischereipolitik (GFP). Das neue Regelwerk soll 2013 in Kraft treten. Es bietet eine vielleicht letzte Chance. Denn Europas Fischgründe sind zwar immens und gehörten einst zu den ertragsreichsten der Welt. Doch 40 Jahre EU-Fischereipolitik haben verheerende Schäden hinterlassen. Die Fischbestände schrumpfen. Die Arbeitsplätze in der Fischerei ebenfalls.
Kuhhandel im Hinterzimmer
In dieser Situation scheinen kurzfristige Interessen erneut die Oberhand zu gewinnen. Damit die Reform keinem EU-Land und seiner Fischereiindustrie weh tut, haben sich die Minister in den vergangenen Wochen auf einen Kuhhandel geeinigt. Er könnte auf der heutigen Sondersitzung des Rats beschlossen werden. Statt bis 2015, wie international gefordert, wollen sie die Schonung und Erholung der Fischbestände auf 2020 verschieben.
Dieser Deal würde einer gierigen Industrie erlauben, weitere zehn Jahre die Meere leerzufischen, gefüttert mit Millionen EU-Subventionen,, sagt Thilo Maack, Meeresbiologe bei Greenpeace. Das dürfen wir nicht zulassen. Die Minister müssen endlich den Schneid aufbringen, die zerstörerische Fischerei zu stoppen und nachhaltige zu belohnen.
Der Deal sieht eine allgemeine Annäherung an das Problem der Überfischung vor. Die Minister gestehen darin ein, dass die aufgeblähten Fangflotten verkleinert werden müssen. Doch bis wann das geschehen soll, lassen sie offen. Sie wissen, welche nationalen Flotten am meisten zur Überfischung beitragen. Doch sie nehmen sie nicht aufs Korn. Sie wollen dafür sorgen, dass in Zukunft weniger unerwünschter Beifang ins Meer zurückgeworfen wird. Doch ihre vorgeschlagenen Maßnahmen sind durchsetzt von Schlupflöchern.
Greenpeace-Kampagne für eine Reform, die diesen Namen verdient
Mit zahlreichen Protestaktionen haben Greenpeace-Aktivisten sich seit über einem Jahr für eine Reform eingesetzt, die diesen Namen verdient. Sie haben riesige Fischtrawler verfolgt, haben die Öffentlickeit mobilisiert, Steuerzahler darüber informiert, wie ihr Geld in eine skrupellose Fischereiindustrie fließt, haben Handel und Verbraucher sensibilisiert. Sie sind vor der westafrikanischen Küste unterwegs gewesen, wo Megatrawler der EU nun fremde Meere plündern.
In Luxemburg verschlossen sie nun vorübergehend die wichtigsten Zugänge zum Ratsgebäude. An den offenen Nebeneingängen standen Fachleute von Greenpeace bereit für Gespräche mit den Ministern.
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