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Der deutsche Supertrawler "Maartje Theadora" fischt vor der mauretanischen Küste
Pierre Gleizes / Greenpeace

Niederländische Fischereimonster fischen weltweit Meere leer – auch unter deutscher Flagge

Die Maartje Theadora, Europas größter Fischtrawler, wurde 2012 wegen illegaler Fischerei festgesetzt. Heute fischt sie unter deutscher Flagge weiter und trägt zur Überfischung bei – mit verheerenden Folgen.

Ein französisches Kontrollteam untersuchte nach der Festsetzung, welche Fischarten die Maartje Theadora gefangen hatte und überprüften außerdem die Netze des Trawlers. Das Ergebnis: Offensichtlich hatte der Kapitän des Schiffes die Behörden nicht über den Wechsel der Zielarten informiert. Außerdem wurden zu kleine Netzmaschen verwendet.

Hinter dem Supertrawler Maartje Theadora steht die deutsche Doggerbank Seefischerei GmbH, die zum niederländischen Mutterkonzern Parlevliet en van der Plas gehört. Der Konzern ist im Besitz einiger weniger niederländischer Reederfamilien, die jährlich Millionen mit ihrer Flotte von weiteren Supertrawlern verdienen. Übergeordnet gehört der Konzern wiederum dem Unternehmensverband der Pelagic Freezer Trawler Association (PFA) an.

Der Wert des illegal gefangenen Fisches betrug rund zwei Millionen Euro. Die Eigner des Supertrawlers "Maartje Theadora" akzeptierten schließlich die Zahlung der Strafe von rund 600.000 Euro. Die Behörden sprachen vom größten Verstoß aller Zeiten gegen das französische Fischereirecht.

Franziska Salmann
“Mit der Zahlung der Strafe gestand die Doggerbank Seefischerei GmbH ihre Schuld ein. Illegale Fischerei kommt viel zu oft ungeschoren davon. Die Bundesregierung darf bei solchen Verstößen nicht tatenlos zusehen. Es kann nicht sein, dass unter deutscher Flagge illegal Fisch im Tausend-Tonnen-Maßstab gefangen wird. Die Überfischung muss endlich ein Ende haben, Fischereimonster wie die Maartje Theadora gehören abgewrackt.”

Franziska Saalmann

Meeresbiologin von Greenpeace

Franziska Salmann
Zitat
“Mit der Zahlung der Strafe gestand die Doggerbank Seefischerei GmbH ihre Schuld ein. Illegale Fischerei kommt viel zu oft ungeschoren davon. Die Bundesregierung darf bei solchen Verstößen nicht tatenlos zusehen. Es kann nicht sein, dass unter deutscher Flagge illegal Fisch im Tausend-Tonnen-Maßstab gefangen wird. Die Überfischung muss endlich ein Ende haben, Fischereimonster wie die Maartje Theadora gehören abgewrackt.”
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Franziska Saalmann
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Meeresbiologin von Greenpeace
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Fangmethoden der Maartje Theadora bedroht Wale in der Antarktis 

“Statt die überdimensionierte Fischereiflotte abzubauen, schauen sich die Eigner ständig nach neuen Fangmöglichkeiten um”, kritisiert Meeresbiologin Franziska Saalmann. In der Antarktis wurde zum Beispiel 2013 sogar mitten im Walschutzgebiet unter deutscher Flagge gefischt. Die Maartje Theadora erhielt dafür eine Fangquote, um 75.000 Tonnen antarktischen Krill zu fischen. “Krill ist die Nahrungsgrundlage für Blau- und Buckelwale”, so Greenpeace-Meeresbiologe Saalmann. “Die Fangquote ist wie ein Dolchstoß für die Zukunft der Wale. Wie will die Bundesregierung garantieren, dass sich die Eigner des Schiffes in der Antarktis an die Regeln halten?”, fragt Saalmann weiter. “Die Überfischung der Polargewässer bedroht das Überleben der dort lebenden Blau- und Buckelwale.” Der Greenpeace-Bericht “Lizenz zum Krill: Die wenig bekannte Welt der antarktischen Fischerei” von 2018 zeigt auf, wie Krillunternehmen mit Fischerei in der Antarktis ein ganzes Nahrungsnetz gefährden.

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Greenpeace protestiert gegen Fangmethoden des Supertrawlers Margiris

Margiris Trawler Action in Australia

Greenpeace forderte die australische Regierung auf, der FV Margiris keine Fanglizenz zu erteilen und ein Verbot aller Supertrawler in australischen Gewässern einzuführen.

Die Margiris ist das zweitgrößte Fangschiff der Welt, eine gigantische schwimmende Fischfabrik, welche auch zum niederländischen Fischerreiunternehmen Parlevliet en van der Plas gehört. 2012 war das Fischereimonster in australischen Gewässer unterwegs, um dort Schwarmfische zu fangen. Es musste allerdings unverrichteter Dinge umkehren, da Greenpeace die australische Regierung drängte, ihre Fischerei-Gesetze zu ändern. Aufgrund des Risikos für die Umwelt und Fischbestände wurde den Supertrawlern die Fischerei dort untersagt. Ein Riesenerfolg auch für Greenpeace. In einer 45 minütigen Fernseh-Dokumentation fasste der australische Sender ABC die Ereignisse zusammen.

Im Februar 2022 sorgte die Margiris dann erneut für negative Schlagzeilen. Die Besatzung entsorgte über 100.000 tote Fische im Atlantik vor der französischen Küste, wobei die Kadaver eine riesige Fläche von mehr als 3.000 Quadratmetern bedeckten. Der Schiffseigner behauptete, die Ursache des Vorfalls sei ein Bruch im Fischernetz gewesen. 

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