Greenpeace-Aktivisten kennzeichnen Lidl-Billigfleisch in 56 Städten
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Eine Frage der Etikette: Greenpeace-Aktivisten in 56 deutschen Städten kennzeichnen Billigfleisch von Lidl mit grellgelben Warnaufklebern – „Mit Tierleid“ oder „Mit Antibiotika“.
Bei Lidl liegen heute Koteletts und Schnitzel mit Aufklebern wie „Mit Tierleid“ oder „Mit Antibiotika“ in der Kühltheke. Appetitlich? Sicherlich nicht. Aber ehrlicher als das, was der Discounter selbst auf seine Fleischprodukte schreibt. Dagegen protestieren Greenpeace-Aktivisten heute bundesweit in 56 Städten in Lidl-Filialen und kennzeichnen Fleisch der Eigenmarke „Landjunker“ mit den Warndreiecken. Mit der Aktion weisen sie auf Tierleid und die übermäßige Verwendung von Antibiotika in der Mast hin.
Obwohl Label und Siegel auf konventionellen Fleischprodukten immer zahlreicher werden, erfährt der Kunde durch sie kaum etwas: weder woher das angebotene Stück stammt, noch wie das Tier gehalten wurde, ob es Antibiotika bekommen hat oder nicht. Auch das „Tierwohl“-Label einer Brancheninitiative, mit der Lidl massiv wirbt, kann Verbraucher in die Irre führen. Der Einzelhandel setzt sich damit für bessere Haltungsbedingungen in deutschen Ställen ein. Doch gut gemeint ist längst nicht gut gemacht. Oft verstößt die Mast von Schweinen gegen das Tierschutzgesetz und somit gegen die deutsche Verfassung, wie ein von Greenpeace in Auftrag gegebenes Rechtsgutachten zeigt. Das Bundesland Berlin will die gesetzlichen Haltungsbedingungen daher jetzt beim Bundesverfassungsgericht überprüfen lassen.
„Nur ein Bruchteil aus besserer Haltung“
Das „Tierwohl“-Label ist deswegen problematisch, weil es keine konkrete Auskunft gibt, aus welcher Haltung das Fleisch stammt. Die Initiative sieht zwar vor, Landwirten mehr Geld für bessere Mastbedingungen zu zahlen – das Label wird aber pauschal auf die gesamte Produktreihe gepappt. „Nur ein Bruchteil der Produkte stammt wirklich aus besserer Haltung“, sagt Christiane Huxdorff, Greenpeace-Expertin für Landwirtschaft. „Lidl muss seinen Kunden insgesamt besseres Fleisch garantieren oder über die wahre Herkunft aufklären.“ Diese Einschätzung wird vom Bundeskartellamt geteilt: Der Kunde müsse erkennen können, „welches Stück Fleisch nach welchen Tierwohlkriterien hergestellt wurde“, so Kartellamtspräsident Andreas Mundt im September.
Konventionelle Schweinemast verstößt gegen das Gesetz
Angesichts der skandalösen Zustände in deutschen Schweineställen ist der Begriff Tierwohl geradezu zynisch, selbst wenn zaghafte Schritte in die richtige Richtung unternommen werden. Für das billige Fleisch leiden Tiere millionenfach in deutschen Ställen, und nicht nur das. Außerdem verschmutzt zu viel Gülle unser Trinkwasser; der hohe Einsatz von Antibiotika sorgt für immer mehr multiresistente Keime in der Umwelt. Die Massentierhaltung ist Mitverursacher dieser Probleme. Durch mehr Tierwohl würde man nicht nur das Leben der Schweine verbessern, sondern auch die Umweltprobleme reduzieren.
Greenpeace startet Onlineauskunft über Fleischsiegel
Was fehlt, sind verlässliche Informationen für Verbraucher, die wissen wollen, woher ihr Fleisch wirklich stammt. Die zahlreichen Siegel auf dem Markt, wie etwa das „Tierwohl“-Label, erfüllen diese Aufgabe so gut wie gar nicht. „Die kommende Bundesregierung muss diese Lücke schließen und eine verbindliche transparente Fleischkennzeichnung mit klaren staatlichen Labeln einführen“, so Huxdorf.
Für mehr Durchblick im Labeldschungel hat Greenpeace einen Online-Ratgeber eingerichtet, mit dem sich Nutzer des Facebook-Messengers über Standards und Versäumnisse bei der Fleischkennzeichnung informieren können. Mit dem Chatbot lässt sich anhand der wichtigsten Kriterien von zwölf Fleischsiegeln auf dem deutschen Markt vergleichen, welche Haltungsbedingungen, schmerzhaften Eingriffe und Transportbedingungen von den Anbietern der Siegel erlaubt werden und was das für die Tiere bedeutet.