Jetzt spenden
©Thomas Einberger/Greenpeace

Freiwillige Kennzeichnung führt noch immer nicht zu besserem Fleischangebot im Supermarkt

Fleisch aus tierschutzwidriger Haltung dominiert weiter das Sortiment in den Supermärkten. Das zeigen eine Abfrage beim Handel sowie Recherchen von Greenpeace-Aktiven.

Update vom 17.10.20: Greenpeace-Demonstration vor Supermärkten in 50 Städten

In rund 50 Städten protestieren heute Greenpeace-Aktive gegen Billigfleisch und klären die Kundschaft der Supermärkte über die wahren Kosten der Fleischproduktion auf. (Eine Liste der Orte finden Sie hier.) Mit stilisierten Schweinemasken und Barcode-Clips am Ohr machen sie auf die Ausbeitung von Menschen, Tieren und Umwelt aufmerksam: "Billigfleisch ist ein krankes System" steht auf den Bannern. „Das Konzept der Supermärkte, Fleisch zu Dumpingpreisen anzubieten, um damit Verbraucherinnen und Verbraucher in ihre Läden zu locken, ist Teil des kranken Systems Billigfleisch”, sagt Stephanie Töwe, Landwirtschaftsexpertin von Greenpeace.

Große Supermarktketten: Vor allem Billigfleisch im Regal

Immer wieder sorgten in den letzten Monaten Corona-Ausbrüche in der Belegschaft großer Schlachthäuser für Aufregung – und damit rückte jedes Mal auch die Fleischproduktion von Tönnies und Co. in den Fokus der Öffentlichkeit. Das kranke System Billigfleisch beutet Menschen, Tiere und Umwelt gnadenlos aus. Sogar die Politik plant mittlerweile, die Tierhaltung in Deutschland in den nächsten 20 Jahren so zu ändern, dass die Tiere artgerecht gehalten werden können. Für den Umbau sollen Landwirtinnen und Landwirte finanziell gefördert werden.

Und was macht der Handel derweil? Die großen Supermarktketten Aldi Nord, Aldi Süd, Edeka, Kaufland, Lidl, Netto, Penny und Rewe setzen weiter auf Billigfleisch. Gut 90 Prozent des Frischfleischs der großen Einzelhandelsketten stammt von Tieren, die unter qualvollen und häufig gesetzeswidrigen Bedingungen gehalten wurden. Sie sind mit der freiwilligen Fleischkennzeichnung Haltungsform 1 oder 2 ausgewiesen. Schon fast auf Schatzsuche müssen sich Kundinnen und Kunden begeben, wenn sie Fleisch der besseren Haltungsform 3 kaufen möchten: Kaum eine Filiale bietet es an. Auch Angebote von Produkten aus der Haltungsform 4 – dazu zählen unter anderem Bio-Produkte – sind eher die Ausnahme im Fleischregal. 

„Der Handel ist mit seiner Einkaufspolitik maßgeblich dafür verantwortlich, dass Mensch, Tier und Klima massiv durch die industrielle Fleischproduktion geschädigt werden”, sagt Stephanie Töwe, Landwirtschaftsexpertin von Greenpeace. „Wir fordern die großen Ketten auf, Billigfleisch zügig aus dem Sortiment zu nehmen und Landwirte fair zu bezahlen. Nur dann können Tiere artgerecht gehalten werden.“ 

Kennzeichnung oft nur Greenwashing?

Um zu sehen, ob die Angaben des Handels mit dem tatsächlichen Angebot übereinstimmen, haben Greenpeace-Ehrenamtliche parallel zur Abfrage in rund 300 Filialen aller befragten Händler bundesweit das Schweinefleischsortiment unter die Lupe genommen. Massive Lücken bei der Haltungskennzeichnung gibt es vor allem an den Bedientheken mit Frischfleisch: Lediglich fünf Prozent der von Greenpeace besuchten Märkte von Edeka, Kaufland und Rewe haben das Schweinefleisch ausreichend gekennzeichnet. Während Kaufland gegenüber Greenpeace angab, an allen Theken zu kennzeichnen, zeigt sich vor Ort ein anderes Bild: In 14 von 16 besuchten Kaufland-Filialen war das Frischfleisch-Angebot bei Schwein an der Theke gar nicht markiert. „Die Kennzeichnung mit der Haltungsform schafft zwar grundsätzlich Transparenz. Wenn Kundinnen und Kunden aber fast ausschließlich Billigfleisch kaufen können, verkommt die Kennzeichnung zu Greenwashing”, so Töwe. 

Bereits vor gut zehn Monaten hatte Greenpeace den Lebensmitteleinzelhandel zur Kennzeichnung und dem aktuellen und geplanten Frischfleisch-Sortiment befragt. Im Vergleich zeigen sich keine Verbesserungen, was die Verfügbarkeit von Fleisch der besseren Haltungsformen 3 und 4 angeht. Auch die Pläne, ab wann das Billigfleisch der Haltungsformen 1 und 2 nicht mehr verkauft werden soll, sind meistens nicht ambitioniert genug. Insgesamt gilt leider weiterhin: Eine Haltungskennzeichnung für Frischfleisch allein reicht nicht aus, um die Tierhaltung in Deutschland zu verbessern.

  • Fleisch-Produkt im Supermarkt

    Überspringe die Bildergalerie
Ende der Gallerie
Weiter vor allem Billigfleisch im Supermarktregal

Weiter vor allem Billigfleisch im Supermarktregal

Anzahl Seiten: 6

Dateigröße: 2.32 MB

Herunterladen
Datum

Mehr zum Thema

Organic Livestock Farming near Vienna
  • 25.10.2024

Vielseitig, intelligent und ein ausgeprägtes Sozialverhalten – und noch weit mehr zeichnet Schweine aus! Lernen Sie die unterschätzten Tiere besser kennen.

mehr erfahren
Kühe stehen nebeneinander in Anbindehaltung
  • 22.10.2024

Verdreckte Kühe – so angebunden, dass sie sich kaum bewegen können. Wiederholt dokumentieren Fotos tierschutzwidrige Zustände. Greenpeace geht juristisch gegen die Bärenmarke-Molkerei vor.

mehr erfahren
Protest vor Molkerei Müller in Aretsried: aus übergroßen Milchtüten quillt weißer Rauch, auf dem Banner steht "Methan killt das Klima".
  • 09.10.2024

Der weltweite Ausstoß von Klimagasen in der Fleisch- und Milchindustrie ist immens, zeigt ein Greenpeace-Report. Aktivist:innen protestieren. Doch es gibt Lösungen, den Methanausstoß zu reduzieren.

mehr erfahren
Aktivist:innen auf einem Milchsilo mit einer Fahne, darauf: Bärenmarke-Logo sowie "Tierleid stoppen!"
  • 07.09.2024

Die Molkerei Hochwald wirbt mit hoher Qualität und verkauft unter dem Label Bärenmarke hochpreisige Milch. Im Molkerei-Ranking schneidet die Marke jedoch schlecht ab. Aktive informieren vor Märkten.

mehr erfahren
Milchprodukte
  • 05.09.2024

Greenpeace hat zum zweiten Mal große Molkereien gefragt, wie die Kühe gehalten werden, von denen sie ihre Milch beziehen. Das Ergebnis: Weidemilch ist weiterhin die Ausnahme im Kühlregal.

mehr erfahren
Greenpeace-Aktive vor Edeka-Filiale
  • 20.08.2024

Supermärkte haben mehr Tierwohl angekündigt, doch wie kommt die Umstellung des Fleischsortiments voran? Greenpeace hat beim Handel nachgefragt, Aktivist:innen prüfen die Kennzeichnung.

mehr erfahren