Raus aus Kohle
Vor dem G20-Gipfel: Greenpeace-Veröffentlichungen zum Kohleausstieg
- Nachricht
Archiviert | Inhalt wird nicht mehr aktualisiert
Update vom 8. Juli 2017, 20 Uhr:
Die Türkei will nach Medienberichten das Pariser Klimaabkommen nicht ratifizieren. Zeina al-Hajj, Geschäftsführerin Greenpeace Mediterranean, kommentiert:
„Dies ist keine neue Position der Türkei. Schon direkt nach Trumps Ankündigung, aus dem Pariser Klimaabkommen auszutreten, kündigte die türkische Regierung an, nicht weiter an der Umsetzung zu arbeiten. Es ist für uns alle eine Enttäuschung, dass die Türkei künftige Generationen alleine lässt, mit einer der größten Herausforderungen unser Zeit, dem Klimawandel.“
###
Update vom 8. Juli 2017, 15 Uhr:
Im G20-Abschlussdokument bekennen sich alle Mitgliedsstaaten außer den USA dazu, das Pariser Klimaschutzabkommen rasch umzusetzen. Eine nahezu identische Formulierung haben die G20 vor einem Jahr beim Gipfel in China unterzeichnet. Greenpeace-Geschäftsführerin Sweelin Heuss kommentiert:
„Die G19 haben heute Paris abgesichert, aber den Klimaschutz nicht voran gebracht. Hamburg hätte ein Zeichen senden müssen, dass die großen Industrie- und Schwellenländer den Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas beschleunigen und jenen Menschen Sicherheit garantieren, die der Klimawandel schon heute existenziell bedroht. Die Zukunft von Millionen Menschen hängt davon ab, ob die großen Industriestaaten ihren Ausstoß an Treibhausgasen schnell genug senken. Gelingen wird das nur, wenn saubere Erneuerbare Energien möglichst schnell schmutzige Kohlemeiler ersetzen. Kanzlerin Merkel darf den deutschen Kohleausstieg nicht noch länger hinauszögern.“
###
Update vom 8. Juli 2017, 10 Uhr:
65 Greenpeace-Aktivisten aus ganz Europa protestierten heute Morgen friedlich an der Köhlbrandbrücke im Hamburger Hafen. Hoch über der Elbe haben die Kletterer ein 18 mal 40 Meter großes Banner gespannt. Die darauf zu lesende Forderung an die Regierungschefs:„G20: End Coal“. Für Greenpeace ist der Klimaschutz das wichtigste Thema des Gipfeltreffens: „Nur wenn die G20-Staaten beim Umstieg von Kohle auf Erneuerbare konsequent vorangehen, lassen sich die katastrophalsten Folgen des Klimawandels verhindern“, sagt Susanne Neubronner, Greenpeace-Expertin für Energie. Der Appell richtet sich auch an die Bundesregierung: „Das Energiewendeland Deutschland und Kanzlerin Merkel als G20-Präsidentin stehen ganz besonders in der Pflicht.“
###
Update vom 7. Juli 2017:
Protest am Hamburger Fernsehturm: Zum Beginn des G20-Gipfels haben Greenpeace-Aktivisten in unmittelbarer Nähe zum Tagungszentrum Messehallen noch einmal ihre Botschaft an die versammelten Staatschefs verdeutlicht. Am Heinrich-Hertz-Turm schwebte heute Morgen unterhalb der Aussichtsplattform eine fünf Meter große Weltkugel mit der Aufschrift „Planet Earth First“. Klimaschutz muss das beherrschende Thema des Treffens sein; es liegt in der Hand der G20, die Erderhitzung noch aufzuhalten. „Dieser Gipfel mit all seinen Kosten, Einschränkungen und Zumutungen ist nur zu rechtfertigen, wenn er konkrete Maßnahmen zum Schutz unseres Planeten beschließt“, sagt Anike Peters, Greenpeace-Expertin für Energie.
###
Artikel vom 5. Juli 2017:
Die gute Nachricht zuerst: „Das Ende des Kohlezeitalters kündigt sich an“, sagte Sweelin Heusss, Geschäftsführerin von Greenpeace Deutschland, heute Morgen auf einer Pressekonferenz in Hamburg – und untermauerte diesen Satz im Folgenden zusammen mit Tobias Austrup, Greenpeace-Experte für Energie, anhand zweier aktueller Greenpeace-Veröffentlichungen. Die prophezeite Zeitenwende ist nämlich kein frommer Wunsch: Der Trend ist deutlich und unumkehrbar. Für die G20-Staaten, die sich am 7. und 8. Juli in Hamburg treffen, muss das Gesprächsgrundlage beim Thema Klimaschutz sein – und Handlungsaufforderung.
Klimaprofile für die G20-Länder
Denn wie so oft verläuft Fortschritt nicht kontinuierlich, sondern in Sprüngen und mit Rückschlägen. Das sieht man beispielsweise an den Länderprofilen, die Greenpeace heute für alle G20-Teilnehmerländer vorstellt. Viele Länder Asiens zeigen gute Ansätze. So liegt der Anteil Erneuerbarer Energien in Indonesien bereits heute bei 35 Prozent im Vergleich zu 16 Prozent Kohle, dem Hauptverursacher klimaschädlicher Kohlenstoffdioxid-Emissionen. China verzichtet auf den Bau von 104 bereits geplanten Kohlekraftwerken; jüngst hat Südkorea den Ausstieg aus der Kohleenergie angekündigt und nimmt dabei einen kurzfristigen Wettbewerbsnachteil in Kauf – eben weil es klimapolitisch nötig ist.
Diese Einsicht wünscht man auch der Bundesregierung. Beim Thema Rückschläge muss man bedauerlicherweise Deutschland nennen: Der Ausstoß an CO2 war 2016 genauso hoch wie 2009. Um die deutschen Klimaziele für 2020 noch irgendwie zu erreichen, müsste Deutschland komplett aus der Kohleenergie aussteigen. Doch auf einen Zeitplan für den zügigen Ausstieg aus der Kohle warten Klimaschützer noch immer. Die deutsche Energiewende mag als internationales Leuchtturmprojekt gelten, eine Erfolgsgeschichte ist sie nicht: Zwar wächst der Anteil Erneuerbarer Energien am Strommix; was dabei an CO2 eingespart wird, blasen Kohlekraftwerke buchstäblich wieder in die Luft.
Wie teuer ist sauberer Strom im Vergleich zum dreckigen?
Dass saubere Energie kein Wettbewerbsnachteil ist, erklärte Tobias Austrup im Anschluss anhand einer aktuellen Studie. Die trägt den immens sperrigen Titel „Vergleich der Stromgestehungskosten von Erneuerbaren Energien mit denen fossiler und nuklearer Kraftwerke in den G20“, doch eigentlich geht es um etwas ganz Einfaches: Wie konkurrenzfähig sind saubere Formen der Stromerzeugung am Markt? In vielen Ländern – darunter die USA, China und Australien – waren Erneuerbare Energien 2015 bereits günstiger als die billigste konventionelle Form der Stromerzeugung: Windparks an Land schlagen Kohlekraftwerke. (In Deutschland halten sich Wind und Kohle bislang noch etwa die Waage.)
Für die Zukunft ist davon auszugehen, dass Solarenergie die günstigste Energiequelle sein wird. Die Studie prophezeit: 2030 wird es in jedem Land der G20 saubere Formen der Energieerzeugung geben, die konventionelle Kraftwerke am Markt unterbieten. Rechnet man die Folgekosten für die Umwelt mit ein, sind sie sogar heute schon billiger. Es gibt weder wirtschaftliche, noch technologische Gründe, nicht komplett auf Erneuerbare Energien zu setzen. „Es ist eine Frage des politischen Willens“, so Austrup.