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Taucher zählt Thunfische im Fischkäfig. Juni 2006
Gavin Newman / Greenpeace

Thunfisch – Rettet den König der Meere!

Er ist ein Opfer des Sushi-Trends: der Atlantische Blauflossen – Thunfisch. Im Mittelmeer ist der majestätische Fisch vom Aussterben bedroht. Dringend notwendig sind deutliche Fang- und Handelsbeschränkungen, besser ein Fangstopp.

Thunfisch im Mittelmeer? Damit könnte es bald vorbei sein. Nach Angaben von Wissenschaftlern gibt es im Mittelmeer heute 80 Prozent weniger erwachsene Blauflossen-Thunfische als noch vor rund 20 Jahren. Das Mittelmeer spielt für das Überleben dieses prachtvollen Raubfisches, der rund zwei Meter lang und über 600 Kilo schwer werden kann, eine Schlüsselrolle: Jedes Jahr schwimmen die Thunfische aus dem Atlantik ins wärmere Mittelmeer, um sich fortzupflanzen. Damit sich die Bestände erholen können, müssen auch die Laichgebiete unter Schutz gestellt werden.

Blauflossen-Thunfische werden überwiegend mit Ringwadennetzen gefangen. Ganze Schwärme werden eingekreist und dem Meer entrissen. Ein Großteil dieser Fänge wird anschließend in Transportkäfige umgefüllt und lebend zu schwimmenden Farmen gebracht. Die Mast auf dem Meer verschärft auch die Überfischung anderer Arten: Auf jedes Kilo Thunfisch kommen am Ende 15 bis 20 Kilo Futterfisch.

Katastrophale CITES-Konferenz 2010

Auf der CITES*-Konferenz im März 2010 in Doha/Katar wurde unter anderem über ein internationales Handelsverbot für den bedrohten Roten Thunfisch beraten. Doch unter den 175 Vertragsstaaten fand sich keine Mehrheit. Das Handelsverbot wurde abgelehnt, eine große Chance, den Fisch vor der Ausrottung zu retten, vertan.

Das Desaster ist offenbar auf eine überstürzte Abstimmung ohne ausreichende Diskussion zurückzuführen. Libyen hatte beantragt, die Debatte zeitig zu beenden. In den Tagen zuvor hatte Japan aggressiv Lobbyarbeit gegen den Schutz des Roten Thuns gemacht. Japan, die Sushi-Nation Nr. 1, ist Hauptimporteur der atlantischen Thunfische. Und der Handel ist äußerst lukrativ: Für ein ausgewachsenes Tier werden auf dem Fischmarkt in Tokio schon mal 120.000 Euro oder mehr bezahlt.

Halbherzige Schutzversuche der EU

{image_r}Diverse Versuche der Europäischen Union, den König der Meere zu schützen, waren halbherzig und nicht effektiv. So beschloss die EU 2010, die Fischerei auf Roten Thunfisch im Mittelmeer in diesem Jahr zum 15. Juni, eine Woche vor dem offiziellen Ende der Fangsaison, zu schließen. Aus Sicht von Greenpeace kam diese Entscheidung zu spät und zeigte einmal mehr das Versagen der EU-Fischereipolitik. Die EU hätte die Fischerei auf Roten Thunfisch für 2010 erst gar nicht eröffnen dürfen und sich bei den Verhandlungen der ICCAT vehement für einen Fangstopp einsetzen müssen. Die Internationale Kommission für den Schutz des Atlantischen Thunfischs (ICCAT) legt die Fangquoten fest.

Hinzu kommt, dass ein durch die EU ausgerufenes vorzeitiges Ende der Fangsaison keinen tatsächlichen Fischerei-Stopp im Mittelmeer bewirkt. Viele europäische Fischer fahren auf Trawlern mit nicht-europäischen Flaggen ("flags of convenience") weiter. So umgehen sie die EU-Regulierungen. Nicht-EU-Trawler fangen 40 Prozent der von ICCAT vergebenen Quote für Roten Thunfisch.

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Greenpeace-Einsätze für den Roten Thunfisch

Um dem Roten Thun und dem ausgebeuteten Mittelmeer eine Verschnaufpause zu verschaffen, fuhren Greenpeace-Aktivisten an Bord der Rainbow Warrior II und der Arctic Sunrise Anfang Juni 2010 ins Mittelmeer: Bei mehreren Schlauchboot-Einsätzen versuchten die Umweltschützer, Rote Thunfische aus Fischernetzen und Transportkäfigen zu befreien. Teils mit Erfolg. Doch der friedliche Protest wurde gewaltsam beantwortet: Südlich von Malta attackierten französische Thunfisch-Fänger die Aktivisten mit eisernen Haken und verletzten einen der Umweltschützer schwer. Auch materielle Schäden trug Greenpeace davon: Zwei Schlauchboote wurden versenkt.

Diesmal trockenen Fußes protestierte Greenpeace im November 2010 in Paris, wo seinerzeit die ICCAT über die Fangquoten für 2011 verhandelte. "Roter Thun: Überlebenszeit 8 Tage" Mit dieser Warnung forderten die Greenpeace-Aktivisten das sofortige Ende der Jagd auf den Roten Thunfisch im Mittelmeer.

Demgegenüber lagen der Kommission Empfehlungen für eine Fangquote von über zehntausend Tonnen vor. Am Ende der zehntägigen Konferenz wurde für den Ostatlantik und das Mittelmeer eine Gesamtfangquote von 12.900 Tonnen beschlossen. Die Quote aus dem Vorjahr von 13.500 Tonnen wurde nur minimal gesenkt. Auch 2012 blieb es bei 12.900 Tonnen erlaubter Fangmenge für den bedrohten Roten Thunfisch.

Nach jahrelanger Überfischung und klassischem Missmanagement muss endlich die Notbremse gezogen werden, sagt Greenpeace-Meeresbiologe Thilo Maack. Die Kommission hört nicht auf die Empfehlungen ihrer eigenen Wissenschaftler oder sorgt nicht für die Umsetzung und Kontrolle ihrer Beschlüsse. Zahlreiche Gremien, darunter die EU und das Washingtoner Artenschutzabkommen, CITES, haben die Thunfisch-Kommission aufgefordert, effektive Schritte zu unternehmen. Dazu gehört das Ende der Jagd, mindestens bis sich die Bestände wieder erholt haben.

* CITES: Convention on International Trade in Endangered Species of Wild Fauna and Flora (Übereinkommen über den internationalen Handel mit gefährdeten Arten freilebender Tiere und Pflanzen, auch Washingtoner Artenschutz-Übereinkommen genannt)

(Autorin: Nicoline Haas)

  • Greenpeace Taucher mit Unterwasserbanner vor den Balearen. Mai 2006

    Brutplatz des Thunfisch

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  • Blauflossen Thunfisch-Schwarm im Transportkäfig. Mai 2006

    Gefangen im Transportkäfig

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  • Aktion gegen Thunfisch-Trawler Albatun Tres, Phoenix Islands. Mai 2008

    Trawler auf Fischzug

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  • Aktion mit Rainbow Warrior gegen Ausrottung des Roten Thufisch in der Türkei. September 2009

    Schutz für Thunfische

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