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Brot in einem Supermarktregal
Fred Dott/Greenpeace

Lebensmittel in Deutschland

Am 16. Oktober ist Welternährungstag. Die Weltgemeinschaft ist weit davon entfernt, die Zahl der Hungernden bis 2015 weltweit zu halbieren - das gehörte zu den im Jahr 2000 aufgestellten Milleniumsentwicklungszielen. Fast eine Milliarde Menschen auf der Welt müssen hungern, jedes vierte Kind in den Entwicklungsländern ist untergewichtig.

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Gleichzeitig landen in Deutschland jedes Jahr 20 Millionen Tonnen Nahrungsmittel auf dem Müll. Die Online-Redaktion befragt zu dem Thema den Konsumexperten Jürgen Knirsch von Greenpeace.

Online-Redaktion: Während weltweit rund eine Milliarde Menschen hungern, leben wir in einer Überflussgesellschaft, die vom Konsum bestimmt ist. Was bräuchte es deiner Meinung nach, dies zu ändern?

Jürgen Knirsch: Seit vierzig Jahren hören wir die Versprechen, dass kein Kind mehr hungrig zu Bett gehen muss. Gleichzeitig sorgen seit Jahrzehnten ungerechte Preise und Handelsabkommen dafür, dass die Entwicklungsländer uns mit billigen Waren versorgen - und wir drängen mit unseren subventionierten Agrarprodukten auf ihre Märkte. Wir müssen diesen Ländern ihre Ernährungssouveränität und politischen Handlungsspielraum zurückgeben, damit sie ihre Bevölkerung ausreichend ernähren können.

Online-Redaktion: Was könnte jeder einzelne in unserer Gesellschaft tun, welche Möglichkeiten könnten wir nutzen?

Jürgen Knirsch: Neben dem Einsetzen für gerechte Handelabkommen und Preise auf der politischen Ebene können wir auch im Alltag Zeichen setzen und unsere Einkäufe von den klassischen Prinzipien fair, bio, regional und saisonal leiten lassen. Allerdings ist das erste Gebot: weniger ist mehr - wir müssen unseren Konsum reduzieren. Damit tun wir nicht nur uns was Gutes, indem wir Übergewicht und andere ernährungsbedingte Krankheiten sowie Müllberge vermeiden, sondern geben auch den anderen die Möglichkeit zu konsumieren.

Online-Redaktion: Wir werfen ja wahnsinnig viel Essen weg - eine Menge von dem, was wir kaufen konsumieren wir gar nicht, sondern werfen es letztendlich auf den Müll. Wie lässt sich das verhindern?

Jürgen Knirsch: Am 20. Oktober zeigt die ARD den Film Frisch auf den Müll - Die globale Lebensmittelverschwendung. Der führt uns vor, welche Folgen unser Umgang mit Lebensmittelüberschüssen hat: Ressourcenverschwendung, Entsorgungsaufwand, unnötige Klimabelastung, Erhöhung der Lebensmittelpreise in anderen Ländern und damit Verschärfung des Hungerproblems. Verhindern lässt sich dies auf verschiedenen Ebenen: Wir als Verbraucher sollten unsere Einkäufe auf den tatsächlichen Bedarf und nicht auf das Füllen der Speisekammer orientieren. Gleichzeitig sollten wir unsere Erwartungen, etwa wie auch noch um 20 Uhr frisches Brot zu bekommen, ändern. Auch die Supermärkte sollten dem Prinzip weniger ist mehr folgen und sich von Lockangeboten wie drei für zwei verabschieden. Die Lebensmittelindustrie sollte eine Aufklärungskampagne über das MHD, das Mindesthaltbarkeitsdatum starten. Und damit aufzeigen, dass viele Produkte sich auch nach dem Ablauf des MHD noch genussvoll essen lassen. Und schließlich hat der Staat einen sinnvollen Rahmen zur Vermeidung von Resten zu setzen.

Online-Redaktion: Die Kernaussage der ARD-Themenwoche vom 23. bis 29. Oktober Essen ist Leben soll zum Nachdenken anregen. Was sind deiner Meinung nach die wichtigsten Aspekte, bewusster zu essen?

Jürgen Knirsch: Die Orientierung für unsere Einkäufe an den Prinzipien fair, bio, regional und saisonal habe ich schon genannt. Wichtig ist jedoch, dass wir das Wort Lebensmittel ernst und uns Zeit und Muße für das Essen nehmen. Und uns damit dem zunehmenden Trend nach schnellem, industriell vorbereitetem Essen widersetzen. Und wir sollten uns für gerechte Preise, nicht nur für Produkte aus Entwicklungsländern, sondern auch für einheimische Waren einsetzen. Das heißt, eine andere Wertschätzung für das Essen gewinnen: Gut aber weniger, dafür gerechter.

 

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