Greenpeace-Aktivisten protestieren in Berlin für verpflichtende Fleischkennzeichnung
- Ein Artikel von Michael Weiland
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Bundeslandwirtschaftsministerin Klöckner schlägt eine weitere freiwillige Haltungskennzeichnung für Fleisch vor. Doch das hilft nicht. Verpflichtende Regelungen müssen her.
Lidl machte den Anfang. Im April dieses Jahres führte der Lebensmitteldiscounter einen Haltungskompass für alle seine Frischfleischprodukte ein, das heißt: Der Verbraucher kann beim Einkauf selbst sehen, wie gut oder schlecht die Aufzucht des für sein Schnitzel gestorbenen Tieres war. Ein Greenpeace-Erfolg: Monatelang hatten Aktivisten zuvor deutschlandweit vor Märkten der Kette auf die schlechten Haltungsbedingungen in deutschen Viehställen aufmerksam gemacht. Lidl folgten weitere Supermarktketten nach, Edeka weigert sich bislang.
So begrüßenswert der Schritt der Händler war: Eigentlich ist eine solche Haltungskennzeichnung nicht Aufgabe der Wirtschaft. Es droht ein für Verbraucher undurchsichtiger Dschungel aus Etiketten und Labels – ein Dickicht, das die Bundesregierung kurzerhand lichten könnte: Indem sie endlich eine verpflichtende Haltungskennzeichnung für Fleisch beschließt. Das forderten Greenpeace-Aktivisten am Mittwoch anlässlich eines Treffens von Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) mit Vertretern der Fleischbranche.
Enttäuschender Vorstoß
Die Ministerin hatte zum Runden Tisch nach Berlin geladen – und enttäuschte mit ihrem Vorstoß zum Thema Haltungskennzeichnung: Das freiwillige Tierwohllabel, das sie den Vertretern der Fleischindustrie, der Landwirtschaft und des Lebensmittelhandels vorstellte wollen weder Verbraucherschützer noch Supermärkte und Erzeugerverbände. Die sind für eine verbindliche Regelung.
Eine Pflicht, Fleischprodukte so zu kennzeichnen, dass die Tierhaltung für den Kunden erkennbar ist, lehnt Klöckner ab. Fleischwaren aus der schlechtesten Haltungsform sollen überhaupt nicht kenntlich gemacht werden. „Ein weiteres freiwilliges und unvollständiges Fleischlabel ist überflüssig und verwirrt die Verbraucher nur“, sagt Martin Hofstetter, Greenpeace-Experte für Landwirtschaft. „Ministerin Klöckner müsste jetzt eine gesetzlich verpflichtende, mehrstufige Kennzeichnung für Fleisch einführen. Dann kann der Kunde ähnlich wie bei frischen Eiern die Haltungsbedingungen erkennen und sich für Fleisch aus besserer Tierhaltung entscheiden.“ Noch ein Label, das nur einen Bruchteil der Fleisch- und Wurstwaren kennzeichnet, braucht kein Mensch – und den Tieren hilft es ebenso wenig.