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Aktivisten mit Gehzeugen
Gordon Welters / Greenpeace

Greenpeace-Aktivisten demonstrieren in Berlin für nachhaltige Mobilität in den Städten

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Greenpeace-Aktivisten nahmen heute in Berlin den Platzverbrauch von Autos originell aufs Korn. Denn eine Studie zeigt: In Sachen nachhaltiger Mobilität hat die Stadt Nachholbedarf.

Der Begriff Kleinwagen ist durchaus relativ: Ein populäres Modell wie der VW Polo ist bereits über vier Meter lang und 175 Zentimeter breit. Das sind schon mal gute sieben Quadratmeter Stellfläche in der Stadt – für ein Gefährt, das im Schnitt 23 Stunden am Tag nicht bewegt wird. Wird es dann gefahren, sitzt häufig bloß ein einziger Mensch darin.

Die absurde Platzverschwendung des Autoverkehrs verdeutlichten Greenpeace-Aktivisten heute Morgen in Berlin, indem sie sich dreißig „Gehzeuge“ umschnallten. Das sind Gestelle mit den Ausmaßen eines Autos. Ausgesprochen unpraktisch und schon deshalb ein Denkanstoß: Hätten nicht alle mehr Platz, wenn Leute aufs Fahrrad umstiegen, mit der Bahn führen – oder wenigstens Fahrgemeinschaften bildeten?

Wie wird Straßenverkehr sicherer?

Die Masse an Pkw in Ballungsgebieten ist kein Luxusproblem: Das Auto dominiert und formt die meisten deutschen Innenstädte. So auch Berlin, obwohl die Berliner mit 30 Prozent der zurückgelegten Strecken das Auto weniger nutzen, als die meisten anderen Städter. Der Auto-Fokus bringt Probleme mit sich: für die Umwelt, für die Gesundheit und für die Sicherheit. Eine aktuelle Studie des Wuppertal-Instituts hat im Auftrag von Greenpeace die größten Städte in 13 europäischen Ländern verglichen. Kriterien für die Bewertung waren unter anderem die vorhandene Luftverschmutzung, Verkehrssicherheit und die Qualität des öffentlichen Nahverkehrs.

Berlin schneidet dabei auf dem zehnten Rang ziemlich schlecht ab. Als Gründe geben die Verfasser der Studie vor allem die schlechte Luftqualität an, aber auch die außerordentliche Gefährdung von Radfahrern im Straßenverkehr. Unter den untersuchten Städten leben Radfahrer nur in Rom noch gefährlicher als in Berlin. Gleichzeitig steigt aber die Anzahl der Fahrradfahrer, denn viele Berliner merken, dass sie mit dem Rad schneller und bequemer ans Ziel kommen als mit dem Auto. Noch mehr Menschen würden aufs Rad steigen, böte man ihnen besser ausgebaute – und vor allem sichere – Radwege, etwa nach Kopenhagener Vorbild. Die Folgen, so die Autoren der Studie, wären mehr Platz und bessere Luft.

Die vielleicht spannendste Erkenntnis der Studie: Mehr Radverkehr macht die Straßen sicherer. In den Fahrradhochburgen Amsterdam und Kopenhagen, deren Bewohner etwa ein Drittel ihrer Wege mit dem Rad zurücklegen, ereignen sich jeweils fünf tödliche Fahrradunfälle im Jahr. Doch in Berlin mit einem Radanteil von lediglich 13 Prozent ist die Zahl mit 15 Toten dreimal so hoch.* Ein klarer Appell an den Berliner Senat, mit dem derzeit diskutierten Mobilitätsgesetz die Infrastruktur für Radfahrer konsequent zu verbessern.

Vorzeigestädte mit Fehlern

Auch wenn einige europäische Kommunen auf dem richtigen Weg sind – wirklich ins Zeug legt sich keine Stadt für Mensch und Umwelt. Selbst die üblichen Vorzeigestädte sind keineswegs perfekt: Oslo, Amsterdam und Kopenhagen erhalten zwar Bestnoten für ihre Fahrradfreundlichkeit, dafür werden in anderen Städten beispielsweise die öffentlichen Verkehrsmittel effizienter genutzt. Das führt dazu, dass keine Stadt auch nur in die Nähe der erreichbaren Höchstpunktzahl kommt: In fünf Kategorien vergeben die Verfasser der Studie jeweils 20 Punkte, entsprechend sind maximal 100 Punkte möglich – von den untersuchten Städten kommt keine über 60.

Dabei scheinen die Probleme nicht unlösbar: Was einige Städte schlecht machen, können andere wiederum ganz gut. London, im Ranking noch hinter Berlin, betreibt immerhin ein gutes Mobilitätsmanagement. Das bedeutet, die Bewohner werden motiviert, nachhaltigere Alternativen zum Auto zu nutzen – durch hohe Parkgebühren und eine Innenstadtmaut, die erfolgreich Staus vorbeugt.

Wir brauchen dringend eine neue Mobilität: Damit nicht mehr so viele Verkehrsteilnehmer verunglücken, damit die Luft in den Städten nicht krank macht und natürlich um das Klima zu schützen. Die Aktivisten in Berlin zeigten heute mit ihren klobigen Karosserie-Platzhaltern, dass die Abkehr von Privatauto und Verbrennungsmotor gar nicht unbedingt Verzicht bedeutet. Es könnte viel eher eine Befreiung sein.

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* Korrektur: In einer älteren Fassung des Artikels war in Bezug auf Berlin von 163 Unfällen mit dem Fahrrad pro 10.000 zurückgelegte Wege die Rede. Das ist falsch: Die Autoren der Rangliste haben die Zahl der zurückgelegten Wege in Berlin um den Faktor 1095 (drei Wege pro Kopf und Tag, also 3 x 365 = 1095) zu niedrig angesetzt. Entsprechend liegt die Zahl der Radunfälle in Berlin deutlich niedriger: Pro eine Million Radfahrten ereignen sich 14,3 Unfälle. Die Kernaussage – ein höherer Radanteil kann städtischen Verkehr sicherer machen – ist von diesem Fehler unbenommen, da derselbe Fehler bei der Analyse aller im Ranking enthaltener Städte aufgetreten ist. 

Wir bitten, diesen Fehler zu entschuldigen. Das Städteranking wird entsprechend korrigiert und in wenigen Tagen wieder online verfügbar sein.

  • Aktion mit Gehzeugen gegen Autos in der Stadt in Berlin

    Mit dem Gehzeug um den Moritzplatz

    Überspringe die Bildergalerie
  • Aktivisten mit Gehzeug auf Berliner Kreuzung

    Erhöhtes Verkehrsaufkommen

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  • Greenpeace-Aktivistinnen mit Rahmenkonstruktionen in den Ausmaßen eines Kleinwagens

    Miese Noten für Berlin

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  • Moritzplatz in Berlin aus der Vogelperspektive

    Moritzplatz aus der Vogelperspektive

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