Deutsche Kohlekonzerne gefährden die Gesundheit der Bevölkerung
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Es ist das alte Spiel: Unternehmen kassieren Gewinne, den Schaden tragen andere. In diesem Fall zahlt die Bevölkerung Europas – mit ihrer Gesundheit und ihrem Geld. Denn neben klimaschädlichem CO2 stoßen Kohlekraftwerke gesundheitsschädliche Stoffe aus, Feinstaub etwa, Schwefeldioxid, oder Stickoxide, aber auch Quecksilber und andere giftige Schwermetalle. Das macht nicht nur krank, es führt durch krankheitsbedingte Arbeitsausfälle auch zu volkswirtschaftlichen Kosten.
Insgesamt betreiben noch 103 Unternehmen Kohlekraftwerke in der EU. Zehn von ihnen verursachten im Jahr 2016 mit ihren Meilern zwei Drittel aller Gesundheitsschäden durch Kohlekraftwerke. Vier dieser zehn größten Verschmutzer sitzen in Deutschland, so das Ergebnis der neuen Greenpeace-Studie „Der letzte Atemzug“. Der Energiekonzern RWE belegt den traurigen Spitzenplatz, gefolgt von EPH, jenem Konzern, der heute die früheren Vattenfall-Kraftwerke in der Lausitz betreibt. Auf den Plätzen fünf und acht liegen die deutschen Unternehmen Uniper und Steag.
Problem Feinstaub
Dass Deutschland so prominent vertreten ist, wundert nicht. Kein anderes Land in Europa verbrennt mehr Kohle. Zudem hat die Bundesregierung in den vergangenen zehn Jahren kaum etwas unternommen, um die Luftverschmutzung durch Kohlekraftwerke zu verringern.
Die Studie zeigt die Kosten der gesundheitlichen Auswirkungen von Feinstaub-, als auch Schwefeldioxid und Stickoxidemissionen. Letztere reagieren in der Luft mit Ammonik; dadurch entstehen besonders kleine lungen- und das Kreislaufsystem schädigende Feinstaubpartikel. Das Einatmen dieser Partikel schädigt Herz und Atemwege – erst recht, wenn Menschen ihnen über einen langen Zeitraum ausgesetzt sind.
„RWE und andere Kohlekonzerne handeln doppelt rücksichtslos“, sagt Greenpeace-Sprecher Christoph Lieven. „Während ihre Kraftwerke mit Klimazerstörung Geld verdienen, lassen sie die Bevölkerung für Asthmafälle, Herzinfarkte und Diabeteserkrankungen zahlen.“ Die Bundesregierung könne, so Lieven, mit einem raschen Kohleausstieg Gesundheit und Klima schützen.
72.000 Tage Asthma
Denn allein die vier deutschen Unternehmen in Europa verantworten etwa 4200 vorzeitige Todesfälle, 72.000 Tage an denen Kinder Asthma-Symptome zeigten und mehr als eine Million Krankheitstage. Die Kosten für gesundheitliche Schäden, die allein RWE verursacht, und die von den Betroffenen und der Gesellschaft getragen werden müssen, liegen bei 48 Euro pro Megawattstunde – derselbe Betrag, den RWE derzeit für den Verkauf einer Megawattstunde einnimmt. Die Einnahmen erhalten allerdings allein die RWE-Eigentümer.
Die dreckige Luft aus Kohleschloten verursacht also nicht nur menschliches Leid, sondern auch volkswirtschaftlichen Schaden – bis zu zwölf Milliarden Euro pro Jahr.
Die wahren Schäden und Kosten dürften allerdings um einiges höher sein, da die Studie viele Faktoren wie die Freisetzung von giftigem Quecksilber oder anderen Schadstoffe nicht berücksichtigt. Ganz zu schweigen davon, dass Kohle als Klimakiller Nummer Eins massiv die Klimakatastrophe vorantreibt und mit ihr Schäden durch Wetterextreme.
So formuliert der Report indirekt einen Auftrag an die Kohlekommission: Ein rascher Ausstieg aus der Kohle bremst nicht nur die Klimakrise, er schützt auch unsere Gesundheit.