Kohlekommission: Greenpeace fordert Abschalten von Kraftwerken
- mitwirkende Expert:innen Bastian Neuwirth
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Es ist ein Koloss, das Braunkohlekraftwerk Niederaußem, gegen das Greenpeace-Aktivisten heute mit einem leuchtenden Thermometer demonstrieren. Monströse Wasserdampf-Wolken quellen aus seinen Kühltürmen, Klimagase, Stickoxide, Quecksilber und all der andere Dreck aus den Schornsteinen. Mit einer Gesamtleistung von 3396 Megawatt netto ist es das zweitleistungsstärkste Kohlekraftwerk Deutschlands. Größer ist nur Neurath – und das liegt vis-à-vis.
25 Millionen Tonnen des Klimagases Kohledioxid bläst Niederaußem jedes Jahr in die Luft. In Neurath sind es sogar über 30 Millionen Tonnen – die beiden sind mit die klimaschädlichsten Kraftwerke ganz Europas. Wenn nicht so schnell wie möglich – am besten noch dieses Jahr – drei der vier Blöcke von Niederaußem abgeschaltet werden, droht Deutschland seine Klimaziele 2020 zu verfehlen. Die sind dringend nötig, damit Deutschland seinen Beitrag dazu leistet, dass Klimawandel und übermäßige Erderwärmung aufgehalten werden können.
Mahnung an Kohlekommission
Und deswegen haben heute Morgen rund 60 Aktivisten eine 50 Meter lange Thermometer-Attrappe auf der Wiese vor dem Kraftwerk Niederaußem ausgebreitet. Entlang der Quecksilbersäule flackern Feuer. „Kohle stoppen – Klima schützen!“ steht auf einem Banner.
„Die Kohlekommission muss einen schnellen und gesellschaftlich akzeptierten Weg aus der Kohle finden, das erwarten auch die Menschen in Deutschland“, fordert Bastian Neuwirth, Greenpeace-Experte für Energie. Am Freitag, den 25. Januar, wird in Berlin die Kommission zu ihrer entscheidenden Sitzung zusammenkommen. Dort wird final verhandelt, wie schnell Deutschland aus dem Klimakiller Braunkohle aussteigen will, und ob die vorgeschlagenen Maßnahmen für den Klimaschutz wirklich weit genug gehen. Verkündet werden sollen die Ergebnisse voraussichtlich am 1. Februar.
Ein Drittel der Kraftwerke abschalten
„Ein Kohleausstieg, der die im Pariser Abkommen vereinbarten Klimaziele sichert, ist eine große Chance für alle“, sagt Greenpeace-Geschäftsführer Martin Kaiser im Interview. Er ist Mitglied der Kohlekommission und appelliert an die anderen Teilnehmer, diese Chance auch zu nutzen. Denn davon profitiere nicht nur das Klima, es gewinnen auch die Menschen in den Kohleregionen, so Kaiser.
Wie so ein konsequenter Kohleausstieg im Sinne der Klimaziele aussehen müsste, hat Greenpeace schon im September vorgerechnet. Das älteste Drittel der Braunkohlekraftwerke müsste sofort abgeschaltet werden, ein weiteres Drittel seine Leistung drosseln. Für Niederaußem hieße das: Die Blöcke C, D und H müssen vor 2020 abgeschaltet werden. Der Block K muss dann als letzter bis 2030 vom Netz gehen. Das wäre dann das Ende des Koloss – nachdem er fast 70 Jahre seinen Beitrag für die deutsche Stromversorgung geleistet hätte.
Grafik: Diese Braunkohlekraftwerke müssen abgeschaltet bzw. gedrosselt werden, um das Klimaziel 2020 zu erreichen.
© Greenpeace