Greenpeace-Einkaufsratgeber für umweltfreundliche und faire Mode
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Öko-Siegel für Mode gibt es viele, aber nur wenige sind empfehlenswert. Im Greenpeace-Check stehen die wichtigsten auf dem Prüfstand. Firmeneigene Labels sind die Verlierer.
Man kann es drehen und wenden, wie man will: Mode ist ein Umweltproblem. Das beginnt bei der Produktion und endet leider nicht bei der Entsorgung. Textilunternehmen produzieren größtenteils in Billiglohnländern ein irrwitziges Volumen für einen übersättigten Markt. Die Kollektionen von Ketten wie Zara oder H&M wechseln nahezu wöchentlich und verleiten Kunden dazu, weit mehr zu kaufen als sie brauchen. Und was nicht über den Ladentisch geht, landet auf Müllhalden oder wird verbrannt.
Kurz gesagt: Es wird zu viel und zu giftig produziert – und am Ende weiß keiner, wohin damit. Ökologisch zertifizierte Mode löst diese Problematik nicht, aber behebt immerhin einen Missstand: den der schadstoffhaltigen Produktion. Für einen neuen Einkaufsratgeber hat Greenpeace überprüft, welche Ökotextillabel etwas taugen – und welche mitunter zu viel versprechen. Von den acht wichtigsten Siegeln im Check wurden drei von Greenpeace mit der Höchstwertung ausgezeichnet: Drei Sterne gab es für den Internationalen Verband der Naturtextilwirtschaft und sein Label IVN Best, den Global Organic Textile Standard (GOTS) und erstmals die Oeko-Tex-Tochter Made In Green.
Wer produziert giftfrei? Was lässt sich recyceln?
Bei der Abfrage interessierte Greenpeace vor allem: Welche Chemikalien werden bei der Produktion eingesetzt? Und wie gut lassen sich die Textilien recyceln? IVN Best ist beim Chemikalienmanagement das strengste Siegel auf dem Markt, beispielsweise dürfen keine per- und polyfluorierte Chemikalien in der Kleidung sein. Zudem sind die so ausgezeichneten Produkte zu hundert Prozent kreislauffähig: Weil der Verband ausschließlich Kleidung aus Naturfasern zertifiziert – und die sind vollständig biologisch abbaubar.
Sowohl Made In Green als auch GOTS zertifizieren auch Mischfasern, darum gibt es Abzüge bei der Recyclingfähigkeit. Insgesamt erfüllen die drei Siegel allerdings sehr hohe Standards, die auch den Schutz von Arbeitnehmerrechten einschließen. Das weit verbreitete Oeko-Tex-Label Standard 100 schnitt im Vergleich zu seinem Ableger Made In Green schlecht ab: Es zeichnet zwar schadstofffreie Endprodukte aus; welche Chemikalien bei deren Herstellung zum Einsatz kommen, spielt allerdings keine Rolle.
Durch die Bank miese Noten gibt es für die firmeneigenen Öko-Siegel einschlägiger Fast-Fashion-Marken: Wenn sich H&M, Zara oder C&A für einzelne Produktsparten ein grünes Label anheften, ist das kaum mehr als ein Feigenblatt – der überwiegende Teil ihres Angebots wird schließlich immer noch konventionell produziert.
Mission Detox hat Erfolg
„Nur die von Greenpeace empfohlenen unabhängigen Öko-Textilsiegel sorgen für eine saubere Textilproduktion“, sagt Kirsten Brodde, Greenpeace-Expertin für Textilien. Seit Jahren kämpft Greenpeace für eine saubere Moderbranche: Mit der Detox-Kampagne hat die Umweltschutzorganisation bis heute 80 Textilhersteller davon überzeugt, bis zum Jahr 2020 auf eine Produktion ohne gefährliche Chemikalien umzustellen. Zum Wohl von Mensch und Umwelt: Die Produktion einer einzigen Jeans verbraucht beispielsweise bis zu 7000 Liter Wasser und vergiftet Gewässer in Herstellungsländern wie China, Vietnam oder Pakistan.
Doch auch das umweltfreundlichste Label sollte nicht zum hemmungslosen Shoppen verleiten: das nachhaltigste Kleidungsstück ist immer noch eines, das gar nicht erst gekauft wird. Zweitbeste Lösung: Sachen kaufen, die lange halten und leicht reparierbar sind. „Mode sollte mehr als eine Verpackung sein, die man wie einen Müslikarton wegwirft“, sagt Brodde. „Solide ist das neue Cool.“