Jetzt spenden
Plastikmüll in Malaysia
Greenpeace

Greenpeace-Report: Plastik aus Industrieländern vermüllt Malaysia

Was tun mit seinem Müll, wenn man ihn nicht selbst entsorgen will? Recherchen zeigen: Reiche Länder exportieren Hunderttausende Tonnen nach Malaysia ­– zum Schaden des Landes.

Stellen Sie sich einen Elefanten vor. Einen Bullen, gewaltig, schwer, mit beinahe Wagenrad dicken Beinen. Und nun duplizieren Sie ihn, wieder und immer wieder, bis er in Ihren Gedanken 100.000-mal dasteht. Spielt Ihre Fantasie noch mit?

Vermutlich nicht. Was Sie in Ihrer Vorstellung sehen, ist wahrscheinlich eine unüberschaubare, end- und konturlose Elefantenballung. Und diese unfassbar gigantische Masse entspricht der Menge des Plastikmülls, den das südostasiatische Land Malaysia in nur gut einem halben Jahr importiert: aus reichen Industrieländern wie Großbritannien, den USA, Frankreich, Spanien, Schweden und auch Deutschland. Weil die sich nicht selbst um ihren Abfall kümmern wollen. Und weil sie es sich leisten können, ihn in Schwellenländer wie Malaysia zu schicken.

754.000 Tonnen, so viel, wie etwa jene 100.000 Elefanten wiegen, landeten allein von Januar bis Juli dieses Jahres in dem Land, das ergaben Greenpeace-Recherchen, die nun in dem Report „The Recycling Myth“ veröffentlicht wurden. Größter Mülllieferant sind die USA mit mehr als 195.000 Tonnen; es folgen Japan, Großbritannien und an vierter Stelle Deutschland mit 72.500 Tonnen.

Plastikmüll: illegal deponiert und verbrannt

Bei dem Müll handelt es sich um Plastik, das in den Herkunftsländern eigentlich zum Recycling vorgesehen war. Doch in Malaysia wird es oft einfach auf Brachgrundstücken, am Rand landwirtschaftlicher Nutzflächen und in leerstehenden Gebäuden gestapelt oder illegal unter freiem Himmel verbrannt. Die Schadstoffe, die dabei freigesetzt werden, lösen Atemwegserkrankungen bei den Menschen aus, die in der Umgebung leben.

Diese gesundheits- und umweltschädliche Entsorgung ist auch in Malaysia gesetzeswidrig; die Regierung des Landes hat in diesem Jahr bereits 114 nicht zugelassene Plastikmüll-Entsorgungsanlagen stillgelegt. Doch seit China im vergangenen Januar beschloss, kein Plastik mehr zu importieren, springt Malaysia willig als Einfuhrland für den Abfall reicher Nationen ein.

 

Weniger Plastik produzieren, Exporte kontrollieren

„Die Flut an Plastikmüll lässt sich nur eindämmen, indem weniger Kunststoffe produziert werden”, sagt Manfred Santen, Experte für Chemie bei Greenpeace Deutschland. „Die Bundesregierung muss einen überprüfbaren Plan mit Zwischenzielen entwickeln, um die Masse an Plastik zu reduzieren. Illegale Plastikmüll-Exporte müssen mit klaren Regeln und strengen Kontrollen verhindert werden.”

Zwar hatte Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) gestern einen Fünf-Punkte-Plan zur Vermeidung von Plastikmüll vorgelegt, doch der reicht nach Santens Einschätzung nicht aus: „Es fehlen klare Reduktionsziele und vor allem regulatorische Maßnahmen, die sicherstellen, dass es nicht bei Absichtserklärungen der Hersteller von Wegwerfplastik bleibt“, kritisiert er.

Denn das Plastikproblem ist erdumspannend und gigantisch. Weltweit werden nur neun Prozent aller Kunststoffabfälle umweltgerecht recycelt, zwölf Prozent werden verbrannt. Der Rest verrottet auf oft illegalen Deponien, auf Feldern, in Wäldern, Flüssen und im Meer.

  • Illegale Müllverbrennung an einer Straße in Malaysia

    Verfeuert

    Überspringe die Bildergalerie
  • Süßwarentüte auf einer Mülldeponie in Malaysia

    Abfall auf Weltreise

    Überspringe die Bildergalerie
  • Mülldeponie in Malaysia

    Dreckiges Geschäft

    Überspringe die Bildergalerie
Ende der Gallerie
REPORT: THE PLASTIC RECYCLING MYTH MALAYSIA 2018

REPORT: THE PLASTIC RECYCLING MYTH MALAYSIA 2018

Dateigröße: 10.66 MB

Herunterladen
Datum
Müllhalde mit Kühen in Ghana

Mehr zum Thema

Surfer auf dem Meer hält ein Banner "Strong Plastics Treaty Now!"
  • 02.12.2024

Die Verhandlung zum UN-Plastikabkommen endete ohne finales Abkommen. Die Positionen lagen so weit auseinander, dass keine Einigung möglich war. Eine weitere Verhandlungsrunde ist nun erforderlich.

mehr erfahren
Greenpeace Aktive halten beim Make Something Day in Berlin Hände mit "Ressourcenschutz fürs Klima" hoch
  • 25.11.2024

Während der Handel in der Vorweihnachtszeit mit Rabattschlachten zum Massenkonsum ruft, treffen sich Menschen, die auf Reparieren, Selbermachen, Tauschen setzen statt auf Kaufen.

mehr erfahren
Robert Heigl im Gespräch vor einem Kasten mit NICHTS
  • 20.11.2024

Im November locken Black Friday und Cyber Monday mit Schnäppchen. Doch wie wäre es, sich NICHTS zu gönnen? Interview mit dem Künstler Robert Heigl über einen ungewöhnlichen Verkaufsraum.

mehr erfahren
Organic Vegetables at Market in Hamburg
  • 25.10.2024

Entdecken Sie sieben kreative Halloween-Ideen, die gruselig und nachhaltig zugleich sind. Von umweltfreundlicher Deko bis hin zu regionalen Snacks – feiern Sie Halloween ohne Kompromisse für die Umwelt!

mehr erfahren
Julios Kontchou untersucht Wasserproben
  • 18.09.2024

Wer verschmutzt den Rhein mit Mikroplastik? Erneut weist Greenpeace in Wasserproben Plastik nach – die Verschmutzung hat sogar zugenommen.

mehr erfahren
Das Bild einer mit Plastikmüll bedeckten Weltkugel, projiziert von Greenpeace Andino im Rahmen der Kampagne "Chile sin Plastics" (Chile ohne Plastik).
  • 01.08.2024

Am Erdüberlastungstag hat der Mensch sämtliche Ressourcen verbraucht, die der Planet in einem Jahr nachhaltig produzieren kann. Wie schaffen wir es wieder aus den Miesen?

mehr erfahren