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Im Bremer Umweltinstitut wird im Spetember 2012 Outdoorbekleidung auf Schadstoffe untersucht
Marcus Meyer / Greenpeace

Gefährliche Substanzen in der Textilindustrie

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Diese elf Chemikalien werden umfangreich in der Textil­industrie eingesetzt. Einmal freigesetzt, reichern sich viele von ihnen in der Umwelt an - in Flüssen, Meeren, im Boden und in Pflanzen. Zum Teil werden die Substanzen um die halbe Welt transportiert und kontaminieren Ökosysteme weit entfernt von ihrer Einleitungsquelle. Man bezeichnet sie als persistent. Einige Stoffe sind bioakkumulativ und können sich in Blut, Organen oder im Gewebe von Lebewesen anreichern und der Gesundheit schaden.

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Alkylphenole

Zu den Alkylphenolen zählen Nonylphenol, Octylphenol und ihre Ethoxylate. Nonylphenole (NP) werden in der Textilindustrie viel genutzt, etwa zum Waschen der Textilien während des Färbens. Sie wirken ähnlich wie Östrogene und können die Entwicklung der Geschlechtsorgane von Fischen und anderen Wassertieren stören. Seit 2005 ist der Verkauf von Produkten mit Nonylphenolen in der EU verboten.

Phthalate

Phthalate dienen als Weichmacher, zum Beispiel für das Hartplastik PVC. In der Textilindustrie werden sie für Kunstleder, Gummi sowie in Farbstoffen genutzt. Als gefährlich gelten speziell Diethylhexylphthalat (DEHP) und Dibutylphthalat (DBP), da sie die Entwicklung der Geschlechtsorgane bei Säugetieren hemmen. Nach EU-Chemikalienrecht REACH sind sie ab 2015 verboten.

Bromierte und chlorierte Flammschutzmittel

Viele bromierte Flammschutzmittel (BFR) reichern sich in der Umwelt an und sind mittlerweile überall zu finden. Diese Ausrüstungschemikalien dienen zum Brand­­schutz - auch bei Textilien. Speziell Polybromierte Diphenylether (PBDE) gelten laut EU-Wasserrecht als besonders gefährlich. Sie sind hormonell wirksam und können Wachstum und Entwicklung der Geschlechtsorgane schädigen. Ihrer Verwendung sind in der EU enge Grenzen gesetzt, um die Oberflächengewässer zu schützen.

Azofarben

Azofarbstoffe sind in der Textilindustrie verbreitet. Einige von ihnen können bei Hautkontakt Krebs auslösen. Laut EU dürfen Azofarben nicht mehr für Textilien verwendet werden, die direkt auf der Haut getragen werden.

Zinnorganische Verbindungen

Zinnorganika werden als Biozide und Antipilzmittel bei vielen Produkten eingesetzt. Bei Socken, Schuhen und Sportklamotten wirken sie antibakteriell und sollen Schweißgeruch verhindern. Wenn Tributylzinn (TBT) in die Umwelt gelangt, kann es sich im Körper von Mensch und Tier anreichern und das Immunsystem und die Fortpflanzungsfähigkeit schädigen. Produkte, die mehr als 0,1 Prozent enthalten, sollen in der EU nicht mehr verkauft werden.

Perfluorierte Chemikalien (PFC)

PFC dienen dazu, Textil- und Lederprodukte wasser- und schmutzabweisend zu machen. Sie sind lang­lebig und reichern sich im menschlichen Gewebe und im Blut an. Sie können die Leberfunktion schädigen und das körpereigene Hormonsystem stören. Perfluoroctansulfonat (PFOS) ist durch die Stockholm Konvention global beschränkt und in Europa für bestimmte Anwendungen verboten.

Chlorbenzole

Chlorbenzole sind als Biozide und Lösungsmittel in der Textilproduktion im Einsatz. Einige schädigen Leber, Schilddrüse und zentrales Nervensystem. Hexachlorbenzol (HCB) ist persistent und hormonell wirksam und wie die Polychlorierten Biphenyle (PCB) in der Anwendung durch die Stockholm Konvention stark beschränkt.

Chlorierte Lösungsmittel

Chlorierte Lösungsmittel wie Trichlorethan (TCE) dienen dazu, Chemikalienrückstände von Textilien zu entfernen und sie zu reinigen. TCE schädigt die Ozonschicht. Außerdem kann es bei Mensch und Tier das zentrale Nervensystem sowie Leber und Nieren schädigen. Seit 2008 ist TCE in der EU nur noch begrenzt erlaubt.

Chlorphenole

Chlorphenole werden als Biozide in der Textilindustrie eingesetzt, speziell Pentachlorphenol (PCP) ist für Wasserorganismen hochgiftig und kann beim Menschen Organe schädigen. Die Produktion und Verwendung von PCP ist in der EU seit 1991 verboten.

Kurzkettige Chlorparaffine (SCCPs)

Kurzkettige Chlorparaffine werden in der Textilindustrie als Flammschutz und für die Veredelung von Textilien und Leder verwendet. Sie gelten als giftig für Wasserorganismen und reichern sich im lebenden Organismus an. Sie sind seit 2004 EU-weit in ihrem Einsatz beschränkt.

Schwermetalle

Schwermetalle wie Cadmium, Blei und Kupfer stecken in Farbstoffen und Pigmenten. Sie können sich im Körper anreichern und Organe sowie das zentrale Nervensystem schädigen. Chrom nutzt man zum Gerben von Leder. Als Chrom VI ist es bereits in niedrigen Konzentrationen ein potentes Umweltgift. Chrom VI, Quecksilber und Cadmium können Krebs erzeugen. Der Einsatz dieser Schwermetalle ist in der EU mit strikten Auflagen versehen.

Weitere Informationen finden Sie in unseren Fragen und Antworten zu Outdoor-Kleidung und der Greenpeace-Untersuchung.

Datum
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