Neuer Grenzwert für Schadstoff in Import-Textilien
- Ein Artikel von Simone Miller
- Nachricht
Archiviert | Inhalt wird nicht mehr aktualisiert
Sauberer Erfolg für die Greenpeace-Detox-Kampagne: Nach Europa importierte Textilien dürfen künftig kaum NPE enthalten – Schadstoffe, die Greenpeace in Kleidung und Abwasser nachwies.
Import-Textilien aus China oder anderen Herstellungsländern dürfen den Grenzwert von 0,01 Prozent Nonylphenolethoxylate (NPE) nicht mehr überschreiten. Dies hat der EU-Rat einstimmig entschieden. NPE werden unter anderem als Tenside in Waschmitteln verwendet. Sie gelangen als Nonylphenol in den Wasserkreislauf und reichern sich in der Nahrungskette an. Nonylphenol ist eine hormonell wirksame und für Wasserlebewesen giftige Chemikalie, die auch in sehr niedrigen Konzentrationen schädlich ist.
„Mit dem neuen Grenzwert werden Tonnen von Textilien nicht mehr verkehrsfähig“ sagt Manfred Santen, Diplom-Chemiker und Greenpeace-Experte für Chemie. Mit gravierenden Auswirkungen für Bekleidungshersteller, zum Beispiel in China, dem größten EU-Handelspartner: „Die chinesische Textilindustrie ist stark abhängig von EU-Exporten. Wollen sich Textilunternehmen ihren Schlüsselmarkt erhalten, müssen sie gefährliche Chemikalien aus der Produktion verbannen.“
Import-Textilien verschmutzen Gewässer in Deutschland
NPE sind in Waschmitteln enthalten, die in Europa längst verboten sind. In der asiatischen Textilproduktion werden sie jedoch in großen Mengen eingesetzt. Im Abwasser von chinesischen Fabriken hat Greenpeace bereits im Jahr 2011 Nonylphenol nachgewiesen. Rückstände der Schadstoffe fanden sich auch in Kleidungsstücken, die aus diesen Fabriken nach Europa geliefert wurden. Und hier schließt sich der globale Giftkreislauf: Obwohl NPE in der europäischen Textilproduktion verboten ist, gelangen Tausende Tonnen der Chemikalie durch die simple Haushaltswäsche in europäische Gewässer.
Mit dem Report „Schmutzige Wäsche 2 – Zum Trocknen aufgehängt“ zeigte Greenpeace, wie NPE durch das Waschen von Importtextilien auch in heimische Flüsse, Fische und so in den menschlichen Organismus gelangen. Das europäische NPE-Importverbot soll in den kommenden Wochen umgesetzt werden und innerhalb von fünf Jahren in Kraft treten. Damit will die EU das Schlupfloch für eine schädliche Chemikalie schließen.
Auch andere Chemikalien sind schädlich
Elf Chemikaliengruppen hat Greenpeace definiert, die Umwelt und Bevölkerung vor allem in den Herstellungsländern schleichend vergiften „Der EU-Beschluss für NPE ist ein erster Schritt für eine saubere Textilproduktion, es müssen weitere folgen“, sagt Santen. Ziel der Detox-Kampagne von Greenpeace ist eine giftfreie globale Textilproduktion. Bereits 30 internationale Modemarken und Discounter wie Lidl und Penny haben sich gegenüber Greenpeace verpflichtet, bis zum Jahr 2020 alle Risiko-Chemikalien aus ihrer Produktion zu entfernen. Die giftigen Chemikalien, die Modefirmen zum Färben und Ausrüsten von Textilien einsetzen, verschmutzen Gewässer und Trinkwasserreserven besonders in den Herstellungsländern.