Seit zehn Jahren ohne Garantie: MON810
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Ungenauer geht es nicht: Je nach Untersuchungsmethode schwanken die in der genmanipulierten Maissorte Mon 810 enthaltenen Toxin-Werte um bis zu hundert Prozent. Zu diesem Resultat kommt die Firma EcoStrat GmbH. Sie hat im Auftrag von Greenpeace Gen-Maisproben von deutschen Äckern untersucht. Am Dienstag wurden die Ergebnisse veröffentlicht.
Mon810 des Agrarkonzerns Monsanto produziert ein Insektizid mit dem die Pflanze Schädlinge abtötet. Der genmanipulierte Mais wird schon lange in Deutschland angebaut. Jedoch gibt es bisher immer noch kein standartisiertes Analyseverfahren für den Giftgehalt der Pflanzen. Aus diesem Grund hatte Greenpeace die Züricher Firma EcoStrat GmbH beauftragt, verschiedene Methoden zu vergleichen.
Mit einem solchen Resultat haben selbst die Tester nicht gerechnet. Matthias Meier von EcoStrat: "Wir waren sehr überrascht, als wir die Ergebnisse sahen. Es ist derzeit nicht möglich, verlässlich zu überprüfen, wieviel Toxin der Mon810-Mais wirklich produziert. Auch zehn Jahre nach der Zulassung der Pflanzen gibt es noch immer keine einheitlichen und überprüfbaren Teststandards."
EcoStrat hat die Gen-Maisproben auf den Gehalt des Insektizides Bacillus thuringiensis (Bt) verglichen. Dafür bediente sich die Firma zweier sogenannter ELISA-Verfahren (enzyme-linked immunosorbent assay). Bei dieser Methode binden sich Antikörper an das Bt-Protein im Gen-Mais. Eines der beiden ELISA-Verfahren wird in ähnlicher Form auch von Monsanto verwendet. Mit dem Messprotokoll von Monsanto hat EcoStrat in der Regel die geringeren Bt-Werte in den Pflanzen-Proben gefunden.
Im April 2007 wurde der Konzern von Landwirtschatfsminister Horst Seehofer (CSU) aufgefordert, einen umfassenden Überwachungsplan zu den Umweltrisiken von Mon810 vorzulegen. Nur wenn Monsanto dieser Aufforderung nicht folgt, will Seehofer den Anbau von Mon810 im kommenden Jahr verbieten.
Greenpeace fordert jedoch angesichts der vorliegenden Ergebnisse einen Anbaustopp. Christoph Then, Gentechnik-Experte von Greenpeace, meint: "Verlässliche Testverfahren sind eine wesentliche Voraussetzung für die Risikobewertung und den Anbau von Gen-Pflanzen. Da diese Grundlage fehlt, muss Horst Seehofer den Anbau des Gen-Maises verbieten."
Gegen die Auflage hat Monsanto inzwischen geklagt. Doch nicht nur in Deutschland, europaweit bekommen Gentechnikkonzerne derzeit ungewohnten Gegenwind. So hat Seehofer sich am Mittwoch in Brüssel für einen EU-Zulassungsstopp gentechnisch veränderter Agrarprodukte ausgesprochen. EU-Umweltkommissar Stavros Dimas hat gar vorgeschlagen, die Zulassung von zwei neuen Gen-Maissorten abzulehnen - zum ersten Mal gegen die Empfehlung der umstrittenen Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA).
Außerdem will die französische Regierung einen Anbaustopp für Mon810 im kommenden Jahr durchsetzen. Österreich, Polen, Ungarn und Griechenland haben den Anbau des Gen-Maises bereits untersagt.