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Ursachen sind laut dem Greenpeace-Klimaexperten Karsten Smid zwei Entwicklungen: Unten schmilzt die Gletscherzunge des Grindelwaldgletschers und oben am Felshang taut der Permafrost. Um insgesamt zwanzig Meter ging allein in den letzten 20 Jahren das Eis des Unteren Grindelwaldgletschers zurück.
Der jährliche Schwund um jährlich einen Meter hat zur Folge, dass die tonnenschweren Eismassen weniger Druck auf die umliegenden Felswände ausüben können. So entstehen Spannungen, die als große Risse im Gestein klaffen, erklärt Smid. Außerdem steige an heißen Sommertagen die Nullgradgrenze auf bis zu 4.500 Meter an. Ergebnis: der Permafrostboden taut und kann das Gestein nicht mehr zusammenhalten. Stattdessen dringt Wasser ein und lässt den Berg brüchig werden. In der Zone über 2.800 Meter wird der Fels immer instabiler.
Um drei Grad werden die Temperaturen in den Sommermonaten künftig ansteigen, schätzen Wissenschaftler der Universität Zürich. Schon der diesjährige Sommermonat Juni ist in der Schweiz um zwei bis drei Grad wärmer ausgefallen als im langjährigen Durchschnitt. Langfristig gesehen reichen diese drei Grad aus, damit die Gletscher 80 Prozent der Eisfläche einbüßen, wie sie noch von 1971 bis 1990 bestand.
Die Gletscher in den Alpen schmelzen dramatisch, warnt Smid. Wenn wir nicht gegensteuern, werden die Alpen am Ende des Jahrhunderts eisfrei sein. Nach Berechnungen der Schweizer Wissenschaftler gingen allein in den letzten 150 Jahren 50 Prozent des Eises verloren. Zu einem ähnlichen Ergebnis kommen auch die Gletscherexperten in ihren Szenarien: Bis zum Jahr 2100 wird nur noch ein Fünftel der Alpengletscher übrig sein, möglicherweise sind sie sogar vollständig verschwunden.
Knapp ein Drittel der absturzgefährdeten Felsmasse sind bisher vom Eiger abgegangen. Allerdings passiert es nicht zum ersten Mal, dass Geröll vom Berg den Hang hinunterrutscht. Rund 500.000 Kubikmeter Schutt waren es im Mai 2005. Geschlossen wurde damals das Restaurant Stieregg - vorher 80 Meter vom Hang entfernt, lag es plötzlich am Rande des Abgrunds. Trotz allem bestehe im Moment kein Risiko für Menschen und Gebäude, beruhigen Experten.
Mittelfristig wird sich jedoch die Gefahrenlage im Bergland verändern, fürchtet Smid: Das Risiko von Murenabgängen, Schlammlawinen und Felsstürzen im gesamten Alpenraum nimmt zu. Erst am Mittwoch dieser Woche kam in der Schweiz eine deutsche Touristin in Folge einer Schlammlawine ums Leben. Eine kleine Eisplatte hatte sich vom seitlichen Gletscherrand im Corvatsch-Gebiet gelöst und staute einige Minuten lang den Gletscherbach. Auf dem Weg ins Tal wurde der Bach schließlich zu einer Schlammlawine. Die mitgetriebenen Geröllteile erschlugen die 70-jährige Frau aus Bayern.