Jetzt spenden
Harpunierter Wal im Walschutzgebiet Antarktis
Kate Davison/Greenpeace

Wie Japan zum Walfleisch kam

Archiviert | Inhalt wird nicht mehr aktualisiert

Jahrhundertelang jagten die Menschen den Walen auf kleinen Booten und Segelschiffen hinterher. Die Jagd spielte sich vorwiegend in Küstennähe ab, die Waffen waren mit den heutigen nicht zu vergleichen. Noch konnten sich die Riesen der Meere sogar gegen ihre Jagenden zur Wehr setzen. Dem Roman "Moby Dick" von Hermann Melville liegt eine wahre Begebenheit zugrunde. Einzelne Fälle von Notwehr gegen Walfangende sind belegt.

Menschlicher Erfindergeist gegen die Natur

In den Sechzigerjahren des 19. Jahrhunderts kam der große Durchbruch für die Jagenden in Form der Sprengstoffharpune, der norwegischen Weiterentwicklung einer deutschen Erfindung. Die Waljagd wurde zur ökologischen Katastrophe. Die Zahl der großen Tiere in den bejagten Regionen verringerte sich dramatisch. Die Erfindung der Dampfschifffahrt sorgte für die Ausdehnung der Jagdgebiete auf bis dahin unerreichbare Meeresregionen. 1904/1905 wurde die erste Walfangstation in der Antarktis eröffnet, diesem eisigen, nahezu unberührten Kontinent.

Antarktis: Raues gefährdetes Paradies

Die kalten, auch heute noch kaum belasteten Gewässer der Antarktis bieten den Walen besonders reichhaltige Nahrung. Blauwale und Finnwale ernähren sich von den riesigen Krillschwärmen. Die männlichen Pottwale fressen sich an Fischen und Tintenfischen satt, während die weiblichen es vorziehen, in wärmeren Gewässern zu bleiben. Orcas, auch Schwertwale genannt, schätzen Robben und Pinguine. Minkewale, besonders die trächtigen Minkewalkühe, futtern sich im kalten Süden die nötige Speckschicht für ihre Wanderung in wärmere Meeresregionen an.

Japanische Walfangende in der Antarktis

Ab 1934 waren auch die japanischen Walfangenden im Südpolarmeer auf der Jagd. Die ersten hochseetauglichen Schiffe unter japanischer Flagge waren noch in Norwegen gebaut und dort eingekauft worden: ein Fabrikschiff und fünf Fangboote. 1937 besaß Japan bereits sechs Fangflotten und setzten weltweit die ersten Motorfangboote ein. Das erbeutete Öl exportierten sie. Die Einfuhr von Walöl und Walfleisch nach Japan wurde verboten, um die heimische Landwirtschaft zu schützen.

Walfang und Zweiter Weltkrieg

Der deutsche Walfang, der vor Jahrzehnten zum Erliegen gekommen war, wurde im Nationalsozialismus wieder ganz groß geschrieben. Der Seifen- und Waschmittelhersteller Henkel rüstete sogar ein eigenes Fangboot aus. Zwischen 1937 und 1939 waren 56 deutsche Harpunenboote mit sieben Fabrikschiffen in der Antarktis unterwegs. Sie schlachteten über 17.000 Wale ab. Insgesamt wurden in den Jahren 1937/38 rund 46.039 Wale getötet - 84 Prozent des gesamten weltweiten Fangs.

Im Zweiten Weltkrieg wurden die Fangflotten zu Kriegszwecken umgerüstet. Der deutsche und japanische Walfang kam zum Erliegen. Nach der Niederlage verboten die alliierten Sieger den Deutschen die Wiederaufnahme der Jagd. Die japanischen Walfangenden durften ab 1946 wieder auf Walfang gehen. Ihnen wurde Walfleisch verordnet, um den Hunger im besiegten Land zu bekämpfen.

Seitdem behaupten sie ihr Recht auf den Konsum von Walfleisch. So sehr, dass sie für die "Delikatesse", die bis 1946 in japanischen Kochtöpfen keine Rolle spielte, sogar die Wale im antarktischen Walschutzgebiet ausrotten.

  • Undatierte Aufnahme im Altonaer Museum, Hamburg: Toter Blauwal an Bord eines japanischen Walfangschiffes

    Der Wal wird geflenst, d.h. die Transchicht abgetrennt

    Überspringe die Bildergalerie
Ende der Gallerie

Online-Mitmachaktion

https://act.greenpeace.de/protestmail-sos-aus-der-arktis

SOS aus der Arktis: Stoppt den Tiefseebergbau!

Die norwegische Regierung will in der Arktis als erstes Land der Welt mit dem Tiefseebergbau starten. Damit gefährdet sie das Wohlergehen der Meere und der Lebewesen, die dort leben. Wir müssen die Zerstörung der Tiefsee zur Ausbeutung des Meeresbodens verhindern, bevor es zu spät ist.

Protestmail senden
Walroß auf Eisscholle in der Arktis

Mehr zum Thema

Sampling and Analysing Sea Foam for PFAS on Sylt

Erhöhte PFAS-Werte im Meeresschaum

Der Meeresschaum an deutschen Stränden ist stark mit PFAS belastet. Das zeigen Greenpeace-Messungen. Deutschland muss den Umgang mit diesen gesundheitsgefährlichen Chemikalien besser regulieren.

mehr erfahren über Erhöhte PFAS-Werte im Meeresschaum
Beach on the island of Borkum

Meerespolitik 2025: Eine Zukunft für Meer und Mensch

Internationale Abkommen fordern den Schutz der Meere und der Biodiversität. Deutschland trägt Verantwortung für Umwelt, Gerechtigkeit und eine lebenswerte Zukunft für alle.

mehr erfahren über Meerespolitik 2025: Eine Zukunft für Meer und Mensch
Ein Hai wird von der Besatzung eines unter iranischer Flagge fahrenden Schiffes, das im nördlichen Indischen Ozean Thunfisch fängt, als Beifang an Bord geholt.

Der stille Raub an unseren Ozeanen

Die Tiefseefischerei zerstört mit riesigen Schleppnetzen Fischbestände, Korallenriffe und ganze Ökosysteme. Sie bedroht die Artenvielfalt, hinterlässt bleibende Schäden und bleibt oft unsichtbar – 10 Fakten dazu.

mehr erfahren über Der stille Raub an unseren Ozeanen
The Marine Biodiversity of Batu Rufus Dive Site, Raja Ampat

Korallen – Ein tropisches Farbenparadies stirbt

Die prächtige Welt der Korallenriffe ist bedroht: Durch die Erderhitzung kollabieren die empfindlichen Riffe. Mit ihnen verschwindet ein unverzichtbares Ökosystem.

mehr erfahren über Korallen – Ein tropisches Farbenparadies stirbt
Greenpeace projiziert Botschaften von Menschen aus aller Welt auf den Svea-Gletscher in Spitzbergen. Mit Videos fordern Prominente wie der schwedische Schauspieler Gustaf Skarsgård und die südafrikanische Schauspielerin Amanda du-Pont den norwegischen Ministerpräsidenten Jonas Gahr Støre auf, die Pläne für den Tiefseebergbau in den arktischen Gewässern Norwegens zu stoppen.

Tiefseebergbau in der Arktis?

Norwegen legt Tiefseepläne auf Eis – doch die Bedrohung ist noch nicht vorbei

mehr erfahren über Tiefseebergbau in der Arktis?
Night confrontation with a deep-sea mining ship in the at-risk Pacific region

Erfolg: Klage erneut zurückgewiesen

Im November 2023 protestierten Greenpeace-Aktive gegen den Tiefseebergbau. Eine Klage dagegen ist nun abgewiesen worden.

mehr erfahren über Erfolg: Klage erneut zurückgewiesen